Dass DJ Rufflow und Maniac von den Demograffics aus Bayern kommen, hört man ihrer Musik nicht unbedingt sofort an. Das liegt vor allem daran, dass Maniac weder auf deutsch noch auf bajuwarisch, sondern auf englisch rappt. Moment mal – darf der das? Er darf. Warum, erfährt der geneigte Leser im Kurzinterview mit den Jungs. Und da Worte längst nicht alles sagen, gibt es auch eine exklusive Hörprobe aus dem Demograffics-Album "Cheese", das im April erschienen ist.
rap.de: Ihr kommt aus Bayern, wie man gleich hört…
Maniac: Ja, genau, und darum kennt man uns noch nicht so. Vor allem in Berlin nicht, hier haben wir erst einmal gespielt, vorletztes Jahr auf der Blumentopf-Tour. Wenn man uns kennt, kennt man wahrscheinlich mich, von Dexter & Maniac. Bis jetzt haben wir die Demograffics-CDs einfach selbst bei Shows gehustlet. Wir haben viele Festivals in Bayern und Österreich gespielt. Im Winter, die ganzen Snowboard-Geschichten. Wir haben auch Snowboard-Soundtracks gemacht, alles, was im Film passiert, wird gerappt. Da gibt es mittlerweile 18 Tracks. So sind wir ein bisschen in die österreichische Snwobaord-Szene hineingekommen. Darum kennt man uns wahrscheinlich eher in Bayern und in Österreich.
rap.de: Local Heroes also.
Maniac: Genau. Mal schau'n, was mit dem neuen Album geht.
rap.de: Eure Vorgeschichte?
Maniac: Ich habe ewig lange in den Staaten gewohnt.
DJ Rufflow: Ich verweise an dieser Stelle auf das Intro der neuen Platte. Da wird alles in viereinhalb Minuten erklärt, da bleibt keine Frage offen.
Maniac: Ich war sieben, mein Vater hatte ein Job-Angebot in den USA, also sind wir in die Staaten, Dirty South, South Carolina. Meine Eltern haben mich in die Schule gestopft und ich konnte kein Wort Englisch. I picked it up, you know? In so einem jungen Alter ist das viel leichter. Meine Eltern haben beide Akzent, obwohl sie schon über 20 Jahre in Amerika wohnen. Darum kommt ein großer Teil meines Einflusses aus den Staaten. Ich war aber nicht der, der sich so Crunk Shit angehört hat, auf meiner High School aber jeder. Ich habe aber durch ein paar kleinere Jams eher Old Cats kennengelernt habe, die damals auch schon so Ende zwanzig waren. Die kamen eben aus der Nineties-Era. Da habe ich viel gelernt, über Samples und so. Das Freestyle-Ding war mein Ding. Dadurch bin ich reingekommen. Nach zwei Jahren Freestyle habe ich auch bei Battles mitgemacht und MCs gerippt, nicht unbedingt, weil ich voll die Megaskills hatte, es war halt South Carolina, Dirty South, da waren nur so Crunk-MCs, die gar keine Punchlines hatten. Eigentlich find es davor noch mit dem Beats-Machen an, das ist mein ursprüngliches Ding. Damit habe ich angefangen und das mache ich auch immer noch.
rap.de: Ihr seid also nicht aufgeteilt in Produzent und MC?
Maniac: Ich mache die Beats und rappe und der Bursche hier macht die Scratches.
DJ Rufflow: Das fängt es jetzt aber auch schon an, Scratches zu machen.
Maniac: So hier und da mach ich schon mal ein paar Simple Cuts. Aber das, was der Rufflow kann, kann i net. Der macht sein Ding wahnsinnig gut. Ich meine, er ist jetzt nicht der J.Rocc von den Beatjunkies, skillsmäßig, aber er macht sein Ding geil. Und Skills hat er. Das passt. That's how we roll. Ich mach einen Beat fertig, 16er drauf, dann sag ich zu ihm, probier das was cooles drauf und das klappt halt.
rap.de: Jetzt wissen wir auch, warum du auf englisch rappst.
Maniac: Ja, ich war halt elf Jahre in den Staaten. Von sieben bis achtzehn. Ich hätte früher nie gedacht, dass ich wieder nach Deutschland komme, deshalb war das nie ein Thema, auf deutsch zu rappen. Natürlich gibt es immer die Leute, die fragen: Warum rappst du nicht auf deutsch? Na, weil eh schon jeder auf Deutsch rappt. Nein, Schmarr'n. Aber ich habe keine deutschen Skills, natürlich freestyle ich ab und zu auf deutsch. Aber ich habe mit Rappen auf englisch angefangen. Warum soll ich es jetzt anders machen? Wenn ich irgendein Gefühl habe, kann ich das auf englisch besser auf Papier bringen. Hörst mi ja, i kann ja kaum deitsch (lacht).
DJ Rufflow: Und wenn, dann freestylst boarisch und ned deitsch.
rap.de: Machst du das auch?
Maniac: Ja, teilweise auch, bei Shows. Manchmal so forth and back, das englische reimt sich auf etwas deutsches. Das ist schon cool, das macht Spaß. A bissl boarisch ins G'sicht.
rap.de: Ist der 90s-Stuff momentan wieder im Kommen?
Maniac: It doesn't matter where it comes from oder nach was es klingt. As long as it's good music, you know. Aber gut, das 90s-Ding, diese Samplegeschichten, das ist schon im Kommen. Ich habe aber gar nicht so den Überblick, ob das jetzt am kommen ist oder ned. Ich höre mir halt alte Schallplatten an. Aber was ich beim Beatfight mitbekommen habe, ist schon am Kommen. Unser Zeug ist aber eh absolut zeitgenössisch, gerade von den Lyrics her. Natürlich sinds gesamplete Beats, nicht nur, weil ich spiel auch viel ein, aber es ist zeitgenössisch.
DJ Rufflow: Eher gehen die Medien mehr drauf und zeigen mehr davon, denn veröffentlicht wurde so Zeug ja die ganze Zeit. Und nach fünf Jahren Berichterstattung über Crunk und das ganze Zeug hatte jeder das im Kopf und wir mussten ihm erklären, nein, Lil Jon ist eher nicht so der HipHop, den wir machen.
Maniac: Ich bin aber auch kein Purist, so: Oh, you didn't make that beat on a MPC or you didn't get that sample from an original. Ich kauf mir auch Represses. Die Technologie hat viel für Künstler möglich gemacht. Allein Videos, vor zwanzig Jahren hast du erstmal hunderttausend Euro gebraucht, um überhaupt ein gescheites Videoteam zusammen zu bekommen. Heute kaufst dir eine Cam, dann bist du der Regisseur, der Schnitt-Man, der Farbenangleicher. Das ermöglicht es, sehr viele Ideen zu spreaden. Das finde ich super. Wenn man einen Laptop hat, kann man die Leute erreichen. Super. Der Produzent von A$AP Rocky hat seine ganzen Sounds von limewire, habe ich gehört. Aber why the fuck not? It's all about wie's klingt.
rap.de: Und sonst so?
Maniac: Cheese, Love and Happiness. To those who are whack: I love you, too.
DJ Rufflow: Kas im G'sicht.