R&B findet auf rap.de nicht unbedingt regelmäßig statt – mal abgesehen von gesungenen Hooks oder auch Ausflügen bekannter Rapper ins Genre der gesungenen Lines. Heute aber steht mal ein Sänger im Mittelpunkt, der nicht rappt: Lido aus Berlin ist ein junger R&B-Sänger, der den Anspruch hat, etwas neues zu schaffen, etwas, was noch nie dagewesen ist. Seinen Song „Gold“ von der EP „Finding my way“ – die es auf squadmusic.de zum Download gibt – gibt es als Stream, dazu haben wir Lido zum Gespräch gebeten.
rap.de: Stell dich bitte kurz vor.
Lido: Ich bin Lido, 23 Jahre alt und bin R&B Sänger aus Berlin. Ich mache jedoch nicht nur straight R&B, bei mir fließen auch Elemente anderer Musikrichtungen in die Songs ein. Ich versuche etwas eigenes zu erfinden und deshalb kann meine Musik auch nicht mit der Musik von bekannten R&B-Künstlern verglichen werden.
rap.de: Wie lange singst du schon?
Lido: Eigentlich schon seit über 10 Jahren. Mein Vater ist halt ein bekannter afrikanischer Sänger und hat uns hie und da auch ein bisschen getrimmt zu singen, bis wir schließlich selbst in die Musik rein gefunden haben.
rap.de: Was singt dein Vater denn so?
Lido: Er singt mehr so in die Afro-Rumba-Jazz Richtung, er ist auch ziemlich bekannt in Berlin und war hier einer der Ersten, der afrikanische Konzerte gemacht hat. Er hat uns halt auch manchmal mitgenommen an die Konzerte, sodass wir schon früh das Feeling hatten, auf der Bühne zu stehen. War auf jeden Fall cool, aber ich hab dann mit der Zeit auch meine eigene Musik gefunden. Ich mag zum Beispiel diese ganz alten R&B Songs von Bobby Caldwell, das ist auch die Musik, die mein Vater hört. Aber ich mag auch das neue Zeug und schaue aber immer, das ich auch ein bisschen back to the roots gehe. Wenn ich einen Künstler von heutzutage mag, zum Beispiel Drake, interessiert es mich zum Beispiel, von wo er die Musik gesampelt hat und dann lande ich wieder bei Musik von der Zeit, die mein Vater gehört hat.
rap.de: Hast du am Anfang schon so gesungen wie jetzt oder war das ein längerer Prozess?
Lido: Das war ein längerer Prozess. In den ersten Jahren habe ich immer versucht, irgendjemanden nachzusingen und hatte keinen eigenen Stil. Das kam erst so in den letzten paar Jahren, mit meinen ersten Songs, dass ich angefangen habe meine eigene Stimme und meinen eigenen Flow zu finden. Aber trotzdem hat man da noch gemerkt, dass da Einflüsse dabei waren. Erst jetzt kann ich sagen, dass ich meinen eigenen Style gefunden habe. Ich hab das auch alles selbst gemacht, also ohne Vocal Coach. Ich versuche einfach mit eigenen Mitteln das Beste aus meiner Stimme zu machen.
rap.de: Wo würdest du deinen Style so einordnen?
Lido: Also bei der ersten EP, die ich rausgehauen habe würde ich sagen, dass die noch den ganz alten Urban R&B Einfluss drin hatte, jedoch waren da auch starke Pop-Züge drin. Aber die nächsten Lieder werden ziemlich anders und wie gesagt, von Elementen aus verschiedensten Richtungen geprägt sein. Es wird etwas entstehen, dass es in Deutschland bisher noch nicht gibt.
rap.de: R&B ist in den USA ja so ein Black Culture Ding, in Deutschland trifft das ja nicht zu, oder man siehts nicht im selben Kontext…
Lido: Ja es ist halt schon so ein Kulturding, man muss den R&B halt schon aus der Kultur oder aus dem sozialen Umfeld vorgelebt bekommen. Das ganze entstand ja aus dem Jazz und Jazz hat in Amerika einen ganz anderen Stellenwert als hier. So angesagt wie in Deutschland Schlager ist, so angesagt ist Jazz in Amerika. Aber auch wenn Jazz und R&B hier nicht einen so großen Stellenwert haben, gehören diese Musikrichtungen immer noch zum Gesang und man kann probieren, dies irgendwie mit dem Pop zu verbinden. Dafür muss man irgendeine Formel finden, daran arbeite ich im Moment.
rap.de: Welche deutschen Soulacts findest du denn gut?
Lido: Da kommen eigentlich nicht so viele Personen in Frage. Die erste Person, die mir einfällt ist auf jeden Fall Xavier Naidoo, er hat eine krasse Stimme. Worauf ich aber auch sehr achte ist die Lyrik und da kommt mir als erstes Moses P in den Sinn. Er schafft es wirklich beim Hörer so richtige Bilder im Kopf zu produzieren. Und meiner Meinung nach war Xavier auch am erfolgreichsten, als er noch mit Moses P zusammengearbeitet hat, weil da einfach die schönsten Texte entstanden sind. Nach der Trennung hat dann irgendetwas gefehlt, meiner Meinung nach. Aber nichts desto trotz ist Xavier gesanglich immer noch die Nummer 1. Wen ich auch gut finde ist Jonesmann. Er versucht, den deutschen R&B ein bisschen mit dem amerikanischen zu verbinden, mit den Beats und den HipHop Einflüssen und bringt das auch sehr gut rüber ins Deutsche. Sonst feiere ich Herbert Grönemeyer, auch wenn seine Musik keinesfalls zum R&B gehört, er erzeugt mit seiner Musik einfach krasse Stimmungen und man kann es fühlen. Ich hör auch Cassandra Steen und Joy Denalane, jedoch kommen die keinesfalls an Xavier heran, weil man bei deren Musik einfach merkt, dass da Leute dahinter stecken, die sie lenken und somit ist die Musik für mich nicht mehr so echt. Auch Manuellsen feier ich, der hat sich ja auch schon ein bisschen in diese Richtung versucht, wer weiß was da noch kommt.
rap.de: Was droppst du denn als nächstes?
Lido: Ich hoffe, dass ich spätestens Anfang 2014 meine nächste EP veröffentlichen kann, die wirklich mein hier und jetzt wiederspiegelt. Sie wird nicht so dunkel wie die letzte EP werden, ich ein wenig fröhlichere Musik machen.
rap.de: Woran liegt das, hat sich das bewusst so ergeben?
Lido: Es ist halt Musik die ich auch selber mehr feier. Ich mag die Musik nicht so in der es darum geht, dass die Welt grau und dunkel ist und bald untergeht. Natürlich gibt es auch negative Dinge im Leben, mein Lifestyle ist jedoch so, dass ich das Positive sehr geniesse. Ich bin eigentlich auch meistens gut gelaunt, deshalb macht es für mich keinen Sinn, düstere und dunkle Musik zu machen.
rap.de: Wie siehts aus mit einem Album? Ist das ein Projekt, das man demnächst von dir erwarten können?
Lido: Ja wir sind momentan daran, alles Schritt für Schritt aufzubauen, beispielsweise was das Label und die Fanbase angeht. Und wir werden nun mal die EP raushauen, vielleicht auch mal eine Single und wenn die gut ankommt, kommt vielleicht dann auch mal ein Album. Aber auf jeden Fall ist ein Album mein Ziel und ich bin auch überzeugt davon, dass ich nächstes Jahr ein Album veröffentlichen werde.
rap.de: Hast du denn jetzt schon eine gewisse Struktur, also ein Managment und ein Label?
Lido: Also momentan sind wir wie gesagt alles am aufbauen, aber haben noch keine Deals mit irgendwelchen Agenturen oder anderen Leuten. Wir haben schon ein paar Leute in Sicht und es bestehen Kontakte, die sind aber noch nicht konkret. Auf jeden Fall haben wir aber bereits viel Unterstützung und Rückenwind.