Das Mixtape ist in Deutschland kurz vorm Aussterben. Es gibt nur so wenige seiner Art, dass Greenpeace bereits Spenden sammelt.Welche Gründe hat das? Im Inspirationsland Nummer eins Amerika gehört es zum guten Ton. Auf Seiten wie datpiff.com werden Mixtapes wie Sand am Meer releast- und auch die erfolgreichsten Vertreter des Genres sind sich nicht zu fein dafür, völlig kostenlos Musik anzubieten.
Hierzulande dagegen ist das Mixtape eine Releaseform, der sich fast nur Newcomer bedienen, um auf sich aufmerksam zu machen. Schnell ein paar Lieblingsbeats zusammgesammelt und dann kann zum günstigen Preis (nämlich für umme) losgespittet werden. Über lang oder kurz ist es jedoch so gut wie eines jeden Künstlers Ziel, möglichst schnell ein Album zu droppen, am besten gleich mit Box. Mixtapes sind spätestens nach dem Top-20-Einstieg kein großes Thema mehr.
Eine Ursache für diese Dürre könnte in der Mentalität begründet liegen. Vielleicht fehlt die Zuversicht in der heimischen Raplandschaft, durch Mixtapes schlussendlich etwas zurückzubekommen. Lieber geht man den sicheren Weg zum Geldbeutel der meist jugendlichen Fans, mit einem durchdachten Album und einer ausgeklügelten Promomasche, anstatt durch hohen Mixtape-Output erstmal in Vorkasse zu gehen.In Amiland ist man da offenbar gelassener veranlagt und vertraut darauf, dass sich irgendwann schon alles auszahlt.
Darüber hinaus sehen manche Künstler eventuell auch die Gefahr, mit Mixtapes seine Hörerschaft zu übersättigen. Ohnehin ist die Output-Rate im Deutschrap recht hoch, zu manchen Zeiten erscheinen bis zu fünf Neuveröffentlichungen an einem Tag. Mit zusätzlichen Mixtapes, so womöglich die Befürchtung, könnte so bisschen der Reiz verloren gehen.
Was auch immer letztlich den Auschlag gibt – für den Hörer ist es einfach schade, dass nicht mehr Rapper in Deutschland sich da lockerer machen. Es muss ja nicht gleich gefühlt ein Mixtape pro Monat sein wie bei Why SL Beezy – eins pro Jahr wäre schon ein Fortschritt.
Im Moment gibt es allerdings wenig Anzeichen dafür, dass sich in Zukunft groß was ändert in der Sache. Leider! Rapper könnten sich auf Mixtapes freier und experementierfreudiger präsentieren und neue Konzepte ausprobieren, ohne zu riskieren, mit einem in der Produktion viel aufwändigeren und teureren Album zu floppen. Außerdem gilt die alte Regel: Wer etwas gibt, bekommt auch etwas zurück. Man muss nur bisschen Vertrauen haben – in sich und andere.