BlakRoc – BlakRoc

Ich sitze im Luigi Zuckermann Deli in der Rosenthaler Straße und höre auf meinem iPhone 3GS die neue Tegan and Sara, während ich ein bisschen in "Differenz und Wiederholung“ blättere, da ich diese Woche voll im Poststrukturalismus-Revival involviert bin.
Plötzlich stürmt ein blutüberströmter junger Mann herein und ruft: "Zu Hilfe! Ist ein Musikjournalist anwesend?“ Ich nehme noch einen Schluck von meinem fettreduzierten Soja Latte, dann erhebe ich mich. "Kyle Rixton. Stets zu Diensten.

Die Aufgabe ist nicht leicht: Eine Rezension für rap.de. Da kann man nicht irgendwelchen pseudointelektuellen Huppifluppi schreiben, da muss man sich auskennen. Zum Glück sind sie zum Besten gekommen. Kyle Rixton kennt sich aus. Welcher Rapper wurde wann wie oft angeschossen, wer hat bei Dre’s letzten Produktionen das Xylophon bedient, welches Versmaß hat Waka Flocka Flame auf "Luv Dem Gun Sounds“ verwendet (es ist der jambische Trimeter)? Muss man alles wissen. Und immer an den richtigen Stellen ein "no homo“ droppen, sonst kann man im Prinzip auch gleich mit runtergelassener Hose die Tanzfläche im Berghain stürmen.
Ich hätte jetzt richtig Lust auf eine Banane oder auch auf eine schöne Salami (no homo). So macht man das.

Also, wie gesagt, kein pseudointelektueller Huppifluppi. Ist ja nicht die Spex hier. Allerdings bringt die Spex ja mittlerweile gar keine richtigen Rezensionen mehr, sondern bespricht stattdessen Alben in so was wie Gesprächssimulationen, bei denen jeder interessierte Redakteur ein paar schlaue Sätze zum Thema absondern darf. Zum Beispiel zur BlakRoc LP, über die man dann erfahren kann, dass die für die Begleitmusik darauf verantwortlichen Black Keys "aufgrund ihrer bekanntlichen musikalischen Nähe zu Pearl Jam und Radiohead zunächst unter Generalverdacht stehen“, und dass die Platte zwar „reaktionär“ aber dennoch „ganz ausgezeichnet“ weil „groovy“ ist.
Entschuldigung, ich muss mal kurz kotzen gehen. Ah, schon besser. Und so gut für die Figur. Danke, Spex. Könntet Ihr in Zukunft vielleicht trotzdem zu klassischen Plattenkritiken zurückkehren? Das fänd ICH reaktionär aber groovy, denn diese Art von kreuzdämlichem Dummgeschwätz will ich lieber nicht noch mal lesen. Versteht mich bitte nicht falsch: Die Idee ist eigentlich gut, nur seid Ihr offenbar nicht die richtigen dafür. Um Euch das zu verdeutlichen, zeig ich Euch jetzt mal, wie das richtig geht.

Kylie: Und, wie findest Du die BlakRoc LP?
Ricky: Richtiger Müll.
Kylie: Okay, das wäre geklärt. Dann können wir ja jetzt ins IMAX gehen und uns zum 16. Mal "Avatar“ angucken.
Ricky: Sehr gut, ich bekomme schon Entzugserscheinungen.
Kylie: Aber vorher rammen wir uns noch gegenseitig ein paar phallische Lebensmittel tief in den Rachen.
Ricky: No homo!

Review abgeschickt. Mail von Staiger: "Sorry, Kyle, aber Du hast ja nicht mal erwähnt, wie oft Jim Jones angeschossen wurde. Review ist mir zu subjektiv. Das kannst Du echt nicht bringen.“ – Kann ich doch.