Review: Metrickz – RAW EP

Metrickz hält sich an seinen jährlichen Release-Rhythmus und veröffentlicht seine EP „RAW“. Erstmalig sind dabei nicht der Rapper (und seine Muskeln) selbst auf dem Cover zu sehen, sondern ein schlichter weißer Schriftzug vor blauen Felsen. Das führt uns direkt zu der Frage: Hat sich die Musik auch verändert?

In der Vergangenheit erlangte der Künstler vor allem Bekanntheit durch seinen Liebestrack „Valentina“,  der mit seinem Feel Good-Beat mit Ohrwurmfaktor auch einem Cro gestanden hätte. Auch Metrickz‘ weitere Singleauskopplungen waren häufig emotionsbetont, mal traurig, mal fröhlich.

Der Opener „RAW“ ist keins von beidem. Ganz der Titel, geht es hier über ein düsteres Instrumental eher roh zur Sache und Metrickz selbst beschreibt anfangs gleich den Soundstil seiner EP: „Sie gaben mir ne Kickdrum und Snare, Geigen in Stakkato, Synthesizer wie Tornados“. X-plosive, der zusammen mit Viona den Beat des Titeltracks produziert hat und auch für die restliche musikalische Basis der EP verantwortlich ist, liefert solide ab, ohne dabei wirklich Unvorhergesehenes zu erschaffen. Die Beats könnten so auch gut etwa auf einem Savas-Release vorkommen.

Der nächste Track macht klar, dass Metrickz gar nicht erst vom Bordstein bis zur Skyline konnte, denn er ist der „Junge aus der Stadt ohne Skyline“. Er spricht über seine Herkunft, die er trotz des Erfolgs nicht aus den Augen verlieren will. Kennt man. Schöne Line: „Aus der Armut wurd’ ein Traum wie durch ein Anagram“.

Mit „Everest“ folgt dann kurz darauf der einzige Liebestrack der EP. Metrickz verarbeitet eine gescheiterte Beziehung und fängt an, seine ewige Flucht in Konjunktive zu begreifen – „Denn im Endeffekt krall ich mich fest an einen Konjunktiv, mit allem, was wir sein hätten können“ – während ihm das Vergessen der Geliebten so schwer und hürdenreich erscheint, wie das Besteigen des Mount Everest. Das kann und darf man guten Gewissens cheesy finden, die Hook geht aber gut ins Ohr und erinnert mich in Sachen Sprachbilder ein wenig an Casper’s „Alaska“.

Zu „Burj Khalifa“ gibt es nicht viel zu sagen, Metrickz liefert hier ein paar spannende Flow-Variationen und Richter steuert seinen Part dazu bei. Klassischer Representer.

Auf dem letzten Track „Villa“ macht RAF Camora seine Handschrift nicht nur in seinem Part spürbar, auch der Sound ist deutlich beeinflusst von französischem Rap, für den RAF ja bekanntermaßen ein Faible hat. So heißt es dann auch in der Hook „Seul dans ma villa, personne l’avait cru mais pourtant je l’avais dit“. Sinngemäß: Ich wusste, dass ich’s schaffe, niemand hat mir geglaubt – jetzt chill’ ich alleine in der Villa. Der schöne Beat ist garniert mit viel selbstbewussten Lines von beiden und ein paar mehr oder weniger passenden als- und wie-Vergleichen von Metrickz: „Mann, ich laufe mit Kapuze durch die Wüste von Nevada/ wie Assassin’s Creed und mach’ mehr Kohle als ein Zahnarzt/ nur mit Rapmusik“. Metrickz’ Hype ist also „größer als der Burj Khalifa“, kohletechnisch bleibt aber der gute alte Zahnarzt der Vergleichswert. Bodenständig.

Insgesamt kann ich das alles nicht richtig schlecht finden, wie so oft fehlt mir aber auch hier das Alleinstellungsmerkmal. Die Texte sind Durchschnitt, Flows und Beats harmonieren gut miteinander, erschaffen dabei aber nichts Neues. Einmal die Tracklist abhaken: Representer – check, Herkunftsgeschichte – check, Herzschmerz – check. Manchmal habe ich bei solchen Releases das Gefühl, fünf verschiedene Remixes von Songs zu hören, die bereits vor 10 Jahren erschienen sind. Das ist alles hörbar und bei Tracks wie „Everest“ kommt sogar ein bisschen Stimmung auf, sie etablieren Metrickz aber für mich nicht als Künstler, den ich unbedingt auf dem Schirm haben muss – und machen RAW“ nicht zu einer EP, die bei mir auf Repeat laufen wird.