Review: Hudson Mohawke – Ded Sec (Watch Dogs 2 Soundtrack)

Der schottische Produzent, DJ und Komponist Hudson Mohawke, der in der Vergangenheit unter anderem für Kanye West, Frank Ocean oder Drake produziert hat, liefert mit „Ded Sec“ den Soundtrack für das bald erscheinende PS4-Game „Watch Dogs 2“.

„Watch Dogs 2“ spielt, wie bereits der Vorgänger, in einer fiktiven Welt, in der Hacken das einzige Mittel gegen staatliche Unterdrückung und Überwachung geworden ist. Der Protagonist des Spiels, Marcus Holloway, wird wegen des Vorhersage-Algorithmus‘ der staatlichen Überwachungssoftware „ctOS 2.0“ einer Straftat bezichtigt, welche er nicht begangen hat. Für ihn ist darauf die einzige Lösung das komplette System lahmzulegen. Ähnlich digital klingt auch der Soundtrack: viele Synthies, viele Flächen, viel Geschepper. Trotzdem verliert Hudson Mohawke nicht seinen Bezug zu seinen Wurzeln im HipHop: Die Drum-Pattern verlaufen kurzzeitig wie im klassischen Boombap, werden dann mit rasselnden Hi-Hats und repetitiv klatschenden Snares immer mal wieder trappig und droppen dann so, als würde man Flume durch zehn Bitcrusher jagen.

Schon der erste Track „Shanghaied“ kommt mit so einer bunten Melange an Stilen: Es geht los mit Sounds, die sich wie das verzerrte Intro einer Filmproduktionsfirma anhören, die dann Platz machen für majestätischen Chorgesang, dann ein paar Trap-Drumpattern, dann ein paar Akkorde vom Piano, dann… Man merkt: Hier wird nicht einfach ein SciFi-Soundtrack abgespult, hier treffen verschiedenste Musikstile aufeinander, die dennoch zusammen ein stimmiges und sehr hörbares Soundbild ergeben.

Diese „Hörbarkeit“ im klassischen Sinne ist nicht unbedingt bei allen Tracks auf „Ded Sec“ gegeben, manche Tracks sind sehr sperrig und sehr kurz – das liegt einfach daran, dass hier ein Soundtrack für ein Videospiel in einer dystopischen Welt geschrieben wurde, nicht ein Album, dass man bei einem sonnigen Herbstspaziergang im Wald hören soll. Tracks wie „Burning Desire Hacker“, „W4tched Cinema“ oder „Citrus“ sind Interludes, die vermutlich erst in Verbindung mit dem Spiel ihre volle Wirkung entfalten werden.

Bei anderen Tracks wie „Play N Go“ hingegen kann ich mir auch sehr gut vorstellen, sie im Alltag zu hören. Wenn hier gepitchte Vocalsamples mit distorted Synthiegebretter zusammentreffen, dann ist auf jeden Fall Turnup angesagt, wie man es von Hudson Mohawke erwartet.

Gespielt wird dabei immer wieder mit den Erwartungen des Zuhörers. So droppt der Track „Motherload“ schon nach wenigen Sekunden leicht off beat, nur um sich danach noch einmal minutenlang aufzubauen und schließlich dem Zuhörer das große Finale vorzuenthalten, indem er verträumt, piepend und knisternd ausklingt. Das erinnert an frühere Tracks von Hudson Mohawke und weiß zu gefallen.

Mein Favorit auf der Platte ist aber eindeutig das großartige „Robot Finale“. Auch hier bricht Hudson Mohawke jedes Mal, wenn die Melodie es einem nahelegt, sich in dem Track zu verlieren, wieder mit der Songstruktur, baut Breaks ein, um bloß nichts zu bequem zu machen. Gleichzeitig schwirren einem durch einen beeindruckenden Raumklang die einzelnen Drumpattern regelrecht um den Kopf und behalten dabei einen sehr natürlichen Klang – ein schöner Kontrast zu den ansonsten, auch anlässlich des Settings, sehr künstlich gewählten Instrumenten.

Obwohl das Album ein Soundtrack ist, hat Hudson Mohawke den Stil, den er in seinen Soloprojekten fährt, nicht abgelegt, seine allgemeine Affinität zu futuristischer Musik passt einfach von sich aus schon sehr gut zum Setting des Spiels. Zwar ist nicht jeder Track wirklich alltagstauglich, zum Autofahren machen die Tracks aber allemal Bock. Also rein damit in die Anlage und 16 Tracks lang ein bisschen durch die Zukunft fahren.