Review: Chima Ede & Ghanaian Stallion – Principium

Chima Ede und Ghanaian Stallion haben sich zusammengetan, um gemeinsam zu den Anfängen, zum „Principium“, zurückzukehren. Was nicht bedeutet, dass es auf „Principium“ jetzt nur oldschooligen oder weniger abwechslungsreichen Sound gibt. Nicht nur Chima Ede unterstreicht damit seine Daseinsberechtigung im Rap, auch Ghanaian Stallion zeigt, dass seine Produktionen genauso gut mit anderen Künstlern harmonieren können, wie sie es schon mit Megalohs oder Sylabil Spills Rap getan haben.

Bereits mit dem Titeltrack, der den Anfang macht, nehmen die beiden den Hörer schon durch die souligen Vocalsamples mit zu den Ursprüngen des Raps. Oder eben zu dem, was vor dem Rap schon da war. Durch den abwechslungsreichen Flow kommt hier Chimas Vielseitigkeit zum Vorschein. Was aber durchgehend auffällt: Chima bringt unablässig wahnsinnig viel Energie durch seine Stimme und den Flow rüber. Aber das muss er auch, immerhin liefert Ghanaian Stallion konsequent starke Instrumentals, auf denen man nur mit viel Power abliefern kann bzw. muss, um als MC neben den Beats nicht unterzugehen.

Und das schafft nicht nur Chima Ede, sondern auch sein Featuregast Megaloh auf „Mama wusste“. Thematisch geht es besonders in diesem Track viel um ihre Kindheit und jugendliche Entwicklung sowie die Anfänge ihres Raps und die Steine, die ihnen aufgrund ihrer Hautfarbe und Ziele in den Weg gelegt wurden. Aber wenn man beide nun auf diesem Song hört, kann man sich glücklich schätzen, dass sie diese Hindernisse überwunden haben.

Bei „Bleib weit weg“ ändert sich Chimas Stimmeinsatz: viel weicher und ohne Aggression. Und auch das steht ihm und sorgt für eine schöne und ruhige Abwechslung inmitten der oft eher schnelleren Tracks.

Wie schon angedeutet gibt es auch auf diesem Tape wieder sehr viel Selbstreflexion, indem Chima über seine Kindheit und Jugend berichtet. Dabei zumeist eher negativ, aber trotzdem genauso wenig cheesy wie seine Gesangseinlagen – diese verleihen der EP nämlich eher eine Soul-Atmosphäre. Denn trotz der vielen intensiven Drums, die für durchgängiges Kopfnicken sorgen, wurde der melodische Anteil nicht vernachlässigt: Das gesamte Soundbild lebt vor allem auch von den vielen verschiedenen Melodien, ob nun dank Klavierkompositionen oder Blas- und Streichinstrumenten. Die Beats, gepaart mit Chimas Flow und Stimmeinsatz, schaffen die Atmosphäre, die sich durch die EP hinweg zwischen emotional bis fast schon theatralisch und offensiv bis bissig bewegt.

Einer der stärksten Tracks ist das Outro, welches die EP, wenn man die Bonussongs außer Acht lässt, gut zum Ende bringt, aber gleichzeitig dafür sorgt, das Tape nochmal hören zu wollen. Denn mit einer weichen Stimme steigt Chima ein, bis der Beat härter einsetzt und sein Flow darauf mitzieht. So geben Chima Ede und Ghanaian Stallion zum Schluss nochmal ihr Bestes und packen den Stimmungswechsel auf einen Track, der sich ansonsten durch ihr gesamtes Projekt zieht.

Insgesamt bestätigt Chima Ede mit dieser EP eigentlich nur das, was seine vorherigen EPs schon angedeutet haben: Er kann rappen und das nicht einfach nur so, sondern sehr vielseitig, um dem Hörer verschiedene Gefühle zu vermitteln. Also auch wenn er zusammen mit Ghanaian Stallion einen neuen Sound entwickelt hat, indem die Grundelemente des Raps zu einem neuen Gewand geschneidert wurden, tanzt dieses Projekt nicht aus der Reihe seiner vorherigen Werke. „Die Beats und die Musik dienen nicht als Reise in die Historie. Nein, sie sind Indizien für ein bald eigenes Elysium“.