PA Sports – Zurück zum Glück [Review]

PA Sports veröffentlicht sein sechstes Soloalbum. Mit „Zurück zum Glück“ schließt sich der Kreis, den der Essener mit seinem Solo-Debüt „Streben nach Glück“ und dem darauf folgenden „Vom Glück zurück“ geöffnet hatte. Eine klassische Trilogie halt.

Vorneweg: Das Album ist erstklassig produziert. Für die meisten Beats zeichnet sich Joshimixu, dessen Name bekanntlich für Qualität steht, verantwortlich.

Wie aus den bisher ausgekoppelten Tracks schon zu hören war, ist das neue Werk zum Großteil ernsthaft gehalten. Gesellschaftliche Probleme spielen eine große Rolle, ob menschliche Tragödien in Beirut oder sinnlose Morde zwischen Türken und Kurden, PA geht dahin, wo es anderen zu unpopulär wird und bezieht klar Stellung – Respekt für so viel Haltung.

Zuletzt verbreitete sich PA Sports Ansage an jeglichem religiösen Extremismus sowie Nationalismus wie ein Lauffeuer durchs Internet. Sinnbildlich dafür steht seine Line „Meine Nation ist Mensch. Mein Land ist die Welt.“ aus der Auskopplung „100 Bars Legacy“.

Grundsätzlich präsentiert sich PA sehr gereift und sich des Wesentlichen im Leben bewusst, was sich in seiner Musik widerspiegelt: meist ernste Themen, die völlig zu Recht angesprochen werden, wenig vom typischen Schwanzvergleich-Rap. Der Zeigefinger wird vom Essener über den kompletten Bildschirm geschwungen. Hier und da übertreibt er es zwar ein bisschen mit den Moralpredigten, im Grunde finde ich diesen Ansatz aber mehr als gut. Menschen die in der Öffentlichkeit stehen und eine große mediale Reichweite haben, sollen durchaus mal die Allgemeinheit sensibilisieren (siehe etwa Leonardo DiCarprios Oscarrede). Zumal PA wie gesagt nicht auf plumpen Populismus setzt und auch unangenehme, schwierige Themen anspricht.

Klar gibt es auch mal Hoodlife-Telling, wie etwa bei „In der Hood“, ist aber auch vollkommen legitim und wirkt nicht deplatziert, zumal PA in den Essener Streets einiges erlebt haben dürfte. Eine gesunde Portion Abwechslung schadet außerdem nie.

Natürlich darf mit „Puste aus“ ein Feature mit PAs altem Wegbegleiter KC Rebell nicht fehlen.  Gleiches gilt für Kianush, mit dem der Essener 2014 das Kollabo „Desperadoz“ an den Start brachte. So gibt es mit dem gebürtigen Teheraner zwei aufeinanderfolgende Tracks, erst hart und rough, dann sanfter und deeper.

Als Höhepunkt des Langspielers muss man den bereits veröffentlichten Track „Kollateral“ hervorheben. Ein absolut aktuelles Problem wird hier klug analysiert und auf den Punkt gebracht. Ebenso ist „Mensch/ Maschine“ eine starke Anspielstation, auch wenn hier keine moralische Keule geschwungen wird. Im Feature mit Savas wird vielmehr Punchlinerap auf hohem Niveau präsentiert. Auch die bereits erwähnten „100 Bars Legacy“ sind mit ihrer roughen Art einer der stärkeren Parts des Langspielers.

Insgesamt hat PA hier ein sehr rundes Werk geschaffen, kohärent und mit wenigen Schwächen – sound- und raptechnisch sowieso nicht. Die Sensibilisierung für politische und gesellschaftliche Probleme ist so glaubwürdig wie erfreulich. Da kann man auch mal übersehen, dass der Essener ab und zu übers Ziel hinaus schießt. PA ist einfach ein korrekter straighter Typ und das wirkt sich hörbar auf seine Musik aus.