Danju – Stoned ohne Grund [Review]

Vorab muss ich etwas loswerden: Was hat Danju mit meinem straighten Musikgeschmack gemacht? Gesang im Refrain, offensichtliche Lovesongs, Featureparts von Cro, Autotune gepaart mit Trapbeats – und ich feier‘ das Album als Gesamtwerk trotzdem? Wie kann das sein?

Ich glaube, wer auf der Suche nach dem tieferen lyrischen Sinn ist – was ich eigentlich immer bin – wird diesen auf Danjus neuem Album „Stoned ohne Grund“ vergebens suchen. Trotzdem wird man beim Durchhören unterhalten und ungefähr genauso high wie Danju es beim Rappen ist. Richtig entspannend, wenn man sonst nur Mucke pumpt, die einen in den endlosen Bann von unzähligen Überlegungen über die Welt zieht. Die meisten Tracks finde ich unglaublich gut, weil sie mir genau das liefern, was ich selten finde: Tracks mit Inhalten, die man eher als flach bezeichnen würde, die mich aber einfach gut unterhalten und mich von dem ganzen Wahnsinn der draußen abgeht, runterbringen.

Was mich wieder weniger überrascht, ist, dass ich einige Tracks dann doch mit verzogenem Gesicht skippen musste. Ab „Mama“ ging’s eigentlich bergab für meinen Geschmack und „Malibu“ war sogar eine Qual für mein Gehör. Da merke ich als bekennender Maeckes-, die Bestesten– und Retrogott & Hodn-Fan, dass die ganze Schiene eigentlich gar nicht meine ist. Am liebsten würde ich – um weiter in meinem Musikgeschmack standhaft zu bleiben – behaupten, dass ich ab Track 7 raus war – aber das war nicht so. Ich wollte das Album unbedingt weiter hören, um zu wissen was es mir noch so geben kann.

Danju hat das Talent, Themen auf eine zunächst einfache Art und Weise so zu verpacken, dass sie chillig, aber doch eindringlich sind. Seine ungewöhnliche Stimme und die Bezüge zum Amirap unterstützen das Ganze. Ganz großes Tennis. Auf Tracks wie „An manchen Tagen“ erkennt man sich einfach selbst wieder, wenn Danju beschreibt, wie einem einfach alles viel zu viel ist und man glaubt, dass man viel langsamer läuft als die Welt um einen herum. Eigentlich kein gutes Gefühl, aber durch Danjus Track ist es plötzlich völlig okay. „ Werd von LKW’s überholt / Shit, was ist los mit dem Typen /Ich hoffe ich fahr‘ Richtung Süden / Doch egal, Hauptsache weg von hier.“

Gerade mal zwei Tracks später auf „X„, mischt sich dann der Rapper mit der Pandamaske ein. Dass Danju mit Cro groß wurde und nach wie vor viel mit ihm zutun hat, ist mir bekannt. Viele ziehen vielleicht auch einen Vergleich zwischen den beiden. Ich überhaupt nicht. Cro ist ein Künstler, den ich größtenteils gar nicht feier‘. Sein Stil spricht mich einfach nicht an. Danju ist für mich irgendwie authentischer. Es ist trotzdem keine große Überraschung, dass man Cro als Featuregast auf dem Album findet. Leider bin ich dann auch meistens raus, wie z.B auf „X“. Nicht, weil ich so straight gegen Cro bin und nur allein schon bei dem Namen skippe, sondern weil automatisch die musikalische Cro-Atmosphäre im Track mitschwingt, die mir halt nicht gefällt – Zu blumig, zu girly, zu kindlich – einfach nicht meins.

Komischerweise ist das allerdings auf „Champ“ und „Tag & Nacht“ ganz anders. Das mag vielleicht daran liegen, dass Cros Part nicht länger als zehn Sekunden geht oder eben daran, dass mich das Gesamtwerk so überzeugt, dass ich über einiges hinwegsehen kann.

Woran dieser Sinneswandel liegen mag? Ich glaube, dass Danju mich allgemein als Künstler überzeugt. Obwohl er seinen Dope-Konsum fast in jedem Track als Thema verwendet und das sogar mit Autotune und Trap paart, nervt er mich damit nicht, im Gegenteil. Die Liebe zum Detail, die ganzen Beatwechsel, die außergewöhnliche Stimme, der Flow, die Rapskills, und besonders seine facettenreiche Kreativität haben mich auf jeden Fall angefixt. Allein, dass mir das Album Begeisterung für eine Art Rap gegeben hat, die mich in diesem Ausmaß noch nie begeistert hat, macht „Stoned ohne Grund„, trotz dem ein oder anderen Lied, das ich immer wieder skippen werde, zu einem gelungenen Gesamtkunstwerk.

Danju – Stonend ohne Grund
VÖ Datum: 8. April 2016
Verkaufsrang: 14
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