Lumaraa – Gib mir mehr [Review]

 

Lumaraa is back! Wer? Na Lumaraa, das ist die, die mal bei Rap am Mittwoch war, die mit „Mädchensache“ , die, die mit dem Asiaten zusammen ist. Naja ist ja auch egal, jedenfalls hat sie am 5. Februar ihr neues Album „Gib mir mehr“ veröffentlicht.

Im Vornherein habe ich nicht viel erwartet. Ich bin als Frau weder eine Verfechterin von Frauen im Rap-Biz, noch bin ich ihnen negativ gesonnen. Dass Lumaraa der Sparte Pop-Rap zuzuordnen ist, war mir auch bereits bewusst.

Die Themen auf „Gib mir mehr“ sind schnell abgesteckt: Es geht um Liebe, Verrat, falsche Freunde, um Kerle, die sie hintergangen haben, um Kerle, die sie ganz toll findet, aber auch um ihr glückliches Single-Dasein (trotz aktueller Beziehung) , ihre neu gewonnene Hoffnung, und natürlich darum, dass Lumaraa „der Shit“ ist.

„Hebt die Gläser hoch, ich bin wieder am Start/ Oh, oh, wieder allein/ Oh, oh, kein Kummer und kein Schmerz mehr/ Gib mir mehr, gib mir mehr, gib mir mehr, yeah, yeah// Mein neuer Status ist n Smiley mit nem Grinsen// Denn wenn ich den Schlüssel vergesse, hab ich nen zweiten, yeah“. („Gib mir mehr„)

Der Titelsong eröffnet sogleich das Album. Erste Assoziationen: Klingt wie Blümchen, oder Tic Tac Toe, Teeniegirl-Rumgehopse, Post-Liebeskummer-Scheiß-auf-den-Penner-der-hat-mich-nicht verdient-Hihihi, und klingt sowas von nach „MMMBop“ von Hanson – ihr wisst schon dieses „Du dab dib dab dab duu dab yeah yeah – von 1997. Treffender Einstieg in das Album, um einen Querschnitt des gesamten Werkes aufzuzeigen.

Aber nur fast, mit dem zweiten Track „Ich bin die Eins“ präsentiert Lumaraa direkt mal ihre Rap-Skills. Hörbar von sich selbst überzeugt haut sie am Fließband Phrasen wie „Lumaraa ist am Stizzle“ oder das bereits erwähnte „ich bin eigentlich der Shit“ raus. Okay. Sogar einen kleinen Seitenhieb Richtung Fler erlaubt sich die liebe Lumaraa auch. Der hat ihr wohl damals, als sie noch ganz innocent und young nach Berlin kam, um Musik zu machen gesagt, der Kuchen sei schon aufgeteilt, kein Platz mehr für klein-Lumi.

Danach plätschert das Album munter dahin: Ein paar Radio-Songs, einige Hoffnung-Kopf-hoch-Songs, eine harmlosere, fröhlichere Antwort-Version an K.I.Z.sVerrückt nach dir“ aus der Sicht der Gestalkten, noch mehr Frauen-Power-Hymnen, serious-Piano-deep-shit-realtalk, pseudo theatralische Erinnerungen an irgendeinen Kerl (mit Berliner S- und U-Bahn-Ansagen und einem ganz dramatischen „Dieser Zug endet hier“ am Schluss des Songs, warum auch immer). Im Grunde basiert jeder Song auf einer schon zigfach gehörten Blaupause, die man beim besten Willen nicht wieder hätte ausgraben müssen.

Als klares Highlight des Albums setzt Lu ihre im vergangenen Werk begonnenen „60 Bars“ mit „100 Bars“ fort und beweist doch ein gewisses Raptalent. Lumaraa flowt locker aus der Hüfte und macht, was man auf X-Bars Songs so macht: Representen. Den Schluss des Albums bilden erneut pseudo deepe Songs über ihren Werdegang bzw. ihren Weg, ein don’t-give-up-Song, ein wohoo-gute-Laune-Sommer-Sonne-Song und einer über den heiligen Moment vor einem Auftritt.

Viel hat sich thematisch und technisch seit „Mädchensache“ nicht getan. Doch wider Erwarten ist das Durchhören des 18 Tracks langen Albums zwar keine Erleuchtung, aber auch keine große Qual. Lu hat eine angenehme Stimme, sowohl beim Singen als auch beim Rappen. Klingt zwar wie jede x-beliebige Sängerin, aber halt angenehm. Sie gibt sich durchaus selbstbewusst – sie ist ja auch schon ganze 25, Mensch – und man kauft ihr ihre Geschichten auch irgendwo ab, das sind sicherlich wahre Geschichten, die sie in irgendeiner Weise erlebt hat, und in simpel gestrickte Songs verpackt hat. Das Songwriting mag zwar nicht ihre größte Stärke sein, sie schafft es aber doch, ganz angenehm zu klingen. „Gib mir mehr“ ist easy Listening in seiner reinsten Form – wenn auch auf längst ausgetretenen Pfaden.