Plusmacher – Die Ernte [Review]

Wie ihr euch die Mäuler zerreißt, weil er beim Räuber unterschreibt
Meisterwerk Nr. 3, füllt eure Fressen jetzt mit Blei

Na, das ist doch mal ’ne Ansage, die der nach Berlin emigrierte Magdeburger Plusmacher dem Hörer in seiner ersten Single „Taschenrechner“ um die Ohren haut. Sein drittes Album „Die Ernte“ releast er über Xatars neues Label Kopfticker Records, bei dem Plusmacher kurz nach Gründung im Sommer 2015 als erstes Signing unter Vertrag genommen wurde.

Nach seinem vielversprechenden Debüt „Bwl/Bordsteinwirtschaftslehre“ und dem darauf folgenden „Fsw/Freieschwarzmarktwirtschaft“ wirft er mit stilechter „Popelbremse“ nun getreu seinem Motto „Ich will die Kids mit meinem Style wieder mit dem Sound der Straße vertraut machen. Dort kommt der HipHop her. Bei mir wird echter Dreck gefressen“ das nächste Werk in den Ring.

Der erste Track „Schatzmeister“ erweist sich als guter Einstieg und Catcher. Der chillige Style mit vielen Samples aus den 80ern und 90ern, wie beispielsweise das in „Privatact„, die Oldschool-Beat-Palette und der häufigere Einsatz von funky Orgel- und Gitarrensounds ergeben einen stimmigen Rahmen und bewähren sich definitiv auch auf Albumlänge.

Großes Lob an dieser Stelle an die Produzenten Reaf, Brenk Sinatra, Brudiloops, Yourz, Figub Brazlevic und Pierre Sonality, die für die größtenteils Synthie freie Boombap Untermalung verantwortlich sind. Satte, aber unaufdringliche Bässe, ballernde Drums, psychedelisch angehauchte Samples und viel Variabilität im Grundgerüst sorgen für einen atmosphärischen, abwechslungsreichen und schlüssigen Klang. „Schuhkarton“ und „Brusthaare“ sind beispielhaft für dieses gute Zusammenspiel der Instrumentensamples mit den Drums.

Inhaltlich betrachtet ist „Die Ernte“ dafür relativ simpel gehalten. Großangelegte lyrische Konzepte oder stark verschachtelte Lines sind nicht vorzufinden. Stattdessen bleibt der Plusmacher sich treu. Bodenständige, handwerklich gut gemachte Raps. Passend zu Albumtitel und Künstlername liefert der Bordstein-Rapper, wenn auch in übertriebener Form, merklich autobiographisch geprägte Storys von der Straße über Hanfplantagen, Gras verticken, Kohle machen, dem Knast entgehen, das Zollamt umgehen, Mercedes fahren, Rolex tragen, dabei immer mit der Hand an der Knarre und einer guten Portion Selbstbeweihräucherung.

Das mag erst mal flach und eintönig klingen, doch der „King vom Kiez“ weiß dies durch die detailreiche Erzählweise, wie in „Raubkatzen“ oder mit der Thematisierung seine Anfänge in „Hasselbachplatz“, einer kleinen Hommage an die Heimat, zu vermeiden. Seine lockeren, zugegebenermaßen nicht ganz so ausgeklügelten Wortwitze, verleihen dem Ganzen einen gewissen Charme. „Reale Geschichten mit einem Augenzwinkern“ wie er selbst sagt.

Zudem sorgen die stimmigen Feature-Parts an genau den richtigen Stellen für die benötigte Auflockerung. Neben Labelboss Xatar, Niqo Nuevo und Momo der Afrikaner ausm Block trifft der Hörer auf „Mit Senf“, der Fortsetzung von „Bockwurst“, mit Karate Andi einen alten Bekannten. Passend zur Albumthematik raucht Newcomer Botanikker bei zwei Tracks mit, „Vollzeit Gansta“ und „Wir sind Gees“ .

Plusmacher überzeugt mit angenehmer Stimme, lässigem Flow, Originalität und entspannter Atmosphäre. Er ist kein ausgewiesenes Reimemonster, spittet aber durchaus respektable Reimketten über die sehr musikalischen, gut durchproduzierten Beats. Insgesamt ist „Die Ernte“ ein sehr rundes, harmonisches und unterhaltsames Album nach feinstem Straßenrap-Entertainment, welches inhaltlich dennoch nicht ganz so begeistert wie soundtechnisch.

Plusmacher – Die Ernte – Limitierte Taschenrechner-Box
VÖ Datum: 15. Januar 2016
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