Tamas – Kopf.Stein.Pflaster [Review]

Lange Zeit war es ruhig um Tamas. Früher war er als Teil von DeineLtan unterwegs, irgendwann  jedoch lösten sich diese auf, und abgesehen von einigen Features z. B. für DCVDNS oder Ruffiction, versank auch der tätowierte Hüne in der Versenkung. Nun ist er aber beim neugegründeten Label Auf!Keinen!Fall! unter Vertrag und präsentiert sein neues Album „Kopf.Stein.Pflaster“. Wollen wa doch mal reinhören.

Um eins direkt vorweg zu nehmen: Wer keinen Metal mag, wird mit dieser Platte nichts, aber auch gar nichts anfangen können. Tamas verzichtet komplett auf klassische Beats und unterlegt seine Tracks lieber mit Metal-Instrumentierung. Ist ja auch nicht das schlechteste Genre, aber funktioniert das auf Albumlänge? Ja, trotz etwas wenig Variation im Gespielten (vielleicht fehlt mir da aber auch das genaue Ohr) fesselt der Sound über die komplette Dauer. Harte Untermalung für Tamas‘ harten Rap.

Thematisch bleibt der Berliner sich treu und nutzt gleichzeitig aus, was das neue Genre ihm bietet. So landet er mit seiner Frau in der „Hölle“ oder lässt als „Michael Jackson“ Tote tanzen. Auch eine Neuauflage des DeineLtan-Tracks „Fick die Cops“ gibt es – alte Texte, neuer Sound.

Er kam zum letzten Abendmahl/ mit Gatlinggun im Arm an/ Und nach dem Fresswahn setzte er alles in Brand/ weil er den Verrat nicht vertragen hat“ („Jesus schießt“ )

Beim simplen lyrischen Amoklaufen bleibt es aber nicht, Tamas hat noch ein paar Skurrilitäten in peto. Da wäre „Jesus schießt“, in dem Tamas seine ganz eigene Version des Erlösers darstellt. Oder „Eat the rich“, Aussage ungefähr: Sie sind reich, deshalb fressen wir sie auf. Zu sehr den Kopf zerbrechen sollte man sich darüber nicht, sonst fällt einem auf, wie stumpf und plakativ das alles ist. Ich kann mir aber auch schlecht eventuelle tiefgründige Sachen auf dem Album vorstellen, das würde einfach nicht ins Konzept passen. Obwohl, der persönlichere Touch von „Drama“, dem einzigen ruhigeren Track, weiß durchaus zu überzeugen. Da er in der Mitte des Albums gelegen ist, kann man kurz ein bisschen verschnaufen, bevor es krachend und martialisch weitergeht.

Featuremäßig gibt es wenig zu vermelden, lediglich Crystal F liefert auf „KRKA“ einen gelungenen Part ab, der sich stilistisch nahtlos in die Linie des Albums einfügt. Technisch gesehen erfindet Tamas das Rad sicher nicht neu, muss er aber auch nicht, größtenteils gibt es eine solide bis gute Leistung. Die Doubletime-Abfahrten, für die DeineLtan damals so berühmt waren, wurden allerdings zurückgefahren. Dennoch finden sich einige, meist kürzere Passagen.

Kein Rückzug, keine Aufgabe/ Ist unsere Aussage, wenn wir ausrasten“ („KRKA“)

Kopf.Stein.Pflaster“ ist polarisierend. Vom Sound bis zu den stumpfen, provokanten Messages. Das hier ist keine Musik zum Nachdenken, sondern zum Hirnabschalten, Moshen und Aggressionen rauslassen, in Noten und Wörter gegossener Hass auf die Oberschicht. Ein Album für jedermann? Nein. Aber ein gelungener Genremix für alle, die sowohl Rap als auch Metal mögen.