Neunfünf – About Parks and Clouds [Review]

‚Spacedream‘ ist Neunfünfs eigenwillige Bezeichnung für den Sound auf der komplett selbst produzierten „About Parks and Clouds“ -EP. Was im ersten Moment nach zu viel Codein und Cannabis klingt, entpuppt sich schnell als treffende Genrebezeichnung: Den Hörer erwarten atmosphärische Instrumentals mit mal wohligen, mal düsteren Flächen, dezent eingesetzten Drums und groovigen Basslines. Auf den fünf Songs erzählt der gebürtige Stuttgarter und heutige Wahl-Heidelberger von seiner Jugend und Nächten mit den Homies. Dabei liefert Neunfünf Zeilen, die sowohl ein Mittzwanziger fühlen-, als auch ein 15-jähriges Sadgirl auf Facebook posten kann: „(..)Dafür könnte es zu spät sein/ Rote Augen von morgens bis zur Latenight/ Also hands down, ehrlich zu mir selbst/ Ich muss nicht alles machen nur weil es mir gefällt

Auf jedem einzelnen Track spürt man, dass der Künstler seinen ganz eigenen Sound kreieren wollte. Das hat Vor-, und Nachteile. „About Parks…“ besitzt eine eigenständige Identität, keiner der Beats wirkt wie schon mal gehört. An der einen oder anderen Stelle wird man das Gefühl jedoch nicht los, dass ein bisschen weniger Experimentierfreude dem Gesamtbild gut getan hätte. Der an Albert ParisiensRoofdown“ angelehnte Track „Roof down Pt. 2“ ist dafür das beste Beispiel. Das Zusammenspiel aus Beat und Lyrics funktioniert hier nicht wirklich gut, an vielen Stellen wirkt der Song überladen. Das positive Gegenspiel ist der heimliche Hit dieser EP, „Der Rest ist Tod“ . Hier geht der Soundentwurf vollkommen auf. Neunfünf trifft mit düster gehaltenden Lyrics und einer Ohrwurm-Hook die Stimmung des Beats exakt:

Du öffnest deine Seele mit tonnenweise Gras/Am Ende des Tunnels ist ein Sonnenuntergang/ Erwachsen werden heißt: es ändern sich die Sünden/
Wie soll ich meiner Mutter die Anzeige verkünden?

Raptechnisch bewegt sich Neunfünf auf einem guten Level. Der Flow ist eigenwillig, ohne erzwungen zu wirken. Statt die Skills in den Mittelpunkt zu rücken und diverse Flowswitches aneinander zu reihen, sind die Bars mit Blick auf das große Ganze an die Instrumentals angepasst. Verzerrte Adlibs, sphärisch affektierte Back Ups und dezente Hintergrundchöre unterstützen die Hauptspuren. Das funktioniert gut, wirkt auf Dauer jedoch auch dezent belastend.

Als willkommene Abwechslung zu den trotzdem durchweg stabilen Parts, fungiert der einzige Gastbeitrag der EP. Cosmo Gang-Member Bimbo Beutlin liefert auf „Tutti Frutti“ einen gewohnt charismatischen Vers ab, der auch ohne die großen Spielereien mit Effekten überzeugt: „Werde nicht mehr erklären, ne, denn alles was ich sage/ Legst du doch nur auf die Waage, wenn ich alles hier verrate war ich längst schon Millionär“.

Neunfünf hat es geschafft, einen eigenen Sound zu kreieren. Ein Sound, der noch nicht vollends ausgereift ist und eine Menge Entwicklungspotenzial verspricht. „About Parks and Clouds“ ist somit vor allem eines: individuell. Jedem, der mal wieder „etwas anderes hören möchte“, sei diese EP ans Herz gelegt.

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