Blut & Kasse ist der klassische Underdog – und der Beweis, dass es für den ganz großen Durchbruch heute nicht mehr ausreicht, gut bis sehr gut zu rappen. Wenn es denn überhaupt jemals ausgereicht hat – aber diese Frage können und wollen wir hier nicht klären. Was wir hier klären wollen: Was kann sein neues Album „Machermodus“ ?
Zunächst einmal wird es dem Titel absolut gerecht: Der Würzburger zieht den Motivationsfilm voll durch, ohne dabei wie ein angestrengter Animateur oder Durchhalteparolenbrüller zu klingen. Der Titeltrack, „Hunger wie ein Bär“ oder „Gas“ sind Nach-vorne-Peitscher, die absolut glaubwürdig, kein Stück aufgesetzt daherkommen.
Überhaupt nimmt man Blut & Kasse alles ab, was er auf „Machermodus“ rappt. Er verkörpert diese Sorte Rapper, die ohne Gimmicks und kalkulierte Images auskommt – und ganz offensichtlich vom Aussterben bedroht ist. Ob nun zu Recht oder Unrecht, sei mal dahingestellt – Tatsache ist aber, dass das Album insgesamt schon sehr trockene Kost bietet. Niemand verlangt, dass Blut & Kasse seinen Arsch verkauft und einen auf Entertainer macht. Ein oder zwei Überraschungsmomente hätten dem Album aber sicher ganz gut getan.
Mit Songs wie „Plastik“ oder „Anti-Industrie“ pocht Blut & Kasse auf sein Alleinstellungsmerkmal und verdammt gleichzeitig den derzeitigen Zirkus, den das Deutschrap-Game darstellt. Angesichts der Tatsache, dass er keine Videoblogs live vom Wochenendeinkauf oder anderen Schnickschnack rausgehauen hat, kann er sich das durchaus erlauben. Es ist auch völlig okay, sich zur Bestimmung des eigenen Standpunkts von anderen abzugrenzen. Und trotzdem – irgendwas fehlt mir auf „Machermodus“ .
Die Beats sind es schon mal nicht, die haben Joshimixu und ein paar andere Kollegen schön wuchtig und mit dezenten, unaufdringlichen Trapanleihen hinbekommen. Die Gastrollen sind mit einem souveränen, wenn auch nicht gerade aufregenden Sido, einem wie immer energiegeladenen und punchlinefreudigen Pedaz, einem zurückhaltenden Silla sowie dem überzeugenden Ufo361 ebenfalls gut und unaufdringlich besetzt.
Es fehlt BK keineswegs an Motivation (s.o.), auch nicht an lyrischer und inhatlicher Tiefe. Letzteres stellt er mit der bemerkenswert differenzierten Auseinandersetzung mit Glauben und Wissen in „Kopfkino“ unter Beweis. Auch „Karma“ ist viel besser und schlauer, als sein etwas abgedroschener Titel ahnen lässt.
Der mit Abstand beste Song aber hört auf den Namen „Beste Medizin“ . Hier lässt Blut & Kasse mehr persönliches raus, als die meisten seiner Kollegen in ihrem gesamten Oeuvre, ohne dabei kitschig oder peinlich zu werden. Und ja, genau davon fehlt mir ein bisschen was. Von dieser Sorte noch drei, vier Songs mehr und „Machermodus“ wäre unfickbar geworden. Aber auch so reicht es zu einem guten Album – auch wenn der Protagonist für meinen Geschmack ruhig noch bisschen mehr aus sich rausgehen dürfte.