Timi Hendrix – Zwei Zimmer, Küche, Bong [Review]

Das Trailerpark-Mitglied Timi Hendrix versucht sich mit „Zwei Zimmer, Küche, Bong“ zum ersten Mal an einem Solo-Album. Musik gab es schon seit 2006 vom Heiligen Timäää zu hören, bisher jedoch nur gemeinsam mit Skinny Sheff. Zusammen bildeten Timi und Skinny das Rapduo Pimpulsiv. In den neun Jahren seit der ersten EP „Hoodstock“ ist viel passiert, unter anderem veröffentlichte er mit Pimpulsiv– und Trailerpark-Kollegen vier erfolgreiche Kollabo-Alben. Ein Newcomer ist er also beileibe nicht, auch wenn „2ZKB“ sein Solodebüt darstellt.

Timi gilt allgemein als der talentierteste Rapper aus dem Trailerpark-Camp – und diesem Ruf wird er auf „Zwei Zimmer, Küche, Bong“ auch gerecht. Technisch und von den Punchlines her ist das hier dargebotene in der Tat einwandfrei, da gibt es keine zwei Meinungen. Was die Inhalte angeht, dürften sich schon eher die Geister scheiden –  mit Blick auf die bisherigen VÖs  kaum überraschend. Wer auf jugendfreie und bedeutungsschwangere Tracks hofft, der wird sehr enttäuscht sein. Fast alle 14 Tracks beinhalten wohlkalkulierte Tabubrüche rund um Drogenkonsum und Asozialität, verpackt in jeder Menge schwarzen Humor. Alles wie gehabt also – mit besagtem Unterschied, dass Timi eben der raptechnisch ambitionierteste Trailerpark-Boy ist.

Das Konzept ist in etwa dasselbe, wie auf anderen Trailerpark-Releases: Möglichst viele Provokationen pro Minute. Wie schwer es ist, heute überhaupt noch zu provozieren, macht der Track „Gang“ mit Elch, Basti DNP und Karate Andi klar „Wenn das Mäuschen nicht lutscht / werden die Fäuste benutzt / denn die Boys haben Druck / So läuft’s in der Hood.“ Klar, für alle, die sich außerhalb des Rapkosmos bewegen, ein Skandal, als erfahrener Deutschrap-Hörer aber zuckt man da höchstens mit den Achseln. Mann, sind wir abgestumpft.

Ob Timi nun mit künstlerischer Zuspitzung auf diese Abstumpfung hinweisen will, oder ob er es einfach nur geil findet, alle möglichen gezielt ekligen Lines über Drogenmissbrauch, in die Hand kacken, Vergewaltigungen etc. zu kicken – juckt, wie man so schön sagt. Das Ergebnis ist dasselbe. Ein Tabuthema gibt es nicht. Fäkalhumor ist hier eindeutig Trumpf – wenn auch nicht alles: Auch Sticheleien gegen Rap-Kollegen sind vertreten. „Ey, ich leb‘ in einem Land, das den Bach runter geht / Denn die Leute kaufen freiwillig Majoe-CDs“ („Morgens„)

Auf zwei Songs indes zeigt Timi, dass er auch anders kann.  „Schlaflos in Guantanamo“ ist einer davon. Zusammen mit Label-Kollegen Alligatoah wird hier Charmant auf einem radiotauglichen Instrumental mit Gitarrensound von einem fremden, gemütlichen Ort gerappt und gesungen. „Und komm‘ mir bitte nicht mit Menschrechten oder mit Friedensdynamik / Diese Typen von Amnesty stellen spießige Fragen / Ein bisschen Krieg hat doch wohl noch niemand‘ geschadet.“ 

Der zweite herausstechende Song ist auch gleichzeitig der Abschluss von Timis Album. Auf „Hunderttausend Meilen“ zeigt er, ohne aufgesetzt oder peinlich zu klingen, seine deepe Seite. Durch diese beiden Kontraste wird das Album tatsächlich rund – und mehr als nur ein ca. einstündiger Toilettenwitz.

Unterm Strich ist „Zwei Zimmer, Küche, Bong“ das, was man von Timi Hendrix erwartet hatte. Wer seinen Humor krank und abseitig mag, kommt hier voll auf seine Kosten, alle anderen werden empört das Näschen rümpfen. Spießer halt.