Rapsta – Ah! (Review)

Ihr Schweine habt mich alle unterschätzt / aber jetzt geht’s los„. Mit Rapsta entert ein neuer Spieler das Deutschrap-Feld, dem es sicherlich nicht an Selbstbewusstsein mangelt. Gut, Majordeal in der Tasche lässt es sich natürlich immer noch locker protzen. Und schon nach den ersten Auskopplungen zu seinem Debütalbum „Ah!“ war eines klar: Der Bursche hat Skills. Der kann rappen. Und das sehr schnell, sehr sauber, dabei trotzdem oder gerade deshalb sehr lässig. Auch die Attitüde, mit der er seine Texte einrappt, ist stimmig. Die richtige Balance zwischen abgehobenem Größenwahn als Stilmittel und berechtigtem Selbstbewusstsein hält er die meiste Zeit locker.

Seine Stärken spielt Rapsta auf „Ah!“ voll aus. Diese sind Technik, Technik und Technik. Okay, das stimmt nicht ganz. Aber seine technischen Fertigkeiten übersteigen seine anderen Fähigkeiten bei weitem. Auf seinem Album konzentriert sich der Stuttgarter voll darauf, seine ignorante Von-oben-herab-Perspektive in wohlgedrechselte Reime zu verpacken. „Endlich hat auch Rapsta mal ein Date / diesmal ist es deine Schwester, die ihm splitternackt ein‘ bläst“ geht hier noch fast als Understatement durch.

Die meiste Zeit hat Rapsta den Fuß auf dem Gaspedal und rast über den „Highway„, immer auf der Jagd nach „Money„, immer mit dem Wunsch nach „Mehr vom Leben“ (was vor allem mehr Materielles bedeutet). Seine Raps fließen wie ein Wasserfall. Bei „Cocktail“ zeigt er seinen auch sonst gerne mal durchscheinenden Hang zu einer gewissen Schmierigkeit am deutlichsten. „Wie es mich heiß macht / wenn du das Ice crushst / saug an dem Cock-tail / denn es ist Freitag“ – interessante Begründung, übrigens. Es geht auf „Ah!“ also in erster Linie um Rapsta, seine eigene Großartigkeit sowie sein Interesse an Frauen, Geld und Luxus in allen möglichen Formen. Lediglich mit „Zwischen den Zeilen“ wird es ein wenig nachdenklicher, aus seiner grundsätzlichen Attitüde bricht aber auch dieser Song nicht aus. Ist halt eher so der Suffering from success-Film.

Kann man natürlich alles machen. Ist von der raptechnischen Qualität her auch locker im oberen Drittel von Deutschrap angesiedelt. Hat aber ein großes Manko: Die Oberflächlichkeit. Klar ist es Rapstas gutes Recht, nur einen ganz bestimmten Teil seiner Persönlicheit in seinen Texten zu zeigen. Ich bin auch überhaupt kein Freund von Rappern, die permanent den Seelenstriptease machen wollen und überall dunkle Wolken und geritzte Arme sehen. Ich glaube aber, dass Rapsta durchaus mehr auf dem Kasten hätte als seine Faszination für einen Lifestyle zwischen Reich und Schön zu zelebrieren, und das in ungefähr so ziemlich jedem Song auf „Ah!„. Das soll jetzt nicht gönnerhaft klingen, aber mir persönlich reicht das für ein Album nicht aus.

Wie gesagt, mit seinen Skills spielt Rapsta auf jeden Fall in der Ersten Liga. Sein Album „Ah!“ wirkt auch mich aber eher wie Mixtape. Hier hat jemand ganz offensichtlich jede Menge juvenilen Übermut und lebt diesen in Form von technisch starken Raps mit betont ignorantem Inhalt aus. Das ist durchaus nicht langweilig. Es wäre aber womöglich noch mehr drin gewesen, wenn Rapsta ein oder zwei Mal die Coolnessmaske abgelegt und ein wenig Realtalk rausgehauen hätte. Vielleicht hebt er sich das ja für sein zweites Album auf.