Prezident – Handfeste EP (Review)

Etwas Handfestes. Mal wieder ein bisschen auf die Fresse-Rap, abseits der Alben. Das ist es wohl, was Prezident mit seiner neuen EP geplant hat. Aber schafft er es, sich wieder zurück zu seinen Ursprüngen zu begeben, nach einem derart perfekt konzipierten Album wie „Kunst ist eine besitzergreifende Geliebte“?

Im „Intro“ macht der Prezi direkt klar, was er mit dem Hörer vorhat. Viel Whiskey, kein Wasser. Filmzitate. Ganz wie früher also. Auch der Sound ist von Anfang an durchzogen von düsteren Samples und rohen Drums. Man merkt schnell, dass hier teilweise alte Beats und Parts verwendet wurden. Saufzitate verbunden mit Representer-Lines, eine Thematik die sich auch im Weiteren fortführt. „Ausm Funkloch“ mit Elsta und Flip Fericious bleibt dieser Linie treu. Hier und da noch ein paar Battlelines und fertig sind die handfesten Tracks.

In „Oswald Spengler“ teilt der Wuppertaler dann ordentlich aus gegen die neue Generation Erwachsenen-Rapper und bietet Kontra mit seiner Indie-Ästhetik, die einen klaren Gegenentwurf zum ausproduzierten Mainstream darstellt. Auf dem Track zeigt Prezident wie so oft seine enorme Beobachtungsgabe, die er in kreativen Metaphern umsetzt.

„Denn sie wissen nicht, was Rap ist/
Beats werden wie schlecht geführte Interviews geglättet/

Prezident, keine Message in dem Sinn/
Nur ab und zu hochgezogene Augenbrauen beim Gähnen“

Der vorab als Video veröffentlichte Track „EinsNeunzigaufBühnen“ wiederum ist erneut ein typischer Representer-Track, der stellvertretend für die ganze EP steht. Der Whiskeyrapper macht dem Hörer nochmal klar, dass er es trotz seiner Absage an den Mainstream geschafft hat, während andere sich verstellen und am Ende verlieren werden. Deshalb kann er anscheinend immer noch bodenständige, „handfeste“ Tracks raushauen.

Auch „Barbecuesauce“ wurde bereits im voraus als Vorgeschmack veröffentlicht. Mit Haftbefehl– und Prodigy-Cuts wollen Prezident und R.U.F.F.K.I.D. sich in die Riege der Rap-Außenseiter der Gesellschaft einreihen. Der quasi-Posse-Track „Bonusstufe“ mit Elsta, Degenhardt und den Kamikaze-Brüdern fügt nochmal alles bisher gehörtes zusammen. Hier versucht sich keiner an die Norm anzupassen, stattdessen wird die Isolation sogar zelebriert und demonstrativ kein Fick gegeben.

„Hocherfreulich, und alle anderen hol’ der Teufel/
Ich zerknüll Posterboys mit meinen beiden hohlen Fäusten/

Bloße Däumlinge auf den Schultern von Konzernen/
und Erfolg kann man auf Pump haben, doch Soul kann man nicht lernen.“

Mit „Mount Average“ schließt Prezident seine EP dann mit einem etwas persönlicheren Track ab. Er reflektiert sich selbst und sein Verhalten als Künstler, ohne zu einem endgültigen Schluss zu kommen. Der Wu-Taler hat es also mal wieder geschafft, nach „KIEBG“ noch eine EP zu releasen, auf der es von Sauf-Metaphern und Ansagen nur so wimmelt. Auch wenn es flow- und aussagetechnisch wenig neues gibt,teilt der Bukowski des Raps ganz im Stile von „Alice“ und „Kleiner Katechismus“ gegen alle Standardrapper aus, in „Mount Average“ erklärt er dem Hörer auch seine Beweggründe für dieses Album. Die „Handfeste EP“ ist genau das, was sie sein soll, auf gewohnt hohem Niveau. Meiner Meinung nach aber hätte der ein oder andere Storyteller oder etwas deepere Track, Songs also, die die bisherigen Alben jeweils erst wirklich komplett gemacht haben, der EP nicht geschadet.

Die „Handfeste„-EP erscheint am 20. März auf Whiskeyrap zum Free Download und ist als 12“ über Vinyl-Digital erhältlich.