Review: Mine & Fatoni – Alle Liebe nachträglich

Du sitzt gerade in deiner neubezogenen Altbauwohnung in Prenzlauer Berg, nippst an einem Latte Macchiato mit Sojamilch und suchst schon seit Tagen nach neuer Musik auf Spotify. Du bist genervt. Früher war alles besser, und heute hört sich eh alles gleich an… Du suchst nach etwas, so richtig nach deinem Geschmack, Musik in der du dich wiederfindest, die dir aus der Seele spricht. Das neue Mine & Fatoni Album vielleicht, du atmest auf, ja das Mine & Fatoni Album.

„Alle Liebe nachträglich“ heißt die Platte, die eine Art ein Konzept-Album mit dem Anspruch, Songs auf Deutsch über die Liebe zu machen, ohne dabei peinlich zu wirken, darstellt. Sich nicht in Metaphern zu verlieren, sondern direkt und realitätsnah zu sein, aber eben nicht peinlich.

Zunächst einmal muss man den beiden Künstlern zu Gute halten, dass sie nicht nur in Interviews, sondern auch auf Albumlänge bestens harmonieren. Ein eingespieltes Team, mit kluger Beobachtungsgabe. Und statt schnulziger Liebesgeständnisse werden die kleinen und größeren Beziehungsthemen der Generation Y abgehandelt.

Doch dann wird es schnell unangenehm. Babystimmen, Lines wie „ich hab‘ Aua in mei‘m Herz“ oder ein seltsam eingesetzte Analog- und Autotune-Effekt auf dem Track „Tattoo“ sind da noch das geringste Übel. Es werden unfassbar viele Alltagsstereotypen und Klischees bedient, etwa der Streit um Kleinigkeiten wie die vergessene Milch oder das Salz, der schlechte Tatort oder der ungeklärte Kinderwunsch auf „Romcom“, das sich mit Alltagssituationen und Konflikten einer Beziehung befasst, sich dabei aber viel zu sehr in Banalitäten verliert. Dieser unangenehme Eindruck zieht sich durch das gesamte Album. Und auch eine teilweise sympathisch zynische Betrachtung der Dinge schafft es nicht, diesen Eindruck zu verhehlen.

Da hilft auch nicht, dass Fatoni wie gewohnt technisch stets solide Parts und Flows abliefert, Mine bezaubernde Hooks singt und teilweise spannende Beats dabei sind. Am Ende bleibt dann doch eine gewisse Gänsehaut, aber eher eine unbehagliche. Am Mammut-Projekt „unpeinliche Lieder über Liebe“ haben diese eigentlich sehr zuverlässigen und talentierten Künstler sich leider überhoben.