Marvin Game – 20:15 [Review]

Gerade einmal ein halbes Jahr mussten die Fans von Marvin Game auf den Nachfolger von „20:14″ warten. Im April hat der Berliner sein erstes vollwertiges Album veröffentlicht und ist jetzt mit seiner neuen Platte „20:15“ am Start.

Nachdem erste Singles wie „Sonahamkoma“ und „Obstsalat“ ausgekoppelt wurden, war früh klar, in welche Richtung das Album gehen wird. Der Host der Hotbox erzählt von seiner Lieblingsbeschäftigung – das grüne Wunder ins Papier zu rollen. Und das tut er mit demselben Eifer, den man aus seinem Format kennt und liebt. Das Hotbox’sche Charisma transportiert er auch in der Musik.

Obwohl in fast jedem Track mindestens eine Zeile dem Weed gewidmet wird, geht es in „20:15“ nicht nur ums Kiffen. Beispielsweise lässt der Berliner in „Zeitzonen“ eine gescheiterte Beziehung Revue passieren. Auf „20:15“ hört man einen ehrlichen Rapper, der sich nicht zu viel auf sich einbildet. Die Quintessenz der Platte ist, dass der Rapper sich selbst treu geblieben ist, seine Freunde nicht vergessen hat, sich vorwirft, sein Leben nicht in vollen Zügen gelebt zu haben und natürlich das Weed liebt.

Eine Passage aus dem Song „Passiv“ fasst die Attitüde des Albums griffig zusammen: „Mir war egal ob sie mich lieben, ich hab nie gemacht was die wollten. Wollte gar nicht erst probieren, sie zu überzeugen“ heißt es dort.

Marvin Game ist bekanntlich kein Rapper, der versucht, auf Biegen und Brechen jedem zu gefallen. Im Gegenteil: Er macht das, worauf er Bock hat und genau so klingt auch die neue Platte. Keine ausgeklügelten Storys, keine ausgelutschten Themen, sondern einfach nur den Sound kreieren, auf den er Lust hat. Den er sich auch selbst anhören würde. Das ist auf der neuen Platte gut gelungen – alles klingt sehr natürlich und nicht erzwungen.

Vor allem auf Tracks wie „Check“, „Sonahamkoma“ oder „Benimm dich“ zeigt Marvin Game, dass er technisch und lyrisch einiges auf dem Kasten hat.

Produktions- und soundtechnisch ist gegenüber „20:14“ eine signifikante Steigerung zu hören. Die Stimmeffekte sind noch besser ausgearbeitet und auch das Timing beim Einsatz der Adlibs ist noch taktvoller. Die Synthesizer-verhangenen Klänge von „20:15“ kommen eigensinnig daher und treffen den Nerv der Zeit.

Auch wenn es auf dem ersten Blick wie ein Makel aussehen mag, dass lediglich sechs der 12 Songs Solotracks sind; Es ist keiner.

Marvin Game harmoniert hervorragend mit den Gästen und kein Feature wirkt deplatziert. Es scheint so, als hätte der Künstler eine ganz klare Vorstellung gehabt, wen er auf welchem Song als Feature haben möchte. Auf dem Track „Risiko“ bringt Sängerin Rola frischen Wind in den Sound. Vor allem das Duo Marvin Game und Robo funktioniert auf dem Song „Unter Druck“ besonders gut zusammen.

„20:15“ ist ein sehr stark produziertes Album mit abwechslungsreichem Sound, der dennoch stets einem zeitgeistigen Motiv folgt. Marvin geht zwar inhaltlich in die Tiefe, aber die Platte funktioniert auch ohne volle Konzentration auf den Text und vermag es, alleine vom Vibe getragen zu werden.