Review: Jorgo (Sinuhe) – Loslassen EP

Vier Jahre sind seit dem Release von Jorgos „Aussenseiter“, damals noch als Sinuhe unterwegs, vergangen. 2016 kam dann noch „Blackbook“, ein Sampler mit einigen Lost Verses und vielen hochkarätigen Features wie Prezident, Cr7z, Ercandize oder Franksta (Inflabluntahz). Auch auf „Aussenseiter“ waren schon Cr7z und Untergrund-Legende Lakmann vertreten, dennoch konnte mich das Album nicht wirklich überzeugen. Nach einigen Tracks wurde es leider sehr monoton, damals natürlich noch von einem durch viele Niederschläge gezeichneten Sinuhe.

Also was nun? Neuer Name, neues Album, neue Wege. Und „Loslassen“ ist Programm. Jorgo hat sich weiterentwickelt und seine Musik auch. Ich höre die EP und mir fällt auf, dass sie im Vergleich viel leichter fällt als alles andere davor.

„Ich will Musik machen, die Menschen berührt, danach sagen ‚Ich hab noch nie so was Echtes gehört'“ (Unterschied)

So beginnt der Rapper seine EP zusammen mit Featuregast Skor82 und man merkt, dass sich eines nicht verändert hat: Seine Liebe zur Musik und ein stilsicheres Talent fürs richtige Beatpicking. Beispiele dafür sind der Remix von „Resümee“, zusammen mit DJ s.R., dem Hausproduzenten von 58Muzik, und die zwei Instrumentals der Epic Infantry. Aber auch unbekanntere Produzenten wie J.D. Beats auf „Unterschied“ und Raz-One auf „Namedropping“ konnten mich durch kreative, ruhige Melodien überzeugen, die sich durch die EP ziehen. Was auffällt: Jorgos Stimme ist auf den Tracks jetzt viel besser abgemischt und der Dialekt fällt durch den kontrollierteren Stimmeinsatz weniger störend ins Gewicht.

Zwei Höhepunkte hat die EP noch auf Lager: Auf „King Kong“ zeigt der Wuppertaler, dass er sich auch auf etwas schnelleren Representertracks behaupten kann. Die Cutz von DJ Unkut bringen zusätzlich Farbe auf das Album. Genau so eine auflockernde Atempause hat mir früher gefehlt. Nicht, dass es solche Tracks überhaupt nicht gegeben hätte, aber auf „Aussenseiter“ sind härtere Tracks wie „Prometheus“ einfach viel zu weit hinten platziert. Den zweiten Höhepunkt stellt der Track „Namedropping“ dar, auf dem Jorgo die komplette deutsch- und englischsprachige Szene durchkämmt. So ein Konzepttrack kann auch helfen, einem Album Vielseitigkeit und die nötige Prise Lockerheit zu geben.

„Von KKS zu K.I.Z., RAG zu M.O.R., Westberlin zu Südberlin – Maskulin und Fler“
„Von Big Daddy Kane zu Kool G Rap und Drake“ – Genau so muss es aussehen, über den eigenen Tellerrand zu blicken und Propz zu verteilen. Samples unter anderem von Megaloh und Motrip runden das Ganze ab.

Mir hat es einfach verdammt Spaß gemacht dieses Album zu hören. Jorgo hat bewiesen, dass er auch auf einer kurzen Spielzeit eine vielseitige Mischung aus Tiefsinn, Ehrlichkeit, aber auch reinen Skills liefern kann.

Neben dem digital erhältlichen Album gibt es auch noch ein Free-Download-Mixtape mit einigen Remixen der EP, neuen Tracks und den Acapellas, welches hier heruntergeladen werden kann.