HipHop und die NBA: Untrennbar verbunden

Jeder hat das Video zu Kanye WestsFade“ gesehen und jeder spricht seitdem über Teyana Taylor. Ihr Freund, der Basketballspieler Iman Shumpert, der ebenfalls in dem Video mitspielt, ist vor noch nicht allzu langer Zeit mit den Cleveland Cavaliers (ja, da spielt auch LeBron James) NBA-Champion geworden. Nehmen wir das doch mal zum Anlass, über die HipHop-NBA-Connection zu reden.

Im Grunde hat jeder, der mal einen US-amerikanischen Raptrack gepumpt hat, auch eine Basketballreferenz gehört. Es ist wirklich schwierig, einen Rapper zu finden, der keine Line über den Sport geschrieben hat. Aus all dem Fundus mal zwei schöne Beispiele: „Another shot just before it I don’t need a chaser / Reggie Miller ain’t allowed, we don’t like the Pacers.“ (Big K.R.I.T.„Sky Club“) und „Uh! Ask my nigga Lebron! / We so big we ain’t gotta respond.“ (Jay-Z„Blow the Whistle“). Wer will, darf seinem Bildschirm an dieser Stelle eine coolere Line vorrappen.

Heute hat im Grunde jeder Rapper einen NBA-Buddy und andersherum. Der zweimalige Most Valuable Player (kurz MVP, wertvollster Spieler der Saison) Stephen Curry tanzt mit auf Lecraes Bühne. JR Smith und Lil Wayne fragen sich, wer das coolere Tattoo hat. Drake war Coach des All-Star Celebrity Games und gilt als inoffizielles Maskottchen der Toronto Raptors. Sein Album „Views“ wurde sogar in Basketball Shows wie The Startes besprochen.

Viele Spieler ergreifen auch selbst das Mic. Das bekannteste Beispiel ist vielleicht Shaquille O’Neil, der mit seinem Album „Shaq Diesel“ 1994 sogar Platin gegangen ist. Ein Jahr später durfte er sogar für „2 Bad“ auf einen Song mit Michael Jackson. Gar nicht mal so ‚Bad‘. Damian Lillard, Star der Portland Trailblazers, lieferte dieses Jahr als Dame DOLLA mit „Bigger Than US“ einen mehr als ordentlichen Song über die Rassismus-Problematik ab.

Doch niemand verkörpert die Connection zwischen HipHop und Basketball so sehr wie Allen Iverson. Zwischen Armut und Gewalt aufgewachsen, kam der spätere MVP nach einem undurchsichtigen Zwischenfall in einem Bowling Center vor Gericht. Zuerst wurde er auf fünf Jahre Haft und zehn Monate auf Bewährung verurteilt. Aus Mangel an Beweisen wurde Iverson jedoch nach vier Monaten wieder freigelassen.

In der NBA angekommen, sorgte Iverson nicht nur auf dem Platz für offene Münder, denn er brachte auch den HipHop endgültig in die NBA. Cornrows, Baggies, Cappies und Bling Bling, gepaart mit der entsprechenden Attitüde. Das brachte Iverson Liebe und Respekt aus der HipHop-Community und Ablehnung von den NBA-Verantwortlichen. Auch wegen ihm wurde ein Dresscode eingerichtet, den viele Spieler als rassistisch empfinden, da ihnen verboten wird, ihre (Black/HipHop) Kultur zu repräsentieren.

Nicht nur das Beispiel Allen Iverson zeigt: Rapper und Spieler teilen oft dieselbe Herkunft. Armut, Kriminalität, Diskriminierung und der Hoffnung aus all dem raus zukommen. Bei den einen ist es die Musik, bei den anderen der Sport. Den Ich-gegen-den-Rest-der-Welt-Modus findet man in beiden Lagern immer wieder. Heute geht die Verbindung so weit, dass man sagen könnte, HipHop wäre so etwas wie der Soundtrack des Basketballs. Mobb Deeps „Survival of the Fittest“ eröffnete die Western Conference Playoffs. In den beliebten NBA-Videospielen von 2K finden sich bereits alle möglichen HipHop-Klassiker von Nas, Busta Rhymes, Public Enemy und co.

US-Rap und die NBA gehören zusammen wie Stephen Curry und „foooooor threeeeee“. Auch deutsche Rapper wie Ufo361 („Scottie Pippen“) oder Ahzumjot („Mein Bruh“) bringen Referenzen in ihre Songs ein oder performen mal kurz wie Shindy auf einem brennenden Basketballcourt. Eine Stellung wie in den USA hat der Basketball hier aber bei weitem nicht. Deutschland ist Fußballland. Eine solche Verbindung zwischen deutschem Rap (ohne ein Pop-Feature) und dem beliebtesten Sport der Deutschen ist (noch) unvorstellbar. Die Gründe dafür sind vielfältig: HipHop hat hier in der Gesellschaft einen viel geringeren Stellenwert, die ganze Atmosphäre um die NBA herum ist viel lockerer und offener als die der Bundesliga, die NBA-Stars sind sehr eng mit den Rappern verknüpft. Vielleicht ist Fußball aber auch einfach nicht cool genug.