Das „Kurden vs. Türken Rap Battle“: Gut gemeint, aber leider nicht gut

In den sozialen Medien kursiert gerade ein Rap-Battle Kurden vs. Türken. Unser Gastkommentator Tarek Baé erklärt, warum das zwar gut gemeint, aber eben leider nicht gut gemacht ist.

Es passiert immer wieder mal, dass Videos bislang Unbekannter plötzlich viral gehen. So war es nun auch bei dem Lied „Mensch“ der Fall. Die Facebook-Seite Raptastisch, ansonsten eher bekannt für Rapper-Zitate, die es gar nicht gibt, veröffentlichte das Video unter dem Titel „Kurden vs. Türken Rap Battle“, die Seite RapUpdate zog nach.

Innerhalb kürzester Zeit sahen Hunderttausende das Video, das eigentlich gar nicht uninteressant beginnt – ehe es nach einer Abhandlung der typischen Phrasen kurdischer und türkischer Nationalisten absolut enttäuscht. Dass derartig hemmungslos die Kriegspropaganda beider Seiten vorgetragen hat durchaus seinen künstlerischen Reiz. Nur führt es in diesem Fall zu nichts.

Nachdem zwei Buben, die beide in Mannheim sozialisiert wurden, über „ihr Land“, „ihre Fahne“ und das „Kämpfen und Sterben“ rappen, kommt der Hauptprotagonist King Engin dazwischen und soll die Wende markieren. Man hört ihm eine Minute lang zu, in der Hoffnung, er würde nun Brücken bauen. Stattdessen beschwört er die „Menschlichkeit“. Gut, die Feststellung unserer aller biologischen Gattung wird die angesprochenen Punkte natürlich klären.

Während anti-osmanische PKK-Rhetorik und kemalistische Atatürk-Verherrlichung unkommentiert im Raum stehen bleiben, versucht Engin offenbar verzweifelt, den Gänsehautmoment herbeizuführen.

Das Resultat vom Ausbleiben einer ernüchternden Widerlegung der jeweils vorgerappten Punkte ist klar: Die Unwissenden beider Seiten bleiben weiterhin unwissend. Was sich auch in den Kommentarfeldern wiederspiegelt. Es gibt keine notwendige Diskussion über die Maßlosigkeit des PKK-Terrors oder die jahrzehntelange Entrechtung der Kurden. Es bleibt bei Emotionen und Beschuldigungen.

Die Botschaft, es gebe zu viel Krieg und wir müssten friedlich sein, weil wir doch alle Menschen seien, ist inhaltslos. Die angebrachtere Botschaft für alle drei Jungen ist zu aller erst, diese komische Faustpose sein zu lassen und dringend Geschichtsunterricht nachzuholen. Die Lehre sollte nicht sein, dass derartig extreme, nationalistische
Auswüchse vertretbar seien und man über sie hinwegsehen sollte, sondern dass sie schlichtweg nicht akzeptabel sind. Und das nicht nur aufgrund ihrer faktisch-historischen Fehler.

Im Endeffekt sehen wir drei deutsche Jugendliche, die nicht zustande bringen, zu erkennen, was ihr Hier und Jetzt ist. Niemand von ihnen hat je etwas „mit Blut“ bezahlt. In der Regel nutzen sie alle dafür Euros. Niemand von ihnen ist „für Krieg bereit“. Niemand von ihnen kennt die Türkei oder Kurdistan außerhalb seiner Sommerferien.

Engin hätte, um den einen echten pädagogischen Effekt aufrechtzuerhalten, rauskommen müssen und beide auslachen sollen, um ihnen danach zu erklären, dass sie sich in der gleichen Sprache gerade lächerlich gemacht haben. „Die sind nicht real“, würde Fler dazu sagen.

 

Unser Gastautor Tarek Baé ist Redakteur bei der Islamischen Zeitung.