Als ob Bushido die AfD wählen würde [Kommentar]

Da hat die B.Z. aber eine schöne Schlagzeile gefunden: „Bushido spricht davon, AfD zu wählen„. Eieiei – gleich zwei Schurken in der Headline, da freut sich der brave Boulevard-Redakteur natürlich. Der „Taliban“ flirtet mit den „Der Islam gehört nicht zu Deutschland„-Betonköpfen – herrlich!

Dabei ist das natürlich Quatsch. Auch wenn Bushido sich vor der letzten Bundestagswahl 2013 tatsächlich auf Twitter dazu bekannt hat, die Alternative für Deutschland wählen zu wollen – dass der bekennende Muslim die heutige, offen islamfeindliche Partei ernsthaft wählen wird, gibt zwar eine sicher viel geklickte Überschrift her, ist aber nicht sehr wahrscheinlich. Die Aussagen aus Ali Bumayes Videoblog sind offensichtlich ironisch zu verstehen.

Sein damaliges Bekenntnis könnte zwar durchaus noch ernst gemeint gewesen sein. Die AfD war damals noch eine rechtsliberale, vor allem eurofeindliche Partei, die eher den Unmut über die EU und die Sehnsucht alter Männer nach der D-Mark verkörperte, als das, wofür sie heute steht: Hetze gegen Geflüchtete, Hetze gegen den Islam.

Sicher ist aber nicht mal das. Bushido hat es immer geschickt vermieden, klare politische Aussagen zu treffen. Auch in der Diskussion über sein Twitter-Avatar (dass eine, nebenbei historisch nicht ganz korrekte, Karte von Palästina zeigt) bezog er niemals konkret Stellung. Muss er auch nicht. Er ist Künstler und kein Politiker.

Auch wenn Bushido sich offensichtlich diebisch freut, die Kollegen von der B.Z. aufs Glatteis geführt zu haben – was ist das eigentlich für eine Art der Berichterstattung? Können oder wollen die verantwortlichen Redakteure dort 1 und 1 nicht zusammenzählen? Ist ihnen wirklich nicht klar, dass Bushido als gläubiger Muslim sicher nicht ernsthaft in Erwägung ziehen wird, ausgerechnet die Partei zu wählen, die wie keine andere mit Vorurteilen und Diffamierungen gegen diese Religion arbeitet? Oder ist es einfach zu verlockend, die beiden vermeintlichen Gegensätze in eine knackige Überschrift zu bringen? Man hätte sich immerhin die Mühe machen können, nach einem Statement zu fragen, was offenbar nicht geschehen ist. Journalismus vom feinsten.

Wie auch immer. Um Bushido muss man sich in Sachen Sympathie mit Rechtspopulisten wohl eher keine Sorgen machen – auch, wenn der Berliner in manchen Punkten vielleicht durchaus die selben Standpunkte vertritt (weiß man ja wie gesagt nicht so genau, weil er sich selten konkret äußert). Solange die Damen und Herren von der AfD voll auf Anti-Islam-Wahlkampf setzen, macht er sein Kreuz, wenn er denn eins macht, vermutlich woanders.

Nicht übersehen sollte man angesichts dieser ganzen Nicht-Affäre allerdings, dass es durchaus auch im Deutschrap ernsthafte Sympathien für ausländerfeindliche Parolen gibt. So teilte der bereits mit seinem Song „Walther“ in fragwürdigen Gewässern fischende Absztrakkt vor der österreichischen Bundespräsidentenwahl den Aufruf eines Kollegen, der dazu aufforderte, den Kandidaten der FPÖ zu unterstützen – alles ohne Ironie und kein mehr oder minder elegantes Spiel mit der Erwartungshaltung der Öffentlichkeit, sondern sein bitterer Ernst. Sowas mag den großen Boulevardblättern keine Schlagzeile wert sein, Rapfans aber sollte das weit eher zu denken geben.