Interview mit Curlyman

Curlyman hat vergangenen Freitag mit „ICE 276“ seine zweite EP veröffentlicht. Das erste Album ist auch schon in Planung. Im Dezember geht der Karlsruher mit eRRdeKa auf „Rapunderdog“ -Tour und steht vorab am Samstag im Ritter Butzke als Support von Masta Ace auf der Bühne. Genug Gründe, um uns mit Curlyman zu unterhalten, der abseits seiner Rapkarriere schon lange im Musikgeschäft tätig ist. Im Interview haben wir uns neben seiner musikalischen Laufbahn auch über das Songwriting, seine Leidenschaft für Eistee und natürlich über die neue EP unterhalten.

2014 ist mit „Cvrly as Fvck“ deine erste EP erschienen. Hast du davor auch schon Musik gemacht?

Ich habe davor schon sehr viel andere Musik gemacht. Ich habe bestimmt schon zehn Jahre zuvor gerappt. Vor sechs, sieben Jahren habe ich meine erste Soloplatte veröffentlicht, damals allerdings noch unter einem anderen Namen. Irgendwann hatte ich dann keine Lust mehr Solo-Rap zu machen. Das war in dieser Gangsterrap-Phase in Deutschland. Dann habe ich angefangen mit einer Drum’n’Bass, Soul, Funk-Band aufzutreten, mit der ich vor vielen Studenten gespielt habe. Dabei habe ich gemerkt, dass die Leute bei Konzerten auch Spaß haben können und nicht nur rumstehen, möglichst wenig abgehen, um möglichst cool auszusehen, wie ich das zu der Zeit bei Hiphop-Jams oft erlebt habe. Das hat sich zum Glück mit der Zeit geändert. Dann habe ich drei, vier Jahre mit dieser Band gespielt und wenig Solo-Rap gemacht. Irgendwann hat sich diese Band aufgrund persönlicher Bedürfnisse inaktiviert. Dann habe ich beschlossen wieder Solo-Rap zu machen, weil ich einfach Bock habe auf der Bühne zu stehen.

Was hast du in der Band gemacht? Gesungen oder ein Instrument gespielt?

Ich habe gerappt und gesungen. Das war eine ungewöhnliche Konstellation in der Band. Neben mir gab es noch eine Sängerin, Drums, Piano, Synthie, Bass und Saxophon. Wir haben aus Jazz, Elektro, Hiphop, Soul, Drum’n’Bass und Funk sieben Minuten Tracks gemacht, einfach das worauf wir gerade Bock hatten. Es war auf jeden Fall eine sehr spannende Zeit.

Du bist also generell sehr musikalisch. Wie bist du denn zum Rappen gekommen?

Das war ganz classic. Mit 15 habe ich mir Turntables gegönnt. Dann haben wir bei mir im Keller Sessions gemacht. Wir haben alle gerappt und auch alle aufgelegt. Alle haben quasi alles gemacht. Irgendwann hat sich dann rauskristallisiert wer eher rappt, wer auflegt und wer die Beats macht. Dann bin ich irgendwie beim Rappen hängen geblieben, obwohl ich eine Zeit lang parallel auch sehr viel aufgelegt und gescratched habe. Dann habe ich einen anderen Homie kennengelernt, der gerappt hat und zusammen haben wir dann unsere erste Crew gegründet: Niedere Beweggründe mit Kara Ben – Shout an Kara Ben! In Schopfheim, ganz unten links auf der Karte im Drei-Länder-Eck, haben wir unsere Anfänge gehabt. Irgendwann bin ich dann zum Studieren weg gezogen und haben dann einfach alleine weiter gerappt.

Unterscheiden sich deine beiden Rapkarrieren, also vor und nach der Band, in irgendeiner Weise voneinander?

Damals war das in etwa fünfzig Prozent Freestyle-Rap und fünfzig Prozent geschriebene Texte. Wir sind damals jedes Wochenende von Jam zu Jam und von Freestyle-Battle zu Freestyle-Battle gefahren. Damals gab es noch sehr viele Freestyle-Battles, bei denen man immer ein paar hundert Euro gewinnen konnte. Es gab sogar welche bei denen man tausend Euro gewinnen konnte. Da sind wir natürlich auch hingefahren und da habe ich dann sogar gewonnen. Das war auf jeden Fall sehr motivierend. Es ging also hauptsächlich um Battlerap und darum wer der geilste ist – ich, in dem Fall. Heute habe ich immer noch einfach Bock aufs Rappen. Auf der neuen EP ist auch sehr viel Battlerap drauf. Zu dem alten Sachen unterscheidet es sich aber eher von der Schreibweise, der Technik und der Erfahrung, die man jetzt mittlerweile hat. Thematisch unterscheidet es sich glaube ich gar nicht so groß, sondern eher von der Herangehensweise und von der Technik und den Beats, die jetzt einfach zehntausendmal geiler sind.

Wen würdest du zu deinen musikalischen Einflüssen zählen? Gibt es irgendwelche Künstler, die dich besonders geprägt haben?

Big L ist glaube ich der prägendste Rapper für mich. Seine Sachen habe ich einfach nonstop rauf und runter gehört. Mich hat vor allem diese Punchlinedichte die er hat fasziniert. Wie witzig die Sachen, die er schreibt, einfach sind. Diese Bilder und der Wortwitz haben mich einfach fasziniert und darum ist er der Rapper, der mich vermutlich am meisten inspiriert hat. Vor allem was Flow und Punchlines angeht und natürlich auch den Beatstyle. Natürlich fand ich auch dieses Ganze D.I.T.C. – Umfeld, Lord Finesse, Show usw. geil. Diese New York-Ecke ist auf jeden Fall das, was mich am meisten inspiriert hat, zumindest was Amerika angeht. Und im Deutschrap haben wir eigentlich nur Mongo Clikke und Sekte Tapes, also Royal TS gehört. Hauptsächlich wirklich diese beiden Camps, auch wenn die auf den ersten Blick vielleicht nicht zusammenpassen, aber das war uns damals einfach scheißegal. Wir fanden diese beiden Crews geil, inklusive Taktloss, von dem wir alle BRPs die es gibt, rauf und runter gehört haben. Das war damals noch in unserem Kassetten-Deck.

Letzten Freitag ist deine neue EP „ICE 276“ erschienen. Was hat es mit dem Titel auf sich?

Ich komme gerade aus diesem ICE, da ich gerade in der Heimat war und meine Eltern besucht habe. Der ICE 276 ist der Zug, der aus Karlsruhe ohne Stopp straight nach Berlin fährt. Der das außerdem zu einer relativ humanen Zeit tut. Ich glaube ich bin in Karlsruhe immer so um vier Uhr nachmittags losgefahren. Mittlerweile wohne ich ja in Berlin, aber das letztes Jahr war das Jahr des pendelns für mich. Da ich viel Musik hier in Berlin gemacht habe, aber noch in Karlsruhe gewohnt habe. Ich habe es mal zusammengerechnet und es waren zwischen zwei und drei Wochen reine Zeit, die ich im Zug verbracht habe. Irgendwann dachte ich mir, was könnte es für einen besseren Titel geben, um die Zeit in der die EP entstanden ist, zu beschreiben. Ehrlich gesagt bin ich gar nicht auf die Idee gekommen. Ich habe mit Enaka krass lange überlegt und er meinte dann, dass ich ja so lange im Zug saß und da war die Sache eigentlich ziemlich schnell klar. Es ist immer so eine Sache einen Titel zu finden. Nimmt man jetzt einen Titel von einem Track, der auf der EP ist, oder nicht. Ich finde es aber immer viel nicer wenn man was hat, wo es dann Klick macht – ok, that’s it und es passt einfach wie die Faust aufs Auge. Und das war bei mir einfach dieser ICE 276. Der fährt übrings nicht nur von Karlsruhe nach Berlin, sondern tatsächlich von Basel, von da wo ich geboren bin, über Karlsruhe nach Berlin. Im Endeffekt zeichnet er genau den Weg nach, den ich auch gegangen bin. Shout an Enaka, für dein Supergehirn!

Die EP ist mit fünf Tracks recht kurz. Vier davon sind sehr ähnlich. „Will ich nicht“ sticht als einziger ein wenig hervor, weil er Cloud Rap, traplastig ist. War es deine Intention lieber wenige Tracks zu nehmen und sich ein bisschen auszuprobieren?

Also auf meiner ersten EP gab es zehn, elf Tracks mit straighten Boom-Bap Beats. Bei der neuen EP ging es mir darum, gar nicht so krass nachzudenken in welche Richtung das unbedingt geht. Enaka war zwei, drei Mal in Berlin und wir haben eine Woche Session gemacht. Es sind auch viel mehr Tracks dabei raus gekommen, als jetzt auf der EP sind. Ich habe dann ein paar Tracks weggestrichen. Die fünf, die jetzt auf der EP sind, haben mich in dem Moment einfach am meisten geflashed. Ich muss ehrlich sagen, dass es gar nicht nach Plan ausgesucht wurde. Im Nachhinein habe ich schon gemerkt, dass drei Beats mehr Boom-Bap sind und zwei eher modern produziert sind. Ich finde, dass man das heutzutage auf jeden Fall so machen kann. Man muss das heutzutage gar nicht mehr so straight definieren, was wer für einen Stil hat, oder so. Gerade in Anbetracht an mein Album, an dem ich jetzt gerade arbeite, fand ich es auch mal gut etwas auf einen Trap-Beat zu machen. Das ist etwas, dass ich mir für mein Album auf jeden Fall offen halten möchte, um da einfach total frei rangehen zu können. Ich werde für das Album auf jeden Fall ein, zwei Tracks schreiben die sich nicht nur mit dem Battlerap-Thema befassen. Dafür möchte ich dann einfach kreativ völlig offen sein. Deshalb bin ich mit der Mischung der Beats auf der EP auch ganz zufrieden.

Aber dann lässt du dich schon ein bisschen von den aktuellen Trends beeinflussen. Cloud Rap und Trap sind zurzeit ja ziemlich aktuell.

Naja, was heißt schon Trend. Ich muss sagen, dass ich eigentlich relativ wenig aktuelle Musik höre. Ich bekomme natürlich mit, was über meine Timeline flirrt, aber ich befasse mich relativ wenig mit aktuellen Trends. Es liegt hauptsächlich daran, was für Beats bei mir landen.Wenn ich von einem Beat geflashed bin, wo auch immer der herkommt, meist aber von Enaka, dann schreibe ich einfach darauf. So richtig trendabhängig ist das aber bei mir nicht. Ich habe schon mit Crack Ignaz Tracks gemacht, da kannte ihn noch keiner. Also von daher glaube ich nicht, dass es so ein Aufspringen auf dieses Cloud Rap Ding ist. Man kann das nicht so trendabhängig sehen. Ich hatte einfach Bock auf den Beat und es hat einfach mit dieser „Will ich nicht“ – Hookline perfekt gepasst. Es ist ja auch nicht unbedingt ein typisches Cloud Rap Thema. Aber ich feier Cloud Rap auf jeden Fall, ich höre mir zwar wie gesagt nicht so viel an, aber wenn, dann finde ich es auch meistens nice.

Auf der „ICE 276“ sind auf jeden Fall sehr geschmackvolle Beats, von etablierten und guten Produzenten, wie Brenk Sinatra und Enaka.  Wie kam es zu der Zusammenarbeit?

Mit Enaka ist die Zusammenarbeit sehr eng, weil wir mal zusammengewohnt haben. Ich habe auch in dieser ominösen WG mit Schote, Enaka und Signer in Karlsruhe gewohnt. Das war so eine richtige Hiphop-WG und im Endeffekt eine Traumvorstellung von jedem Rapper. Es ist eigentlich genauso wie man es sich mit 16 vorgestellt hat. Wir haben zu viert in einer WG gewohnt, einer hat die Beats gemacht, die anderen haben gerappt, alle sind die ganze Zeit oberhigh, man bestellt die ganze Zeit nur Pizza und rappt halt. Dann geht man saufen, steht auf und dann läuft halt ein geiler Beat. So ging das zwei, zweieinhalb Jahre, bis die Wohnung nicht mehr wirklich eine Wohnung war. Aus verschiedenen Gründen wurde die WG dann leider aufgelöst, aber es war wirklich mit die beste Zeit meines Leben. Seitdem sind wir einfach beste Homies. Ich finde, dass Enaka einer der besten Produzenten in Deutschland ist. Super vielseitig, einfach ein fresher Dude. Wir verstehen uns musikalisch einfach so gut, dass man eigentlich nie irgendwas ändern muss. Die Sachen die ich von ihm bekomme sind meistens schon genau so, wie ich sie mir vorstelle. Brenk Sinatra habe ich bei einem unserer Ausflüge in Karlsruhe kennengelernt, als er dort mit den Betty Ford Boys aufgelegt hat. Wir haben dann im Backstage gechillt, weil in Karlsruhe natürlich jeder jeden kennt. Da haben wir uns kennengelernt und der war super nett. Alle saßen im Backstage mit Brenk rum, während er so krasse Storys gedropped hat. Krasse Hiphop-Lexikon-Storys, von denen alle super geflashed waren. Das war auf jeden Fall sehr cool. Zwei Monate später oder so haben wir uns dann übers Internet connected und ich meinte, dass ich noch einen Beat für meine EP brauche, der ein bisschen nach vorne geht. Dann hat er mir zwei, drei geschickt und da war auch direkt dieser „Was wollt ihr machen“ – Beat dabei. Ich habe mich mega gefreut. Es ist voll die Ehre von ihm einen Beat auf meiner EP zu haben, weil er auch mit Premo connected ist. Es hat mich sehr gefreut, dass es geklappt hat. Ich habe ihn auch letztens hier gesehen, als er mit den Betty Ford Boys hier war. Mal schauen, was daraus noch in Richtung Album wird. Das hat mich auf jeden Fall sehr gefreut. Und dieser „Eistee“ –Beat, den habe ich einfach mit einem voll guten Homie gemacht, mit dem ich auch viel Songwriting mache – Shout an Max Yeah, du wirst nicht vergessen!

Machst du denn selbst auch noch Beats?

Es hört sich immer blöd an, aber ich habe so viele Sachen gleichzeitig gemacht. Ich habe auch noch aufgelegt, ich habe eine Zeit lang sogar Dubstep produziert und in Amerika, in New York und Detroit aufgelegt und habe dadurch einfach mehrere Sachen gleichzeitig gemacht. Irgendwann habe ich mich dann mal an einen Tisch gesetzt und überlegt was ich eigentlich machen will, wie ich die Zeit wirklich effektiv nutzen kann. Dann habe ich beschlossen, dass ich am meisten Bock auf rappen habe, auf der Bühne mit einem Mic in der Hand zustehen. Auflegen kann ich auch noch mit vierzig. Dann dachte ich, dass ich das andere mal lieber sein lasse. Zu viele Köche verderben den Brei. Wenn man sich dann selber stresst, weil man so viel machen will, ist das nicht gut. Deshalb habe ich mich entschieden erstmal nur zu rappen. Aber die Cuts mache ich immer noch selber.

Ein Song deiner EP heißt „Eistee“. Diese Eistee-Thematik taucht auch in älteren Songs wie „Wake and Bake“ auf. Was hat es damit auf sich?

Sehr aufmerksam! Eistee ist einfach beste. Seit ich mich zurück erinnern kann, als wir damals in der angesprochenen Mongo Clikke, Sekte-Zeit im Zimmer gechillt haben, war der Eistee immer dabei. Ehrlich gesagt trinke ich relativ wenig Alkohol, ich rauche lieber Weed und darum trinke ich irgendwie lieber Eistee, das ist halt voll süß. Ich feiere einfach voll, dass es da so viele verschiedene Sorten gibt. Als ich dann vor kurzem in Amerika war, bin ich komplett durchgedreht. Dort gibt es von Arizona Sorten, die es hier einfach nicht gibt. Hier in Berlin habe ich mittlerweile auch schon ein paar Stores gefunden, wo es Snapple Eistee gibt, was einfach der beste Eistee überhaupt ist. Deshalb ist es hier in Berlin auch ein richtiges Eisteeparadies. Ich fande es auch einfach mal nice einen Song zu machen in dem es nicht ums Whiskey trinken oder Bier saufen geht, sondern um Eistee, mehr braucht es auch eigentlich nicht.

Sonst fühlst du dich thematisch aber schon im Battlerap wohler.

Also wie gesagt, Battlerap macht einfach Bock. Das ist einfach das, wo ich her komme. Ich komme aus der Cypher vor dem Club, wo man Leute beleidigt, bis sie Heim gehen oder bis sie einfach aufhören zu rappen. Das habe ich schon so lange gemacht, dass sich das irgendwie in mir verwurzelt hat. Auch jedes Mal wenn ich auf einer Jam bin, kann ich mich nur schwer zurückhalten nicht doch in die Cypher zu springen. Auf dem Album will ich wie gesagt auch mal ein, zwei andere Themen aus dem Leben eines Curlyman, oder sagen wir mal aus dem Leben eines Menschen zwischen 20 und 30 anschneiden. Nur auf der EP wollte ich das alles jetzt ein bisschen komprimiert halten. Bei fünf Tracks finde ich es schwierig einen thematischen Ablauf zu machen, bzw. das gut einzubinden. Da hat das mit „Eistee“ gerade noch so gepasst. Aber da jetzt Sachen mit ein bisschen mehr Tiefgang habendrauf zu machen, fand ich irgendwie unpassend. Da hatte ich keinen Bock drauf. Das will ich lieber auf dem Album wirken lassen, wo man auch 12, 13 Tracks hat und das gut einbetten kann.

Grobe Pläne hast du ja scheinbar schon einige für dein Album. Gibt es auch schon etwas konkretes?

Ich weiß nur, dass Enaka auf jeden Fall krass viel davon produzieren wird. Ich werde jetzt in absehbarer Zeit mit ihm für zehn Tage weg fliegen. Ich weiß noch nicht wohin, bzw. ich weiß es schon, aber nicht ob es klappt. Darum verrate ich es noch nicht.  Das wird auf jeden Fall nice. Einfach mal zehn Tage irgendwo hinzugehen, wo man sonst nicht ist. Das mit ihm zu machen wird glaube ich sehr fresh. Er versteht einfach was für Mucke ich machen will. Ich würde einfach gerne eine Blaupause machen für das Album, sodass man das hier in Berlin dann in ein, zwei Monaten fertig machen kann. Ich habe wie gesagt schon viele Themenskizzen und Ideen im Kopf, will das aber nicht halb anfangen, sondern in zehn Tagen so Bootcamp-mäßig die richtig Stimmung dafür legen.

Du hast vorhin ja schon das Songwriting angesprochen. Was hat es damit auf sich?

Ruft mich an, wenn ihr Hits braucht. Ja, ich mache voll viel Songwriting für verschiedene Leute. Mir persönlich macht es einfach voll viel Spaß mit anderen Leuten Mucke zu machen. Ich singe und schreibe auch sehr gerne. Oft auch Sachen, die so gar nicht zu Curlyman passen würden. Ich finde es cool kreative Sachen rauslassen zu können, die dann auch wirklich gehört werden. Ich meine, dass hört sich immer so crazy an. Klar gibt es auch immer krasse Ghostwritingsachen, aber im Endeffekt ist es so, dass man einfach zusammen Musik macht. Quasi wie bei einer Session, bei der man einfach einen Song zusammenschreibt. Das funktioniert auch ziemlich gut. Gerade hier in Berlin gibt es sehr viele Leute und ich habe auch ziemlich Bock. Mal sehen was da noch kommt. Ich habe mich in den letzten zwei, drei Monaten eher auf meine Sachen konzentriert und das wird auch noch die nächsten zwei, drei Monate so weiter laufen. Das halbe Jahr davor habe ich sehr intensiv für verschiedene Leute geschrieben, auch im großen Umfang, Richtung Album. Ich finde das einfach nice, weil ich mir irgendwann als Kredo gesagt habe, dass ich nur noch von Musik lebe. Und um mir bei diesem Curlyman-Ding den Rücken freizuhalten, habe ich so noch ein anderes Standbein, um bei Curlyman nicht in die Bredouille zu kommen. Nicht, dass es dann irgendwann heißt: du musst verkaufen, du hast kein Geld mehr. Deshalb ist es einfach eine ziemlich entspannte Variante für mich, mit der ich mich super arrangiert habe und wie gesagt, ruft mich an!

So kann man natürlich auch alle kreativen Ideen rauslassen, ohne das die eigene Musik darunter „leiden“ muss. Wie stehst du selbst zum Thema Ghostwriting im Deutschrap?

Also ich würde für mich natürlich niemals ghostwriten lassen. Oft ist es ja auch so, dass es Leute gibt, die Interpreten sind, aber keine Songwriter. Die singen zum Beispiel krass, sind textlich aber nicht so krass. Dann finde ich es zum Beispiel völlig legitim, wenn man zusammen einen Song schreibt. Wenn man es nicht gut findet, dass der Typ die Musik nicht alleine gemacht hat, sollte man sich das auch nicht anhören. Ich finde im Endeffekt geht es schon darum, gerade im Pop-Bereich, wenn wir über Hiphop sprechen sehe ich das alles auch viel enger, aber im Pop-Bereich ist es ja auch oft so, dass die Sachen gar nicht darauf angelegt sind kredibil zu sein. Da verwischen oft die Grenzen von Kredibilität. Die Sachen sollen einfach funktionieren. Die meisten Leute da draußen interessiert es auch einfach nicht. Im Hiphop ist es wie gesagt etwas anderes. Aber wenn die Pop-Sachen im Radio laufen, interessiert das halt keinen, ob der Dude die Sachen alleine geschrieben hat. Wenn es hoch kommt interessiert das ein Prozent der Leute und die arbeiten dann wahrscheinlich bei einem Verlag. Daran sollte man glaube ich auch ein bisschen denken. Wie gesagt, ich mache mir da auch über die Kredibilität der anderen keine Sorgen oder Gedanken. Ich habe einfach Bock Mucke zu machen und Songs zu schreiben. Es ist natürlich ein schwieriges Thema, aber ich finde auf jeden Fall, dass es vertretbar ist. Von meiner Seite aus es zu machen sowieso. Warum sollte man nicht machen worauf man Bock hat. Ich finde es ist das realste zu machen, worauf man Bock hat. Ich finde es super real, wenn ein Künstler fragt, ob wir zusammen einen Song machen. Ich finde es nur whack, wenn er danach behauptet, dass er von ihm alleine ist. Wenn er von vornherein sagt, dass wir das zusammengeschrieben haben und es so auch im Booklet und überall drin steht, ist das völlig legitim, wie ich finde. Wenn man mit offenen Karten spielt, finde ich das alles chillig. Was da so im Hiphop-Ghostwriting abgeht, weiß ich ehrlich gesagt nicht wirklich. Ich habe aber auch einfach keinen Bock drauf, anderen Rappern meine Punchlines zu geben. Auf Ghostwriting mit anderen Rappern habe ich ehrlich gesagt keine Lust. Das ist dann zu nah an dem dran, was ich selber mache. Wenn ich Popmusik mache, kann ich quasi in andere Sphären aufsteigen. Da kann ich dann ja ganz anderen Scheiß machen. Aber bei dem was ich mache, habe ich einfach keinen Bock wen anderes mit in meine Cypher zu lassen.