Big Punisher

Und so wie mir muß es vielen Leuten, zumindest in Amiland, gegangen sein, denn dort stieg das Debutalbum „Capital Punishment“ direkt auf Platz 5 der Albumcharts ein. Dieses hispanoamerikanische Schwergewicht setzt mit seinem Partner Fat Joe die Tradition der maßlos übergewichtigen Rapper wie Heavy D und Notorious B.I.G. fort. Ein Indiz dafür, daß er diesen an Stylz und Skillz in nichts nachsteht, ist sein Signing bei Loud Records. Denn dieses Label, das den Wu-Tang und die Alkaholiks in seinem Repertoire hat, hat schon immer für Reimqualität gebürgt. …satte Hardcore-Tracks… Nachdem das erste Staunen über die mächtige Bildschirmpräsenz („Wer ist denn der Fettsack?“) vorüber war, erinnerte ich mich daran, diesen neuen „Overweight Lover“ schon im „Off the Books“-Video von den Beatnutz gesehen zu haben. Dort kickte Pun einen feisten Reim, der im nachhinein betrachtet schon auf das, was da kommen würde, hinwies. Oh Mann, da schlägt’s ja dick ein. Auf „I´m Not A Player“ folgte als dritte Single der Remix „Still Not A Player“, der den R´n´B-Sänger Joe featurte. Beide Songs wurden von sehr smoothen, souligen Refrains getragen, heutzutage ein eindeutiges Merkmal für Chartambitionen und -potential. Trotzdem beeindruckt der Style, mit dem Pun seine Reime präsentiert. Und beim Durchhören des ganzen Albums findet man einige satte Hardcore-Tracks darauf, die das HipHopper-Herz höher schlagen lassen. Und, wie es in letzter Zeit fast schon zum Standard geworden ist, eine feine Auswahl von Mitstreitern: Black Thought (the Roots), Busta Rhymes, Prodigy und Wyclef. …frühmorgendliche Exerzierübungen mit dem Vater… Big Pun – ein Puertoricaner, der in der Bronx aufwuchs. Erzogen von seinem strengen Stiefvater, einem Vietnamveteranen, der den Jungen mit frühmorgendlichen Exerzierübungen quälte. Das Ergebnis des strengen militärischen Drills war das exakte Gegenteil dessen, was der Vater im Sinn hatte: Ein Rebell mit dem unbeugsamen Willen, auf Autoritäten einen Dreck zu geben und sich von niemandem den Mund verbieten zu lassen. Daß dabei auch schon mal, politisch unkorrekt, Schwule ihr Fett wegbekommen, kann man milde übersehen, oder man sagt sich: Scheiß halt auf diesen Vollidioten. Ich sage: Er hat mit seinem „komplizierten Hardcore Reimfluß“ (Zitat Big Pun) ein höchstrespektables Album abgeliefert! Den sich zur Zeit anbahnenden Riesenerfolg hat das von ihm selbst und Partner Fat Joe produzierte Album in jeder Hinsicht verdient – daß Pun´s ungesundes Übergewicht bei der zu erwartenden Menge an „Cheese“ nicht geringer werden wird, versteht sich von selbst. Ich würde darauf wetten, das ihm das scheißegal ist.