Interview mit Dexter

rap.de: Wenn du für Rapper produzierst: Produzierst du denn speziell auf deren Style hin?

Dexter: Nein, an sich nicht. Das kann ich nicht wirklich. Auch wenn jemand mir sagt: Mach mal ’nen Beat, der so ist wie der und der – geht nicht. Die Beats stehen. Wenn die Leute sie wollen, cool. Wenn nicht, dann eben nicht. Das einzige Mal, als es etwas anders lief, war mit Morlockk Dilemma, bei unserem gemeinsamen Ding „Weihnachten im Elfenbeinturm„.  Da isses aber auch ne freundschaftliche Ebene. Er hat hin und wieder Wünsche geäußert, unter’m Strich hat er mir aber vertraut und gesagt: Mach einfach, wird schon gut. Die gesamte Produktion und auch die Skits habe ich alle alleine gemacht. Er hat dann am Schluß eher nochmal speziell drauf geachtet, das man ihn gut versteht.

rap.de: Wie ist es, wenn jemand dir ein Sample gibt mit dem Wunsch, dass du etwas damit anstellst?

Dexter: Das ist etwas anderes, ja. Das geht schon. Das war auch z.B. mit Dilemma so. Wir haben ja auch einen ähnlichen Geschmack. Er diggt ja auch diese ganzen Librarysachen, Soundtracks, italienisches Zeug…

rap.de: Apropos italienisches Zeug: Es gibt ja diese italienische Progressiv Rock-Band aus den 70ern namens The Trip.  Stand die bei der Namensgebung der Platte Pate?

Dexter: Nein. Ich kenne die Band, klar. Es hat aber vielmehr etwas mit dem Film „The Trip“ zu tun. Es gibt da einen Film von 1969, mit Peter Fonda, glaube ich. Da geht es einfach nur darum, wie sich ein Kerl einen LSD-Trip schmeißt. Er erlebt dann unter ärztlicher Aufsicht seinen Trip, der mit psychedelischen Bildern untermalt wird.

rap.de: Stammen aus diesem Film auch die ganzen Vocalskits des Albums?

Dexter: Nein, könnte man meinen, ist aber lustigerweise nicht so. Ein kurzes Stück ist in der Tat aus dem Film. Ansonsten habe ich die Skits allerdings aus einer Vielzahl verschiedener Quellen zusammengetragen. „Easy Rider“ zum Beispiel. Oder „Psyched out“ mit Jack Nicholson. Ich habe auch einige Trailer gesampled. „Hallucination Generation„. Ganz abstruse Sachen. Eigentlich wollte ich das Album zuerst „Orange Peppermint Rainbow“ oder so nennen, so wie eben diese ganzen Psych-Bands früher hießen. Dann habe ich mir aber noch einmal „The Trip“ angeschaut und dachte: Eigentlich ist dieser Film mein Album visuell umgesetzt. So habe ich mich dann im Endeffekt für „The Trip“ entschieden. Ich hatte mir auch schon überlegt, das Album einfach über den Film drüberzulegen, weil dort so viele Dialoge nun auch nicht stattfinden.

rap.de: Hast du beim produzieren auch LSD genommen, Um dich zu 100% in die Materie versetzen zu können? (Gelächter)

Dexter: Nee. Das wurde ich aber tatsächlich schon öfters gefragt. Gab schon den ein oder anderen, der dann das ‚Wenn du das selber nicht erlebt hast, wie kannst du dann ein Album darüber machen?‘-Argument ausgepackt hat. Aber durch das Soundbild kann man sich gut in ein Gehirn unter LSD-Einfluß hineinversetzen, denke ich.

rap.de: Aber du stehst auf Musik, die unter dem Einfluß dieser Drogen entstanden ist?

Dexter: Ja, definitiv. Die Musik ist ja zum großen Teil so wie sie ist, weil eben fast alle, die sie gemacht haben, auf dieser Droge waren. Die Gefahren wurden ja damals auch noch null thematisiert. Damals haben das einfach alle genommen. Das war vollkommen normal.

rap.de: War es dir wichtig, dass alle Samples aus dem Psychedelic Rock stammen, oder hast du eher auf ein bestimmtes Soundbild geachtet, dasdu reproduzieren wolltest? Es gibt ja durchaus genug Material, das zwar nicht von Psych-Platten stammt, aber trotzdem eine ähnliche Soundstruktur aufweist.

Dexter: Ja, das stimmt natürlich. Bei „The Trip“ habe ich allerdings trotzdem ziemlich peinlich genau darauf geachtet, dass die Samples tatsächlich allesamt von Psych-Platten stammen. Die Platten sind auch fast ohne Ausnahme von 1968 und ’69.

rap.de: Hast du dir diese Vorgabe bewusst gegeben oder war das eher zufällig?

Dexter: Nein, das war schon so gewollt. Mir haben schon viele Leute gesagt, dass das ein oder andere Sample auf der Platte nach Morricone-Soundtrack oder sonstigem klingen würde. Das liegt aber, wie du schon gesagt hast, eher daran, dass die Leute früher experimentierfreudiger waren und sich in vielen unterschiedlichen Genres bedient haben. Daher kann es schon passieren, dass sich manche Beats eventuell eher soulig oder jazzig anhören. Unterm Strich waren aber ausnahmslos alle Samples von Psych-Platten. Ich höre diese Musik schon seit einer Ewigkeit. Hauptsächlich geprägt von meinem Vater.

rap.de:  Was fasziniert dich so an dieser Epoche?

Dexter: Naja, ist in erster Linie schon die Musik. Alles, was sich so Ende der 60er und Anfang der 70er abgespielt hat, ist für mich das musikalische Nonplusultra. Es wird nie wieder eine solche Zeit geben. Allein das Jahr 69 – wenn man sich mal überlegt was da alles passiert ist. All die Alben die in diesem Jahr herausgebracht wurden, Jazz, Rock, Soul – ganz egal. Das war einfach eine wahnsinnig produktive Zeit. Ich stehe extrem auf die Soundästhetik dieser Zeit.