Interview mit KC Rebell

rap.de: Du stehst überhaupt für solche verrückten Sachen. Allein schon die Zeile „Fotzen und Wellness“ in „Kanax in Paris“ – darüber habe ich bestimmt zehn Minuten gelacht. 

KC Rebell: Das ist ein gewisser Wortwitz. Natürlich gibt es auch Songs, in denen ich mit Wortwitz überzeuge. Songs, in denen ich mit Punchlines und Sprüchen überzeugen kann, Songs, in denen ich mit Flow überzeuge, aber es gibt auch noch die Kehrseite der Medaille. Ich habe Songs, in denen ich mit Lines überzeuge, die für Gänsehaut sorgen. Ich denke, das ist einfach mein Facettenreichtum, den ich mitbringe.

rap.de: Du hast mir in älteren Interviews gesagt, dass der Schmerz in der Brust dein Grundantrieb zum Musikmachen sei. Ist das immer noch so?

KC Rebell: Ja. Ich habe das in der Vergangenheit schon oft geäußert, dass ich finanziell nie in einer Situation war, wo ich mir gedacht habe, dass ich mit der Musik unbedingt Geld machen will. Natürlich möchte ich mit Musik Geld machen, das war aber nie der Hauptgrund. Ich mag es einfach, wenn ich einen geilen Song gemacht habe und mich selber vielleicht nochmal übertroffen habe und besser war in der Vergangenheit. Wenn dieser Song abgemischt und fertig gemastert vor mir liegt, liebe ich es, diesen Song jemandem zu zeigen. Das ist meine Motivation, Musik zu machen. Deshalb waren mir meine ganzen Single- und Videoauskopplungen auch nicht so wichtig wie mein Snippet. Ich habe mir vielleicht ein, zwei Kommentare durchgelesen, aber beim Snippet habe ich wirklich darauf geachtet, was die Leute darüber denken. Die Meinung der Leute ist mir sehr wichtig, ob die das gefeiert haben. Ich möchte einfach Musik machen. Es war mein Hobby, jetzt ist es mein Job.

rap.de: Das heißt, du willst jetzt dein Geld damit verdienen?

KC Rebell: Ja, natürlich. Ich möchte immer mehr Leute erreichen. Ich möchte immer mehr Leute damit beeindrucken und das zieht ja das Geld mit sich. Irgendwann hast du eben mehr Hörer und mehr Käufer, und dann habe ich auch mehr Freiraum. Ich habe dann den Freiraum, mehr Geld in Videos zu investieren, ich habe den Freiraum, das ganze Spiel noch eine Nummer größer zu spielen und das macht dann auch Spaß. Bei „Rebellismus“ hätte ich jetzt vielleicht auch schon zwei, drei sehr dicke Videos drehen können, aber wirtschaftlich war ich mir nicht sicher, ob sich das rentieren würde. Im Nachhinein hätte es sich vielleicht rentiert, aber ich will natürlich, dass sich das gesund aufbaut. Jetzt habe ich das ganz Ding eine Nummer größer gemacht und beim nächsten Album werde ich das Ganze noch eine Nummer größer machen. Ich habe halt einfach Bock, Musik zu machen.

rap.de: Läuft das dann eigentlich Majorlabel-mäßig ab bei Banger-Musik? Drehen die deine Videos? 

KC Rebell: Das ist ja auch ein Grund gewesen, wieso ich diesen Vertrag wahrgenommen habe. Ich kümmere mich explizit nur um meine Musik – was das Kreative angeht, das bin ich. Aber alles andere, was Planung, Business und so angeht, macht das Management und das Label.

rap.de: Jetzt gab’s ja auch einen etwas künstlich hochgezogenen Skandal um das Video zu „Anhörung“…

KC Rebell: Bei der Bild-Zeitung arbeiten natürlich Journalisten und Reporter, die auf ein, zwei Zeilen aus dem Song aufmerksam gemacht werden und darüber Bericht erstatten. Du kennst den Song wahrscheinlich und hast ihn gehört und ich weiß nicht, was deine Meinung über den Song ist, aber ich denke, ein normaler Mensch feiert vielleicht diese letzte Zeile nicht, dieses „Fick den Richter“-Ding. Aber ansonsten – gerade für HipHop-Hörer ist das, denke ich, ein sehr ehrlicher Song. Sehr autobiographisch und selbstkritisch. Ich finde, das ist der Song, der am wenigsten Angriffsfläche bietet, was meine Person angeht. Der Song wird aufgrund der letzten Zeile nun als am angriffslustigsten behandelt. Ich bin froh, dass ich auch mal mit HipHop Medien darüber reden kann, nach den letzten Tagen, in denen ich mich wirklich mit vielen Leuten aus der Fernsehbranche und so getroffen habe, die einfach nicht verstehen würden, wenn ich sagen würde „ACAB“. Ich finde dieses ganze Hip Hop Ding passt sehr gut zu mir. HipHop ist immer ein Rebellentum. Wir HipHopper sind Rebellen durch und durch. Schon in der Jugend hat es angefangen, ob das nun Züge mit Grafitti beschmieren ist – wir sind richtige Systemficker. Wir scheißen einfach drauf, wir schwimmen gegen den Strom. Schon Azad ist gegen den Strom geschwommen.

rap.de: Andererseits ist es dann doch auch in Ordnung, wenn sich die Gesellschaft dadurch gestört fühlt. Wäre ja quasi langweilig, wenn sie sich nicht darüber aufregen würden.

KC Rebell: Mich interessiert das nicht, mich beeinflusst das nicht. Mich wird nichts beeinflussen können, ich werde meine Linie genau so durchziehen, wie ich es immer mache. Die Story ist auch erst so groß geworden, als der Konflikt mit dem Landgericht aufkam. Es geht ja mehr um das Video als um den Song. Der Song wird dann natürlich innerhalb der Reportage auch durch den Kakao gezogen, aber das Hauptanliegen, warum das als Skandal bewertet wird, ist ja, dass so etwas wie das Video überhaupt zugelassen wurde. Aber da verstehe ich die Aufregung beim besten Willen nicht.