Interview mit Schwartz

rap.de: Also es gibt auch schon noch Grenzen, meinst du?

Schwartz: Ja, auf jeden Fall. Es gibt Grenzen. Auch beim battlen, obwohl ich ja jetzt kein Battlerapper bin.

rap.de: Du bist ein Kunstrapper.

Schwartz: Das ist ein ganz cooler Begriff. Was ist denn deiner Meinung nach ein Kunstrapper?

rap.de: Jemand, der eben mehr über fiktives Zeug rappt.

Schwartz: Ja, dass ich über Fiktives rappe, das würde schon passen. Ich meine, die Gedanken sind aber ja wirklich da, also ich weiß nicht… Ich habe wirklich eine Menge Scheiße im Kopf. Das ist wirklich so. Aber ich glaube, das hat wirklich jeder Mensch und wenn es nur irgendwelche blöden Ideen sind. Wenn man jetzt in der U-Bahn steht und die U-Bahn ist gerappelt voll, da denkt sich jeder doch mal: „Boah, der Ollen, die da so laut telefoniert, würde ich gerne ihren Schädel voll gegen die Scheibe klatschen!“. Denken tut jeder solche Sachen, davon bin ich fest überzeugt. Und ich nutze das eben künstlerisch. 

rap.de: Damit du dann in der U-Bahn nicht Amok laufen musst. 

Schwartz: Ja, ganz genau. Tatsächlich ist es auch so, dass wenn mir an manchen Tagen nichts einfällt und ich unkreativ bin, dann ändert sich das schon, wenn ich nur kurz auf Spiegel Online gehe oder sowas. Dann fahre ich wirklich sofort bis zu 100% hoch und könnte direkt wieder ein ganzes Album schreiben, bei dem Unsinn der da steht.  

rap.de: Oder ein ganzes Buch. Du schreibst ja auch Bücher, vor zwei Jahren hast du diesen Gedichtband rausgebracht. Bist du auch generell an Literatur interessiert?

Schwartz: Ja, genau, das war mein erstes Buch. Ich habe auch mal Germanistik studiert. Für Literatur habe ich mich eigentlich schon immer interessiert und auch schon als Kind viel gelesen. Das fing natürlich mit Kinderbüchern an.

rap.de: Ottfried Preußler?

Schwartz: Der etwas über Afro-Amerikaner geschrieben hat? (lacht) Ihn dann tatsächlich eher weniger. Als Kind noch „Die Kinder aus Nr. 67“, das ist ein Kinderbuch, spielt in der NS-Zeit, das Buch war geil. Aber es ging dann weiter mit „Die drei ???“. Mit dreizehn, vierzehn, habe ich von der Schule aus noch von Günter Grass„Katz und Maus“ gelesen und das fand ich auch richtig gut. Ich habe dann angefangen, mehr und auch wirklich ordentliche Sachen zu lesen. Das fing dann erst mit H.P Lovecraft an, danach kam dann Edgar Allan Poe, das war wirklich so eine Entwicklung, die sich dann durchgezogen hat. Und irgendwann bin ich dann auch bei den ganzen Klassikern gelandet. Flaubert, Tolstoi, Dostojewski

rap.de: Was sagst du zu den Mann Brüdern, Heinrich und Thomas?

Schwartz: Also, ich finde Heinrich Mann besser. Ich muss auch sagen, dass ich von Thomas Mann nicht so viel kenne, außer die „Buddenbrooks“ und „Tod in Venedig“. Also es war auch schon gut, aber es hat mich sehr an die Russen erinnert. Tolstoi und Dostojewsky, das war ja auch im 19 Jahrhundert und Thomas Mann hat sich vom Stil her sehr bei denen bedien, auch vom Aufbau her. Also „Buddenbrooks“ ist ja so eine Familiensaga und das hat mich jetzt schon sehr stark, an „Der Idiot“ erinnert. Bei Heinrich Mann, da fand ich zum Beispiel „Der Untertan“ sehr geil. Wenn man einfach überlegt, was für eine Zeit das war. Das war ja wirklich ganz kurz vor dem ersten Weltkrieg und er hat es wirklich geschafft, diesen Untertanen-Geist, der ja auch zu dem Ganzen geführt hat, sehr gut zu beschreiben.