Morlockk Dilemma & Sylabil Spill

rap.de: Das Referat über das Hipstertum bringt mich passenderweise zur nächsten Frage. Auf „roh.kalt“ findet sich ein Song namens „Dendemann“. Bezieht sich der Song denn konkret auf Dendemann, oder dient der Name lediglich als Metapher für das aktuell gängige Modell des Hipsters?

Morlockk Dilemma: Nein, das bezieht sich natürlich null auf die konkrete Person Dendemann! Ich war auch echt erstaunt als ich die fertige Platte in den Händen hielt und sah, dass der Name „Dendemann“ auf der Tracklist steht. Eigentlich war Dendemann lediglich der Arbeitstitel des Songs. Es war streng genommen nicht geplant, dass der Song dann tatsächlich so heißt! Das ist halt bei so Battletexten teilweise etwas schwer eine passende Benennung zu finden, weil die inhaltliche Beschränktheit einen immer ein wenig eingrenzt. Dendemann war quasi einfach nur ein passender Arbeitstitel, weil ich den Namen in einer meiner Lines drinnen hatte. Das war dann schön kurz und knackig. Das konnten wir uns gut merken…Ich disse ihn ja auch nicht. Ich erwähne seinen Namen ja lediglich im Bezug auf diese strange Promophase für… ich weiß gar nicht mehr wie die Platte hieß? Na die, wo er so extrem crazy mit Schnauzer und allem drum und dran herumgerannt ist. Das war einfach nur eine Line. Ich bin echt ein Freund von Dendemann! Eigentlich steh ich voll auf diese schrullige Art! Auch wenn die Mucke mittlerweile nicht mehr notwendigerweise meins ist…

rap.de: Was macht denn Dendemann mittlerweile?

Morlockk Dilemma: Na ich nehme mal an lustigen Rap mit Taschentuch Flaschenzug Panzermiene Gesangskabine Doppelreimen…..oder irgendwas mit Medien! (allgemeines Gelächter) Aber das ist cool! So etwas muss es auch geben. Ich war mal gezwungener Weise beim Melt. Da ist Dendemann aufgetreten. Man kann sagen was man will über den, aber da war es gerammelt voll! Und die Leute sind abgegangen…

(Der freundliche Mann vom Dönergrill erscheint am Tische und serviert den beiden zwei dampfende Teller mit feinstem orientalischen Mittagsmahl.)

rap.de: ’nen Guten! Lasst es euch schmecken!

Morlockk Dilemma & Sylabil Spill: Dankeschön!

rap.de: Eine Frage die einigen Fans unter den Nägeln brennen dürfte: Morlockk, du bist ein Ossi, ohne das despektierlich zu meinen. Spill allerdings ist Rheinländer. Das ist ja jetzt rein situativ nicht so, dass ihr seit Kindesbeinen aufeinander hockt. Wie genau ist eure Kollabo denn zustande gekommen? Gibt es da eine spezielle Story zu erzählen, oder habt ihr euch einfach wie es so ist getroffen, geklickt, und beschlossen eine EP zu machen?

Sylabil Spill: Ja, wir haben uns das Ein oder Andere Mal getroffen, wie es halt so ist wenn man in Deutschland lebt und Rap macht. Irgendwann meinte dann der Gupta (Anm. d. Verf: Julian Gupta vom Splash! Mag) in einem Interview mir gegenüber, dass Morlockk eine EP-Reihe plant, und in diesem Rahmen gerne etwas mit mir machen würde. Ich hab dann natürlich zugesagt, weil die Sympathie ja ohnehin vorhanden war und auch auf Gegenseitigkeit beruhte.

Morlockk Dilemma: Und weil die Kamera lief! (Gelächter)

Sylabil Spill: Genau. Die Sympathie wurde quasi durch die Kamera erzwungen! Nein, ist natürlich Quatsch. Ich wusste ja, Morlockk Dilemma macht coole Musik hinter der ich stehen kann…also warum nicht!?

rap.de: Ihr wart ja bis zu der Zusammenarbeit zu „roh.kalt“, wie meine minutiösen Recherchen ergeben haben, nie gemeinsam auf einem Track zu hören!?

Morlockk Dilemma: Nö, das stimmt. Allerdings hatten wir uns schon 100 mal gesehen gehabt. Speziell im Jahre 2008 wurden wir des Öfteren gemeinsam auf Veranstaltungen gebucht. Und da wir was Soundentwurf und Inhalt angeht sowieso in eine sehr ähnliche Richtung gehen, war man sich natürlich auch schnell grün. Man kann also sagen: Julian hat ihn in meinem Sinne überfallen! Hätte er es nicht getan, hätte ich es eben selber gemacht.

rap.de: Und wie war das in der Produktionsphase der EP? Habt ihr euch tatsächlich zusammengesetzt zum Schreiben, oder wie sah euer Prozess konkret aus?

Sylabil Spill: Ne, das ging auch gar nicht. Wir haben ja beide neben der Musik noch ein „echtes Leben“…Wir gehen beide arbeiten und haben Pflichten. Das hat dann eben oftmals Priorität. Zudem wohnen wir zusätzlich dazu einfach an unterschiedlichen Enden Deutschlands. Da wäre das rein zeitlich schon schwachsinnig gewesen. Es lief eher so ab, dass wir uns gegenseitig Texte und Beats hin und her geschickt haben. Und dadurch, dass man eh gegenseitige Sympathien hegt und sich jeweils musikalisch gut findet, wird das ganze natürlich nochmal deutlich angenehmer. Man vertraut sich einfach. Ich kann beim schreiben komplett ausflippen, weil ich einfach weiß: was ich von Morlockk geschickt bekomme wird einfach geil werden, Punkt! Daher ist das schon super praktisch, dass man zufällig so klickt. Es hätte ja auch durchaus so sein können, dass man sich zwar zwischenmenschlich gut riechen kann, allerdings jeweils musikalisch mit dem Sound des anderen einfach nichts anfangen kann. Bei uns stimmt aber die musikalische Ebene und überdies können wir uns privat auch ganz locker über andere Themen unterhalten als über Rap. Das wir uns etwas geschickt hätten wo das Gegenüber dann protestieren hätte müssen a la „ne, das geht jetzt aber mal GAR nicht!“, da könnte ich mich jetzt nicht dran erinnern….

rap.de: Es ist praktisch wenig bis gar nichts im Papierkorb gelandet während der Produktionsphase?

Morlockk Dilemma: Nein, eigentlich gar nicht. Wir hatten lediglich ganz am Anfang einen Song, der „Eistorte“ hieß. Nachdem sich aber schnell der Gedanke bei uns breit gemacht hat, dass es doch super wäre, wenn man eine einheitliche Handschrift in die Produktion bekäme, hatten wir den Song für die EP wieder verworfen….

(Das Gespräch wird abrupt und sehr lautstark von einem humpelnden Ur-Berliner älteren Semesters unterbrochen, welcher mit dem freundlichen Mann vom Dönergrill auf Discolautstärke beginnt, Smalltalk zu betreiben. Nachdem er allerdings den Flaschenhals seines frisch erworbenen Gerstensaftes zum Munde führt, ist der Lärmpegel wieder auf erträglichem Level angelangt.)

Morlockk Dilemma: Ich hoffe, der bleibt jetzt ruhig!.. Also, wo war ich stehengeblieben?