Interview mit Dissziplin

rap.de: Könntest du dir eigentlich jemals vorstellen, den Osten des Landes zu verlassen oder ist es dir wichtig im östlichen Teil der Republik zu wohnen?

Dissziplin: Ich hab mir immer gesagt, dass ich nicht unbedingt in den Westen gehen möchte. Ich will lieber in der Nähe meiner Heimatstadt bleiben. Leipzig und Dresden sind halt coole Städte und auch nur solche Städte kamen für mich in Frage. Berlin wäre auch noch klar gegangen. Aber in den Westen zu gehen, ist für mich kein Thema.

rap.de: Stichwort Berlin: Dein aktuelles Album hast du in der Hauptstadt aufgenommen, im Studio von Raf Camora. Lass und über deine neue Platte reden. Der Titel der LP ist Volksmusik. Dir wurde in der Vergangenheit öfters der Hang in die Rechte Szene vorgeworffen, weil deine Songs und die Titel deiner Platten sehr patriotisch sind. Provozierst du bewusst mit dem neuen Titel der Platte bzw. eckst du gerne an?

Dissziplin: Ich finde, dass das Wort „Volk“ ein sehr starkes Wort ist. Ich spiele gerne mit solchen, meiner Meinung nach, starken und kräftigen Worten. Ich finde es ist ein super Albumtitel. Ich hatte erst einen Track, der „Volksmusik“ hieß und das Album sollte eigentlich einen anderen Namen tragen, aber ich war irgendwann so von dem Wort überzeugt, dass ich das Album auch danach benannt habe. Auf meinem letzten Album gab es schon die Zeile: „Volksmusik, weil das Volk das liebt.„. Ich finde es auch ganz interessant, da man mit Volksmusik als erstes Schlagermusik verbindet, aber eigentlich ist für die junge Generation eher Rapmusik Volksmusik. Das ist für mich die neue Volksmusik. Das ist der Hauptgrund, warum das Album diesen Titel trägt, natürlich provoziere ich auch ganz gerne, aber dabei sollte man sich auch die Frage stellen, warum provoziert ein einzelnes Wort überhaupt so stark? Es ist ja nur ein Wort. Wenn Heino kommt und sagt, dass er Volksmusik macht, dann regt sich auch keiner auf, aber wenn ein Rapper das macht, und der auch noch aus dem Osten kommt, dann ist es wieder ein heikles Thema. Ich bin immer sehr gespannt, wie die Leute auf die Titel reagieren. Das war bei „Platz an der Sonne“ schon so und bei „Volksmusik“ ist es das Gleiche. Ich nehm schon gerne auffallende Titel. Genau das ist mein Stil, das ist Dissziplin. Viele Leute haben leider noch dieses Schubladendenken und stecken das sofort in die rechte Ecke. Im Prinzip mach ich das immer wieder, um den Leuten zu zeigen wie doof sie doch denken.

rap.de: Auf deinem Album hast du drei Featuregäste, den Dresdener Scotch, Neues Freunde von Niemand Mitglied Liquit Walker und den Österreicher Chakuza. Wie war die Arbeit mit den drei Rappern? War die Zusammenarbeit schon lange ein Wunsch von dir?

Dissziplin: Beim letzten Album war es so, dass wir uns die Featureparts hin und hergeschickt haben. Da wir diesmal unser Studio in Berlin hatten, konnte ich alle Leute bei uns im Studio versammeln. Ich bin sehr stolz auf die Features. Ich bin ein großer Fan von Chakuzza und hab mir schon immer gewünscht mit ihm einen Track aufzunehmen. Ich bin schon seit längerer Zeit mit ihm in Kontakt und er hat mir auch vor langer Zeit mal das Wort gegeben, dass er mit mir ein Feature macht und das hat er auch gehalten. Das rechne ich ihm sehr hoch an. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass jemand wie Chakuza mit mir Musik macht. So bekannt bin ich ja nicht. Ich bin jetzt nicht mit ihm wirklich befreundet, aber wir haben schon seit längerer Zeit miteinander zu tun. Bei Liquit Walker ist es so, dass er meine Musik feiert und ich seine. Wir sind in einer Altersklasse, verstehen uns sehr gut, dass war eine Kumpelsache ihn mit aufs Album zu nehmen. Er ist ja auch ein mega-guter Rapper. Er hat es einfach drauf und Scotch ist natürlich auch ein sehr guter Freund und er kommt ja auch aus meinem privaten Umfeldt, aus Dresden. Ich hatte auch mit anderen Künstlern Kontakt, die mir ein Feature zugesichert haben, aber die habe leider nicht ihr Wort gehalten. Das ist schon fast Standard in der Szene, diese leeren Versprechungen. Leider.