Interview mit Blokkmonsta

rap.de: Das ist also bis heute hängengeblieben.

Blokkmonsta: War super und das sind halt die Sachen, die einem von der Kindheit hängengeblieben sind, was mich trotzdem all die Jahre immer begleitet hat und was ich jetzt immer noch feier. Die 80er Jahre Filme sind super, weil die konnten nicht auf Special Effects gehen, sondern die mussten halt wirklich auf Atmosphäre gehen, damit du dich richtig reinversetzen kannst. Dann kam so Sachen wie Terminator 1, übelst billig produzierte Film damals, aber von der Message, und wie bedrohlich das war, diese ganz billigen Analog-Sounds dazu und dann siehst du sein Auge wird rot – das kriegst du heute so gar nicht mehr hin. Heute machen die nur so „Wir machen 10 Millionen in die Special FX, wir könne das im Hinterhof filmen und machen nur noch Special Effects oder am besten nur noch vor ner Green Screen“ und alles nur noch so im nachhinein reinbearbeitet.

Samurai: Bringt eine ganz andere Atmossphäre.

Blokkmonsta: Heute gibts alls hundertfach, diese ganzen Cyborg-Sachen, was damals ganz neu war, gibt es heute hundert Versionen von den Sachen und einer wird schlechter als der andere. Jedenfalls, das war halt schon ein halbes Jahr bevor ich überhaupt im Knast war, geplant. Da haben wir schon angefangen den ersten Track aufzunehmen, das war direkt…

Samurai: …“Jäger und Sammler„.

Blokkmonsta: Da kam dann erst mal die Sache dazwischen. Als ich aus dem Knast raus war, hab ich dann gesagt: Okay, ich will jetzt nicht alles, was ich vor dem Knast produziert und schon aufgenommen hatte, verwerfen, aber ich will’s auch nicht als neues Album rausbringen, weil es war ja nicht neu, es ist ja alt gewesen, deswegen hab ich gesagt, ich mach jetzt erst mal schnell „Doom Rap„, das war eigentlich nur als Zwischending geplant. Danach haben wir uns eigentlich direkt dran gesetzt und nur an “Roboblokk“ gearbeitet. Er zeigt mir irgendwelche Vorab-Beats, die er im Studio extra für das Projekt gemacht hat, die immer so mechanisch, Roboter-mäßig klingen, 80er Sound und so, die Snares waren dann nicht einfach so gesamplet, sondern er hat das aufgenommen bei sich, in einem Raum, wo der Hall genau perfekt war und dann hat er sie nachbearbeitet. Da wurde sehr viel Liebe ins Detail gesteckt.

Samurai: Und sehr viel ausprobiert. Ich habe versucht, so ein bisschen was neues zu machen, ein bisschen was thematisch im HipHop-Untergrund neu zu mischen.

Blokkmonsta: Da Samurai eher aus dieser Pop-Richtung kommt und eher so Demo-Songs für Sänger aufnimmt, die er dann an irgendwelche Stars verkauft, wollte ich ihn halt unbedingt haben, da er dieses Feeling für einen Hit hat, er weiß genau „Okay, aus diesem Track können wir auf Grund der Bassline einen richtigen Hit draus machen. Du musst im Chorus nicht einfach noch mal rappen, sondern richtig einen Höhepunkt schaffen.“ Denn der Chorus ist das, was einen am Ende fesselt und einem den Ohrwurm gibt. Und im Nachhinein, als alles aufgenommen war, wurde alles mit in sein Studio genommen und hat dort nochmal in Feinarbeit alles raus gekitzelt, was ging. Am Ende wurde das sogar im…

Samurai: …Masterstudio zum Mastern vorbei gebracht. Dort hab ich alles nochmal einzeln gemastert. Von der Soundquali ist das echt fett. Ich bin sehr zufrieden mit der Arbeit. In so einer Quali hab ich noch nie was bis zum Schluss abgemischt.

Blokkmonsta: Man muss auch dazu sagen, dass Samurai-Sound für das Projekt der perfekte Partner war, weil er halt genau das gelernt hat. Er ist eine Art Filmkomponist.

Samurai: Nicht ganz, ich bin Ende Dezember Tonmeister und hab zwischendurch mal Filmkomponist gelernt. Das heißt Noten lernen, wie geht man an solche Sounds ran, welche Gefühle gibt ein Dreistufenakkord und solche Sachen halt. Bin aber später wieder in die Richtung Tonmeister gegangen, weil ich gemerkt habe, dass einem als Filmkomponist nur das Grundwissen und die Musiklehre beigebracht wird, aber nicht das komponieren zu Bildern. Das musst du dir selber beibringen. Die bringen dir einfach nur die Noten bei und das musikalische Einmaleins. Wobei ich später aber auch nicht unbedingt als Tonmeister arbeiten möchte. Ein Tonmeister arbeitet in einem riesigen Studio, dann kommt eine Band und gibt dir alles vor. Die eigene Kreativität bleibt auf der Strecke. Der Song steht und du mischt am Ende nur noch alles ab. Das ist überhaupt nicht mein Ding. Ich will das Wissen eines Tonmeisters schon gerne haben, aber nicht als Tonmeister arbeiten, sondern lieber als Produzent.

Blokkmonsta: Du willst ja dann auch mehr Einfluss auf das Endprojekt haben. Auch Verbesserungsvorschläge geben oder Passagen benennen, die umgeschrieben werden müssen. Und genau diese Zusammenarbeit haben wir bei dem Porjekt super hinbekommen. Das Endprodukt ist in meinen Augen richtig gut geworden und wie Samurai schon sagte, hebt sich dieses Werk schon deutlich von den anderen Blokkmonsta-Produkten ab. Ziel war es ja auch mit dem Album ein Zeichen zu setzen.Viele Leute unterschätzen Hirntot komplett, die denken, dass das alles nur Splatter oder nur für die Untergrundfans gedacht ist. Die Leute können sich gar nicht vorstellen, was für Ausmaße das ganze eigentlich hat. Wir werden auch von den Medien meistens ignoriert, die stürzen sich nur auf uns, wenn wir Negativschlagzeilen liefern. Okay, mit rap.de haben wir jetzt gute Erfahrungen gemacht, weil ihr, wenn wir was interessantes machen, auch darüber berichtet. Mit dem Album soll ein Zeichen gesetzt werden, wir verkaufen über unsere eigenen Shops soviel, das Problem ist nur, dass das später nicht in den offiziellen Verkaufsrang mit einfließt.

rap.de: Das Ziel ist diesmal also schon eine Chartplatzierung?

Blokkmonsta: Im Grunde könnte jedes Hirntot-Produkt in die Charts mit einfließen, wenn jeder Verkauf auch wirklich gezählt werden würde, aber das geht halt bei den Untergrundshops leider nicht. Deshalb hab ich diesmal gesagt, dass wir auf den Release in unseren Untergrundshops vollständig verzichten…was leider auch ein Nachteil für uns ist, weil wir dadurch weniger Geld sehen, das direkt an uns Künstler geht. Aber das ist auch gar nicht das Ziel. Ich will nicht in die Charts, um mehr zu verkaufen. Die Leute sollen halt sehen, wie krass das Zeug weggeht. Am Ende werden wir sehen, was passiert, wenn sie chartet. Da werden sich einige ziemlich wundern.  

rap.de: Es geht also auch darum, es denen mal so richtig zu zeigen, die sonst nicht mit Hirntot rechnen?

Blokkmonsta: Wir wollen einfach mal alle ein wenig wachrütteln und zeigen, dass wir kein Opferverein sind, der nur ein wenig Hobbymusik macht, sondern dass wir das hauptberuflich machen. Ich lebe davon, ich esse davon und ich stecke enorm viel Geld rein und sehr viel Liebe und Zeit. Ich wünsche mir jetzt einfach mal Anerkennung von den anderen Medien. Ich wünsche mir, dass die, wenn auch nur kurz, über unseren Charterfolg berichten. Auch andere Rapper sollen uns anders wahrnehmen. Wir sind nicht ewig diese Untergrundpisser. Ich will, dass sie sehen, das auch unsere Alben gut charten können. Ich will jetzt nicht nur reden und große Sprüche machen, am Ende kommt es ganz anders und wir steigen nur auf Platz 90 oder so ein (lacht), aber ich und der Vertrieb gehen stark davon aus, dass es gut chartet.