Blokkmonsta – Hinter der Maske

rap.de: Was geht einem in so einem Moment durch den Kopf? Hattest du Angst?

Blokkmonsta: Die anderen Male waren ja nicht so krass. Da sind sie zwar auch mit Waffen gekommen, aber nicht gleich mit einem Schutzschild. Die dachten anscheinend, hey, die schießen zurück oder was weiß ich. Ich hab da gesessen und Shisha geraucht. Als die mit den Waffen reinkamen, dachte ich, jetzt schießen die einfach. In dem Moment dachte ich, jetzt ist es vorbei, ich sterbe. Ich hab nur dort gestanden und die angeguckt, weil ich dachte, jede Bewegung, die ich machen könnte, könnten die als Angriff auslegen. Ich dachte wirklich, die töten mich.

rap.de: Und dann haben sie dich aufs Revier gebracht?

Blokkmonsta: Ja. Erst aufs Revier, dann für zwei Tage in die GeSa (Gefangenensammelstelle – Anm. d. Red.).

rap.de: Wusstest du überhaupt, worum es geht?

Blokkmonsta: Die haben erstmal komplett ihr Programm durchgezogen und mir erst später den Haftbefehl gezeigt. Der war dann voll absurd. Nach ein oder zwei Tagen kam mein Anwalt, den durfte ich dann anrufen. Darauf habe ich bestanden, erst wollten sie mich nicht telefonieren lassen, irgendwann haben sie es dann doch gemacht. Der Anwalt kam dann, dann habe ich mit dem kurz gesprochen. Von der GeSa ging es direkt zur Haftrichterin, zur Haftprüfung, die haben direkt gesagt, ja, er muss rein.

rap.de: Hat dein Anwalt nichts dagegen unternommen?

Blokkmonsta: Doch, aber er konnte es nicht verhindern. Die haben direkt gesagt, organisierte Kriminalität, weg, ab nach Moabit.

rap.de: Wie kamen die auf organisierte Kriminalität?

Blokkmonsta: Mir wurde vorgeworfen, Freiheitsberaubung, Erpressung, Nötigung und gemeinschaftliche Körperverletzung. Ab drei Leuten gilt es als organisiert. Die Begründung war, bei mir bestünde Fluchtgefahr. Denn aufgrund dieser Vorwürfe könnte eine Strafe rauskommen von pro Vorwurf fünf Jahren, das wäre dann ja insgesamt eine Riesenstrafe. Deswegen – erstmal ab nach Moabit. Da hatte ich dann einen schwarzen Punkt an der Zelle, das heißt, keinen Kontakt. Eine Stunde am Tag raus auf den Hof, im Kreis gehen. 23 Stunden Einschluss. Nicht telefonieren. Besuch ging nur mit Genehmigung vom Staatsanwalt. Jedes Mal musste man es von ihm genehmigen lassen. Ich durfte nur meine Familie sehen, meine Eltern und meine Freundin. Immer nur maximal drei Leute auf einmal. Und immer in einem Extraraum, wo mindestens ein Beamter hinter mir stand und jedes Wort verfolgt hat und durch eine Glasscheibe vom Besuch getrennt. Richtig isoliert. An Gruppen durfte ich nicht teilnehmen, damit ich keinen Kontakt nach draußen aufnehme. Trotzdem hatten alle anderen Handys im Knast – voll absurd alles.

rap.de: Hast du das alles gar nicht an dich rangelassen oder war das schon eine Situation, die an dir genagt hat?

Blokkmonsta: Nee, ich war auf jeden Fall voll down. Es war das erste Mal Knast. Ich war davor schon ein paar Mal in der GeSa, aber da kommst du ja raus nach einem Tag. Aber das war mein erstes und hoffentliches mein letztes Mal Knast. Das bringt dich schon an deine Grenzen. Psychisch. Weil du kannst ja da nix machen. Bis du dir einen Fernseher besorgen kannst, dauert es auch eine Weile und dann kannst du ja nicht den ganzen Tag Fernseh gucken. Morgens um sechs wirst du geweckt, kriegst deinen Teller mit vier trockenen Weißbrotscheiben. Mittags gibt's eine Suppe und abends noch mal vier Scheiben Brot. Du kannst auch gar nicht abschalten tagsüber, es ist dauernd Lärm auf dem Hof, im Gang, frühmorgens, wenn die Beamten Schichtwechsel haben, lassen die ihre Schlüssel am Gitter entlang rattern, einfach, um Stress zu machen. Du kannst also auch nicht pennen. Jeden Tag wartest du auf irgendwelche Neuigkeiten, du weißt ja nicht, was passieert. geht's voran, wann passiert etwas? Zur Abwechslung siehst du manchmal deinen Anwalt, der Höhepunkt des Tages. Die dürfen dich ja bis zu einem halben Jahr ohne Anklage festhalten. Die haben das voll ausgeschöpft. Zweimal die Woche durfte man sich für acht Minuten duschen. Nach acht Minuten wurde das Wasser kalt.

rap.de: Hast du Sport gemacht?

Blokkmonsta: Ja, in der Zelle. Was du halt machen kannst, Liegestütze, in einen Eimer habe ich Wasser gefüllt, als Hantel. Mehr kannst du nicht machen.

rap.de: Was hat dir in dieser Zeit Kraft gegeben?

Blokkmonsta: Im Grunde nur meine Familie und meine Freundin draußen. Die haben mir Kraft gegeben, die durften zweimal im Monat kommen.