Kalusha: Die Rückkehr eines verloren Geglaubten

Eine Frage. Keine Sorge, nix persönliches. Kennst du noch Kalusha? Mit bürgerlichen Namen Forster Yeboah, geboren in Ghana, aufgewachsen und geprägt in Berlin? Kalusha (übersetzt „der Schwarze“) ist zurück, nach fast 12 Jahren, in denen er von der Bildfläche fast verschwunden schien. Yeboah hat viel durchgemacht und meldet sich zurück mit dem Album „Prototyp“, welches am 8. Juli erscheinen. Wer seine Geschichte noch nicht kennt, sollte sich diesen Rückblick geben.

1991. Forster war acht Jahre alt, als er an der Hand seiner Mutter in Tegel aus dem Flugzeug stieg. Er litt an einem schweren Herzfehler, die Familie hatte zusammengelegt, damit er in Berlin operiert werden konnte. Er erinnert sich später noch daran, dass auf dem Flughafen „alles nach Parfüm roch“ und dass er wochenlang staunte über die neue Welt, über all die Spielfiguren in den Kaufhäusern, die sich wie von selbst bewegten.

Mutter und Sohn lebten in einer Ein-Zimmer-Wohnung mit Außenklo. Sein Herz wurde operiert. Sie blieben in Berlin. Ein paar Jahre später, mit neunzehn Jahren, fing er dann an,  Gangsta-Rap-Tapes aufzunehmen und bekam kurz darauf einen Vertrag bei Ypsilon Recordz.

Kalusha rappt aber nicht nur über Gangster-Shit, sondern er lebte diesen Lifestyle aus. Yeboah wuchs im sogenannten Problembezirk Wedding auf und war schon in sehr jungen Jahren polizeilich bekannt. Er saß fünf Jahre in Haft wegen eines bewaffneten Raubüberfalls auf eine Schlecker-Filiale im Jahre 2001. Als Kalusha inhaftiert wurde, hörte er nicht auf zu rappen, im Gegenteil, er schrieb weiter Texte und war bei jedem Freigang im Studio. Er veröffentlichte damals sogar ein Musikvideo, in welchem er Aggro Berlin heftig disste.  Er selbst sagte später, dass es für ihn ein Ventil war, um die Geschehnisse zu verarbeiten.

Während seiner Inhaftierung nahm er sein Debütalbum „Nicht zur Nachahmung empfohlen“ (2004) auf. Sein Zellen-Genosse war kein anderer als Deso Dogg heute für unrühmliche Aktionen bekannt,  was damals niemand ahnen konnte.

Dann der Schock: Nach seiner Entlassung wurde Yeboah nach Ghana abgeschoben, obwohl er in Berlin eine Frau und zwei Kinder hatte. In einem Interview 2008 erklärte er, dass deutscher Gangsta-Rap ihn brauche. Zu der Zeit befand er sich noch in Ghana und wartete auf die Erlaubnis zu Rückkehr nach Deutschland. Seine Message an die junge Generation ließ sich mit dem Titel seines Debütalbums treffend zusammenfassen: „Nicht zur Nachahmung empfohlen“, er stellte klar, dass sie sich von der kriminellen Laufbahn fernhalten sollten.

2010 – wieder in Deutschland. Nach einigem hin und her durfte er wieder zurück nach Berlin. Danach wurde es paar Jahre ziemlich ruhig um Kalusha. Der Deal mit Ypsilon Recordz war Geschichte. Kalusha wurde ein Teil der losen Rap-Formation Hoodrich mit Mitgliedern wie Said, Ufo361, Elle, Jom und Greeny. Hoodrich löste sich aber im Laufe des Jahres 2014 endgültig auf.

Kalusha arbeitete fortan an seinem zweiten Soloprojekt. Er veröffentlichte bereits 2015 zwei Videoauskopplungen, „Dope“ und „Sie schnüffeln rum“, beide produziert von Broke Boys. Die zwei Tracks stammen aus seinem kommenden Album „Prototyp“ das die Broke Boys komplett mit Instrumentalen haben – eine realistische Hoffnung also, sich endlich sein Hak zu holen.