dude26: „Rap ist immer noch subversiv“ [Interview]


dude26 dürfte für viele noch ein Geheimtip sein. Vor allem mit dem Duo dude&phaeb ist der Wahl-Leipziger zu überregionaler Bekanntschaft gekommen. Mit seiner letzten LP „Zimmer 26“ hat der dude beim Szeneaward „Skillz“ jetzt kürzlich ordentlich abgeräumt. Anfang Mai kam außerdem sein neues Album „26 Sonnen„. Alles in allem war uns das Grund genug, sich mal ein wenig ausführlicher mit ihm zu unterhalten.

Foto: Fabian Ng’uni

Ursprünglich kommst Du aus Schweinfurt. Was hat Dich nach Leipzig gezogen?

Über den Umweg Hildesheim, wo ich phaeb kennenlernte, sind wir dann 2012 in Leipzig gelandet. Das war eine Bauchentscheidung. Wir haben damals nicht lange überlegt, aber wussten, dass es an der Zeit, war mal den Standort zu wechseln.

Mit dem „SKILLZ“-Award hat die Leipziger Szene eindrucksvoll gezeigt, wie breit sie aufgestellt ist. Was schätzt du an der Szene?

Es gibt viele Crews, teilweise sind sie untereinander connectet, teilweise auch nicht. Die Stadt ist groß genug, dass jeder sein Ding machen kann, ohne dass man sich dabei in die Quere kommt. Man sieht, grüsst und schätzt sich im besten Fall. Hier und da entstehen Freundschaften und dadurch vielleicht gemeinsame Musik. So kam es zum Beispiel, dass mittlerweile IAMPAUL viel für mich produziert. Ich respektiere jeden Künstler, der hier sein Ding macht, genau wie überall anders auch.

Du hast beim Award ordentlich abgeräumt, konntest die Preise aber nicht persönlich entgegennehmen. Wieso eigentlich nicht?

Ich war leider aus persönlichen Gründen verhindert, was echt schade ist. Dennoch hab ich mich sehr über die Anerkennung gefreut. Grüße an die Veranstalter und alle beteiligten Musiker…und auch wenn es einige kritische Stimmen gab, finde ich es gut was die Jungs auf die Beine gestellt haben.

Vor allem in den letzten zwei, drei Jahren hat sich viel bewegt in Leipzig. Was meinst Du, wo die Reise hingeht?

Das kann ich so schwer sagen…. Es werden bestimmt noch mehr Künstler von außen dazukommen, was die Stadt am Ende nur bereichern kann. Dieses „Zugezogen“-Ding konnte ich nebenbei noch nie wirklich verstehen. Das ist mir genauso fremd wie überzogener Lokalpatriotismus. Aber zurück zur Frage: Ich kann nur für meinen Kreis sprechen, sprich für unser Label Daily Concept. Wir werden, wie in den letzten Jahren, weiterhin LPs releasen, die im besten Fall ihre Liebhaber finden. Ich denke, wir konnten uns eine gute Basis schaffen, von der aus es sich sehr gut arbeiten lässt.

So wie sich Leipzig als Stadt enorm entwickelt hat, hat auch Rap in den letzten Jahren einen Riesensprung gemacht und ist zur mittlerweile größten Subkultur Deutschlands avanciert. Was hat das Deiner Meinung nach für Konsequenzen?

Subversiv ist Rap immer noch. Und zwar dort, wo er sich nicht kaufen lässt. Und kommerziell war Rap auch schon immer, in Amerika oder hierzulande ab einem gewissen Zeitpunkt. Die Medien berichten in erster Linie von Künstlern, die mit der Musik auch wirtschaftlich erfolgreich sind, weil in unserer Gesellschaft Geld ein wesentlicher Gradmesser für Erfolg oder Relevanz ist. So reproduzieren sich Hypes und man sieht in Interviews immer die Musiker, die sich am aggressivsten auf den Markt drängen. Daneben existieren aber unglaublich viele Künstler oder Musiker, auf die das nicht zutrifft, oder für die wirtschaftliche Beweggründe nicht Priorität haben. Diese sparen die führenden Hiphop-Medien hierzulande aber oft gänzlich aus, sodass investigativer Journalismus, wenn überhaupt, von kleinen lokalen Journalisten betrieben wird, die sich zum Auftrag gemacht haben, die örtliche Szene bestmöglich abzubilden.

Kommen wir zu deiner Musik. Du verbringst ziemlich viel Zeit im Studio, sodass es, den gechillten Sounds zum Trotz, so wirkt, als seist du ein Getriebener.

Vielleicht jagt man jahrelang etwas hinterher und merkt manchmal selbst nicht mehr, wie sehr einen das alles vereinnahmt. Aber ich denke, wenn man etwas tut, dann sollte man es auch mit vollem Einsatz tun. Ich kann vieles ab, nur wollte ich es immer vermeiden irgendwann dazustehen und mir zu denken: „Da hätte mehr gehen können“ oder „Ich bin unter meinen Möglichkeiten geblieben“. Ausserdem geht es am Ende auch darum, es zu schaffen, sich immer wieder selbst zu überraschen und neugierig zu bleiben.

Auf „26 Sonnen“ hast Du weitgehend auf Features verzichtet. Hat das einen bestimmten Grund?

Für gewöhnlich macht man kein Soloalbum, um dann auf jedem Track ein Feature zu haben. Für mich geht es hierbei auch darum, dass ich mich so am besten entfalten kann, was meinen künstlerischen Ansatz angeht. Mit Sonne Ra ist auf dem Titeltrack „26 Sonnen“ ein Rapfeature auf dem Album, das ich als wirkliche Bereicherung sehe. Liebe raus an den Mulla für seinen Part an dieser Stelle.

Du versuchst – bisher durchaus erfolgreich – den Spagat zwischen Producer und Rapper. Machst Du davon etwas lieber?

Es gehört für mich alles zusammen. Würde ich etwas lieber machen, würde ich die andere Sache vernachlässigen. Ziel war es immer, beides auf einem für mich zufriedenstellenden Level zu machen. Zu Beginn war das zugegebenermaßen nicht immer ganz leicht, aber mittlerweile hab ich meinen Weg gefunden, denke ich…

Wen würdest Du andernfalls als Producer wählen? Könntest Du Dich überhaupt auf jemanden festlegen?

Sowie ich mich als MC ständig weiterentwickeln will, versuche ich das auch als Prodzuent. Es war mir immer wichtig, dass der Sound auch im „eigenen Haus“ entsteht. Allein deshalb, weil ich es bei vielen für mich wichtigen Crews schon immer gefeiert habe und weil man so eben auf lange Sicht viel besser einen eigenen Sound etablieren kann. Klar gibt es MCs hierzulande, die für jede LP bei einem anderen Producer anklopfen, doch das war nie mein Ansatz. Dennoch bin ich offen für Zusammenarbeit, wenn es menschlich und musikalisch passt. Vorstellen könnte ich mir da einige…

Gibt’s denn schon Pläne für die Zukunft? Bleibst Du dem Rapgame erhalten?

Nach „Zimmer26“ und „26 Sonnen“ werde ich ein drittes Soloalbum releasen. Das Releasedate wird im Laufe der nächsten Monate bekanntgegeben.

Neben Deinem Soloprojekt hast Du ja auch noch mit Deinem Kollegen das Duo „dude&phaeb“ am Laufen. Ist da in nächster Zeit auch wieder ein Release geplant?

Wir sitzen im Moment an unserem dritten Album. Ein paar Tracks sind schon eingetütet und ich denke, wir werden das im Sommer fertigmachen. Mal schauen wo die Reise hingeht.

Abschließend noch was persönlicheres. Was begeistert Dich an Rap?

Es ist schwer zu sagen ,was die Begeisterung genau ausmacht, vor allem bei einer Sache, die einfach nicht mehr wegzudenken ist. Aber ich denke es gibt vieles, was mich fasziniert. Die Möglichkeit sich als MC oder auch als Mensch stets weiterzuentwickeln, die Chance Stellung zu beziehen zu gewissen Themen oder einfach einen Ausgleich zu haben, der Kontakt zu den Menschen und das Connecten. Ich könnte die Aufzählung noch ewig weiterführen.

Wie wurdest Du musikalisch sozialisiert?

Musikalisch sozialisiert hat mich mein Bruder und andere Dudes aus meinem Umfeld. Ich hab mir alles angehört, von Nirvana über TonSteineScherben bis Bob Marley. Irgendwann kam dann Rap dazu, Ende der 90er war das. Das war schon sehr interessant alles. Eine Freund lieh mir seine De La Soul-CD, ich überspielte sie mir. Damit fing alles an.

Bist Du eigentlich „Big Lebowski“-Fan?

Ich bin Fan von guten Filmen. Big Lebowski ist ein guter Film.

Und um das abzuschließen: Welchen Rapper feierst Du privat am meisten?

Q-Tip.