Interview mit Samson Jones über Haftbefehl, Autotune und „Angekommen“

Samson Jones, ehemals bekannt als Jonesmann, hat die frankfurter HipHop-Szene nicht nur durch seinen Rap, sondern auch mit seinem souligen Gesang geprägt. Als ehemaliger Labelchef von „Echte Musik“ und Entdecker von Haftbefehl ist die Frankfurter Legende vielen bekannt. In unserem Interview erzählt Samson Jones, was „Angekommen“ für ihn bedeutet, erzählt womit Haftbefehl ihn beeindrucken konnte und nimmt Stellung zum Thema Autotune.

Wie interpretierst du „Angekommen“? Ist das für dich eher der Beginn von etwas oder schon das Ende?

Es ist der Beginn von etwas Neuem. Ich hatte eine etwas schwierige Zeit, bin ein wenig verloren gegangen und muss wieder zu mir zurück finden. In den letzten drei Jahren habe ich viel gearbeitet und bin glücklicherweise durch die Musik wieder bei mir angekommen.

Du bist ja sowohl Rapper als auch Sänger. Was machst du lieber und was davon kannst du deiner Meinung nach besser?

Gute Frage auf jeden Fall. Also am liebsten tu ich singen gerade. Klar, ich meine ich liebe Rap immer noch, da komme ich her und da liegen meine Wurzeln. Ich habe aber mit der Zeit immer mehr das Singen lieben gelernt, lerne da viel, gehe da gut drin auf und will da auch weiter machen. Ich glaube, dass ich ein besserer Rapper bin, als Sänger, weil ich da noch dazu lernen muss und da noch viel zu machen ist. Ich denke, dass ich beim Rap einen Ticken Vorsprung habe, würde ich sagen. Gibt auch andere, die sagen „Ne, du singst auch besser, als du rapst“ .

Zurück zu deinem Werdegang. Du hattest ein eigenes Label mit dem Namen Echte Musik. Könntest du dir vorstellen, erneut ein Label zu führen oder genießt du es einfach ein Künstler zu sein? 

Erst einmal könnte ich mir nicht mehr vorstellen ein Label zu haben, weil ich nie der Geschäftsmann war, der so was gut kann. Ich war lieber Künstler. Künstler zu pushen, wo ich kann, mache ich natürlich noch gerne – Features mit Leuten oder irgendwie zusammen arbeiten. Aber ein Label mache ich auf keinen Fall mehr. Echte Musik war auf jeden Fall eine gute Zeit. Nur im geschäftlichen Teil war ich wie gesagt nie so fit und habe mich auch nie so gut gefühlt. Aber ich hatte zum Glück einen Geschäftspartner, der damals halt viel übernommen hat und sich da gut reingearbeitet hat.

Du hast ja Haftbefehl entdeckt. Mit welchen Qualitäten hat er dich letztendlich überzeugt?

Also am Anfang habe ich nur eins, zwei, drei Tracks gehört und das war so, dass ein Kollege meinte „Hey, der will ein Feature haben“ und „Check mal ab“ und ich fand es auch cool, hat mich aber erst nicht umgehauen. Nachdem wir ihn paar Mal gesehen haben, haben wir ihn zu einer Session eingeladen, uns die Songs angehört und recordet. Was uns einfach an ihm geflasht hat war seine eigene Sprache, sein Wortwitz, sein Slang, seine Geschichte, sein Auftreten und das gewisse Etwas, was da halt zu einem Streetrapper gehört. Er hatte seinen eigenen Style und das war richtig und das hat uns geflasht.

Würdest du weitere Nachwuchstalente fördern, die dich überzeugen?

Da gibt es ein paar, die ich geil finde und mit denen ich gerne arbeiten würde. Einer aus Frankfurt, ist also kein Newcomer mehr, aber auf jeden Fall ein ganz ganz krasser Rapper, den ich auch unterstütze und mit dem ich auch zusammen arbeite, der heißt Meezy. Jetzt als Beispiel und dürfte Leuten ein Begriff sein. Er ist ein ganz krasser Rapper, von dem ich viel halte und da kann ich mir zum Beispiel auch vorstellen ihn zu unterstützen und zusammen zu arbeiten – um jetzt mal einen Namen zu nennen. Das ist halt Rap aus meinem Umfeld, den ich krass feiere.

Wie findest du als Frankfurter Legende die aktuelle Entwicklung des Frankfurter Raps, wie z.B. Credibil, die Azzlackz, Freunde von Niemand?

Erst einmal find ich es cool, dass es jetzt auch verschiedene Camps gibt, wie Freunde von Niemand oder Azzlackz. Die sind groß geworden, machen wirklich ihr Ding, bei denen läuft das und die nehmen auch andere Künstler auf und sind familymäßig unterwegs. Das find ich auf jeden Fall geil. Außerdem Credibil, der aus Frankfurt kommt und auch sehr gut ist. Streetsachen feier ich auch immer noch, aber mir gefällt die Richtung nicht, in die das jetzt geht. Ich finde manche Dinge entgleisen und sind einfach so, dass es mich nicht mehr turnt. Aber generell find ich es gut, dass es viel gibt und Frankfurt aus verschiedenen Ecken am Start ist. Sei es Frankfurt, Offenbach würde ich jetzt mal bisschen mit einbeziehen. Ich bin guter Dinge, gute Raplandschaft in Frankfurt finde ich.

Wie stehst du, als jemand, der die Anfänge mitbekommen hat, zu neueren Entwicklungen wie z.B. Trap?

Also ein wirklicher Trap-Fan bin ich jetzt nicht so. Autotune ist etwas, womit man spielen kann. Ich habe hier und da gelesen, dass es okay sei, weil das eine Stilentwicklung ist. Was Bullshit ist, weil die Leute einfach gleich klingen wollen. Das ist scheiße. Ich finde das auf jeden Fall richtig arm, weil nur ganz wenig Leute geile Sachen machen mit Tiefsinn, Kreativsinn und sich eigene Sachen einfallen lassen und sich trauen selber eigene Sachen zu machen. Deswegen halte ich da nicht viel von der Szene und von diesem wir-müssen-jetzt-alle-das-machen. Die benutzen Autotune auf einem ganzen Album, also lassen die sich nichts einfallen, die rennen einfach jemandem hinterher und das ist auf jeden Fall whack.

Zurück zum anstehenden Album. Es ist etwas poppiger geworden als deine vorherigen Alben. Warum?

Es ist auf jeden Fall ein reines Pop-Album mit Pop-Songs, in denen man natürlich viel von meinem RnB-Einfluss noch hört. Sind aber auch RnB-mäßige, soule Sachen oder auch drei bis vier Rapsongs mit drauf. Oder auch mal ein Rap-Part in einem Song wie „Kein Meter“ zum Beispiel. Ich bin damit sehr glücklich. Ich habe das von mir geschrieben, was ich von mir schreiben wollte und ich fang‘ hier neu an.

Du hast keine Features auf dem Album. Hat das einen bestimmten Grund?

Ich wollte das Album ohne Features machen, weil ich ja meine Geschichte erzähle. Ich war lange nicht da und es ist ganz gut so, dass nur ich alleine auf dem Album scheine

Auf dem Album gibt es mehrere aufbauende Tracks wie „Schreib dich nicht ab“ oder „Klettere hoch“. Wer ist der Adressat in diesen Tracks? Du selbst, der Hörer oder vielleicht eine bestimmte Person in deinem Leben?

Also „Klettere hoch“ habe ich natürlich an mich selbst geschrieben. Aber wenn Leute den Song hören und ich die deswegen auch ein bisschen schubse weiter zu machen, wenn sie vielleicht in irgendeinem Punkt Probleme haben, Krisen haben, ist das natürlich geil. Sonst schreibe ich oft Briefe an mich selbst und versuche dadurch weiter zu kommen. Aber so ein Song wie zum Beispiel „Schreib dich nicht ab“ ist ein zweiter Teil von „Zwei Wege“ , der damals auf dem Echte Musik Sampler drauf war und wenn die Leute den Song kennen, dann denke ich hören die das auch. Aber sonst schreibe ich natürlich an mich selbst.