Interview mit MC Smook

Wir haben uns mit Glo Up Dinero Gang Member MC Smook getroffen, der letzten Freitag sein Album „Bereit zu leben“ veröffentlichte. Im Backstage des Bi Nuu unterhielten wir uns mit dem Nordrhein-Westfalen über seine Gang, Inspiration und die Liebe.

Du hast auf Facebook verkündet, dass dein Album jedes andere in den Schatten stellt, darunter auch 2Pacs Releases.

Ja das ist natürlich meine Art von Humor. Aber 2pac hat lange nix mehr releast, 2pac hab ich schon in den Schatten gestellt damit. Ich denke schon, dass mein Release einzigartig ist, es wird nicht den Nachhall haben wie andere Releases, aufgrund meiner Popularität. Aber ich denke dass ich mit dem Album auf lange Sicht mehr reißen kann als andere, die temporären Erfolg haben.

Und was genau lässt dich da so sicher sein?

Ich finde es besonders, dass ich bei der GUDG bin und man weiß, wie deren Sound so klingt. Man liest den Namen und stellt sich vor, wie das Soundbild sein könnte. Dann hört man aber mein Album, kriegt aber genau das Gegenteil, ein bisschen Oldschool Beats, totale Themensongs gegen Anitsemitismus oder – alle möglichen Sachen, Privates wird verarbeitet. Ich gebe den Leuten nicht, was sie wollen oder erwarten, ich seh‘ mich nicht als Dienstleister, sondern eher als Musiker, der einfach macht, was er gerne machen will. Das besondere am Album ist, es ist eine Geschichte. Jeder Track baut auf den anderen auf, es hat ein Konzept. man hört manchmal von Konzeptalben, bei denen höre ich garkein Konzept raus. Es hat vielleicht wegen dem Produzenten einen musikalischen roten Faden, aber mein Album ist etwas anderes. Das kann man auf verschiedene Weisen interpretieren, man muss es sich zwei drei Mal anhören, und erkennt jedes mal etwas neues, erlebt Aha-Effekte. Das ist für mich das besondere am Album, ich weiß nicht, ob man sowas im Deutschrap schonmal gehört hat. Ich glaub nicht.

Du hast deine Gang gerade angesprochen, siehst du deine Kollegen denn überhaupt regelmäßig?

Ja, immer bei Auftritten. Und die, die wie ich in NRW wohnen, die seh ich öfters, aber Money Boy, der wohnt in Wien, da ist klar, das klappt nicht so oft. Den sehe ich dann nur auf Auftritten oder sonstigen Sachen, Festivals etc..

Was verbindet euch denn als Gang?

Boah! Einfach Bock auf Musik machen, diese Live-Shows haben uns schon ziemlich zusammen geschlossen. Der gemeinsame Turn Up, Party. Hotelzimmer Party, man hängt miteinander rum natürlich, sowas halt. Das ist schon ’ne Family.

Warum hast du „Bereit zu leben“ eigentlich zeitgleich mit LGoony releaset? Kommt ihr euch da nicht in die Quere?

Die Frage ist mir an dem Tag natürlich oft gestellt worden. Ich hatte mein Releasedate schon Monate vorher festgelegt, er hatte nur ein Mixtape-Release und musste es schnell droppen. Der Dienstag war für ihn günstig, er macht das ja mit den Jungs von Live from Earth. Eigentlich passiert sowas innerhalb eines Labels nicht, aber wir haben es einfach gemacht und ich denke nicht, dass dadurch jemandem Steine in den Weg gelegt wurden. Eigentlich hat es eher die Attention multipliziert.

Nach diesem bahnbrechenden Album rechnest du bestimmt mit Major Anfragen. Wirst du die ablehnen oder würdest du die GUDG verlassen?

Wir haben ja keine festen Verträge oder sowas, wir sind einfach ’ne Gang, wie ’ne Sprüher Gang oder so, die haben auch keine Verträge. Nein, ich würde sie auf keinen Fall verlassen, ich denke auch nicht, dass ein Major anfragen würde, dafür bin ich viel zu bequem und bringe deshalb unregelmäßig was raus. Ich sehe mich nicht als Produkt, deshalb denke ich, bin ich für Labels total uninteressant.

Was inspiriert dich?

DJ Khaled. Unter anderem, ansonsten ist der Beat die Inspiration zum texten – am Anfang war der Beat. Ansonsten Erlebnisse, die man so hat, man übertreibt mal in Texten, da sind wir eh Meister drin, im auf die Spitze treiben. Es ist schwer zu sagen, was ist die Inspiration – das Leben ist Inspiration, alles was du machst.

Was genau fasziniert dich an DJ Khaled?

DJ Khaled ist einfach unfassbar, diese Dekadenz und dieses übertriebene Selbstwertgefühl, das er einfach vermittelt. Obwohl er in Wirklichkeit wahrscheinlich der einsamste Mensch der ganzen Welt ist. Er ist einfach verrückt, ich kenn jedes Video von ihm, jedes Interview schon angeguckt, alles was es auf Youtube und Vimeo von ihm gibt. Der labert so viel Scheiße, so viel Nonsens. Wie soll ich es beschreiben, der hat so ne gewisse Aura, die ist ansteckend für mich, so dass ich ihn manchmal auch imitieren muss in meinen Video Blogs. Er kündigt jeden Song wie ’nen Film an, er kündigt alles so groß an, typisch amerikanisch. Darauf fahren wir als Gang so sowieso ab, auf den Zug springen wir auf, muss man ja auch ehrlich zugeben.

Denkst du auch die Amis sind den Deutschen da ein paar Schritte voraus?

Ja natürlich, die geben alles vor. Wir haben unsere eigene Rapkultur, mittlerweile, einerseits durch die Oldschool, Hamburg, Berlin, Heidelberg. Aber auch durch die Newschool, ich sag nur Materia, Casper, Cro, ein bisschen poppiger – wir haben unseren eigenen Flair – also nicht den Rapper Fler – unseren eigenen Flair gefunden, aber dennoch sind immer die Amis die Trendsetter und daran orientieren wir uns. Ist ganz normal, Rap kommt aus Amerika, kann man nicht verleugnen, dass man davon angesteckt wird, no homo.

Feierst du die erwähnten Deutschrapper?

Klar, kann man sich immer mal wieder geben, gibt viel gutes in Deutschland. Aber wenn ich mich entscheiden müsste, was ich nur noch hören darf, dann entscheid ich mich für Ami-Rap. Aber es gibt definitiv gute Deutschrap-Sachen. Glo Up Dinero Gang ist schon gut.

Der Song „La vita é bella“ erzählt die Geschichte des gleichnamigen Films, „Das Leben ist schön“, ziemlich genau nach. Warum?

Ja, ganz genau sogar, mein T-Shirt ist auch an den Film angelehnt, das Poster zum Soundtrack ist da die Vorlage. Für mich ist mein Album gewissermaßen der Soundtrack zum Film. Vielleicht höre nur ich das, ist natürlich total subjektives Empfinden, aber ich habe mir die Beats so gepickt, dass ich denke, die hätten auch im Film stattfinden können. In der Hintergrundmusik. So ist das Album auch total inspiriert davon, deshalb habe ich auch einen Storyteller dazu gemacht. Es ist natürlich weder meine Geschichte noch eine, die meiner Familie passiert ist, aber ich denke, es ist immer wichtig zu erwähnen, was damals geschehen ist. Der Film vermittelt das positive am Leben, obwohl er kein Happy-End hat und ich sage „Bereit zu Leben„, so heißt das Album, so schließt sich der Kreis.

Der Film ist für dich also von großer persönlicher Bedeutung und hat dich geprägt?

Ich fand den nice. Jeder hat Filme, die ihm im Kopf bleiben. Dann hab ich den Beat zu „La vita é bella“ gehört und war sofort im Film drin, hab den Text runtergeschrieben und darauf das Album aufgebaut, meine persönliche Geschichte. Mein Album hat auch ein – retardierendes Moment, sagt man glaub ich, diesen Fall. Bei mir ist es dann die Liebesstory, bei ihm ist es das schwere Schicksal, dass er zu tragen hat. Natürlich ist mein Schicksal von der Schwere her nicht mit seinem zu vergleichen.

Auf dem Album gibt es mehrere Tracks, in denen Liebe thematisiert wird. Spielten Beziehungen beim Schreiben eine große Rolle für dich? 

Ja klar. Liebe hat viele Facetten, es handelt von Liebe, nicht nur die Liebe zu einer Frau.

Was liebst du denn noch so, außer Frauen?

Getränke. Ich bin Kola mit Eis-, Kaba-mäßig gut unterwegs. Ich liebe Tiere, hab viele Tier-Tracks. Generell, das Leben muss man lieben, das ist halt wichtig. Vielleicht hört man auf dem Album, dass ich schön unschöne Vorfälle hatte, an denen man merkt, dass das Leben viel wert ist.

Welche Droge eignet sich am besten zum Texte schreiben?

Was für ’ne Rapupdate-Frage (lacht). Nee, ich darf keine Drogen mehr nehmen, außer Alkohol.

Hinkst du da bei Auftritten nicht dem Rest der Gang hinterher?

Ach, ich turn auch immer gut up, werdet ihr nachher beim Auftritt sehen, hat seinen eigenen Flair – also natürlich nicht den Rapper Fler. Aber Shoutout an Fler, Flizzy!

Warum ist dein Album eigentlich so schlecht abgemischt?

Ehm – danke für die Kritik. Sehr lustig: in der Juice-Review, ich musste mich selbst da erstmal kneifen, da stand; „Ein gut ausproduziertes Album„. Ich wusste jeder, der ’ne Review schreibt, muss schreiben, dass es nicht gut abgemischt ist. Wir reden hier ja von einem Album, nicht von einem Mixtape. Dazu muss ich sagen, ich nehme mit einem 130€ Mikro auf, dass ich mir mit 12 Jahren gekauft habe, analog. Sprich nicht digital, mit USB angeklemmt, sondern analog auf nem kleinen Multimixer. Dann mische ich mit Magix Music Maker ab. Dann klingt es auch dementsprechend. Es ist nicht so abgemischt, wie ein Album klingen sollte, das gebe ich zu, aber ich finde, dadurch hat das Album eine persönlichere Note. Ich nehem analog auf, mische selber ab, das ist authentisch. Als Hörer muss man sich an den Sound gewöhnen, man muss erstmal reinhören. Meine Stimme ist vielleicht etwas blechig, die geht nicht so druckhaft nach vorne wie sonstige Produktionen. Gerade im Deutschrap übertreibt man immer mit dem Druck reinhauen, per Kompressor und so. Ich feier zum Beispiel Jay Z dafür, dass er so viele Höhen in der Stimme hat, das ist total gegen den Trend und ich liebe das einfach; gegen den Strom zu schwimmen. Deswegen – es ist von mir, das Album, nur von mir. So hab ich es auch auf Facebook gepostet, wenn ihr mein Album kauft, wisst ihr es ist nur von mir. Ich glaube, ich bin der einzige Rapper in Deutschland, dem 80% der Einnahmen ungefiltert in die eigene Tasche fließen. Ich habe nichts, kein Management, kein Label, keinen Booker, ich muss nichts abdrücken. Ich mach alles selber, die Mische dann halt auch.

Deine Eltern sehen sich bestimmt Videos von der Gang an, was sagen sie zu eurem Lifestyle?

Feiern die voll. Ist einfach nice. Die sagen so „Mensch, turn doch mal ’n bisschen mehr up, beim Splash!-Auftritt stehst du ja nur rum!“. Der Auftritt wurde ganz hochgeladen, wenn ich nicht performe, dann steh ich da halt. Meine Eltern sagen mir dann, „Turn mal bitte mehr up, da ist noch Luft nach oben„. Aber die feiern es auf jeden Fall, das ist mir wichtig, dass sie hinter mir stehen.