Interview mit Koree & United Hustlers

Die United Hustlers, das sind Koree, Kingsize und Alexis Troy. Gemeinsam haben sie Korees Soloalbum „#UDED“ (Unter Druck entstehen Diamanten) in nur drei Monaten in ihrem eigenen Studio, den Homeboy Studios, produziert. Bekannt wurden die Jungs durch Produktionen für u.a. Kollegah, Farid Bang, 257ers sowie jede Menge anderer Selfmade-Künstler. Zudem trat Koree in diversen Youtube-Formaten in Erscheinung, wie zB. Kollegahs „Bosstransformation“, dem eigenen, kürzlich gelaunchten Fitness-Format „Maschine“ oder der Release-Day-Reihe, in der besagtes „#UDED“-Album von der Idee bis zum fertigen Endprodukt produziert wurde – völlig transparent für den Zuschauer. Wir sprachen mit den United Hustlers über das Album, Youtube-Formate, bisher geleistetes – und in Zukunft zu erwartendes.

rap.de: Wie und wann wurden die United Hustlers gegründet?

Koree : Alexis und ich kommen aus Düsseldorf, Kingsize aus Köln. Und die United Hustlers haben Alexis und ich vor ca. zwei Jahren gegründet. Kingsize war öfter bei uns in den Homeboy-Studios und als wir festgestellt haben, das wir uns gut riechen können und in dem was wir tun auch gut ergänzen, dachten wir, wir machen das zu dritt. Zur Zeit machen wir nur Urban Music, ob wir da in Zukunft noch was anderes machen, müssen wir mal schauen. Ist auf jeden Fall unsere, wie heißt dass, Leib und Magenspeise?

Kingsize: Brot und Butter!

Koree : Genau, Brot und Butter. Und unsere erste Sachen als United Hustlers haben wir bei „Jung, Brutal, Gutaussehend 2″ produziert.

rap.de: Alexis, bei der Recherche bin ich auf deine instrumentale „History of Violence“-EP gestoßen. Von der hat es ja auch ein Beat auf „#UDED“ geschafft.

Alexis : Genau, tatsächlich. Der Beat von“Instinkt“ mit Snaga stammt von der EP. Koree hat ja auch Fards und Snagas „Talion 2″ gemischt und gemastert und hat mir viel von Snaga vorgespielt. Eigentlich hielt ich die EP für unberapbar, da passiert einfach zuviel. Koree meinte irgendwann, Snaga hätte den Beat unglaublich gefeiert. Und wollte dann da drauf was schreiben. Als Snaga mit dem ersten Part kam, hat er alles weggeblasen. Das ganze Timing, die ganzen Wechsel! Koree hat seinen Part dann echt auch gut gemeistert und es ist nicht einfach, neben Snaga zu stehen.

rap.de: Kingsize, du wurdest bekannt durch Produktionen für Eko Fresh oder Bushido, mitwelchem du die Platin-Platte VdSzBz produziertest. Er schwärmt übrigens heute noch von der legendären Recording-Session zu VdSzBz im Kölner Hyatt. Übertreibt er oder waren das wirklich drei Wochen Party?

Kingsize: Ich muss tatsächlich sagen, schon ein bisschen.

rap.de: Champagner und Bitches?

Kingsize: Naja so krass war es jetzt nicht, aber wir hatten schon Spass. Wir hatten 130 qm, Marmorboden. Jeden Tag vom Zimmerservice bedienen lassen. Ich hab jeden Tag mein Essen bei denen bestellt.

Koree: Bist du überhaupt mal aus dem Zimmer raus?

Kingsize : Naja, vielleicht drei mal oder so. Auf die Terasse.

rap.de: Koree, raptechnisch bist du schon vor längerer Zeit mit Der Neuen Westen in Erscheinung getreten. Seitdem fällst du aber mehr durch Producing auf. 

Koree: Um das mal chronologisch zu ordnen: 1995 hab ich meinen ersten Song recordet. Als kleiner Junge auf ’ner Vierspur. Hab dann Beats auf ’nem Yamaha PSR 2600 mit ’nem 6-Sekunden-Sampler drin für mich selbst produziert. Für die damlige Zeit crazy Shit. Als ich dann Medienökonomie studiert hab, hatte ich ein eigenes Label gegründet, Forensic Records. Da waren verschiedenste Künstler drauf. Brenna & Disasta aus Hagen beispielsweise. Aber irgendwann hat sich dann das alles etwas zerschlagen, ich brauchte etwas anderes wie immer nur Rap, Rap, Rap. Ich hab dann ein halbes Jahr in London gearbeitet, zwei Jahre in der Fernsehindustrie, aber immer in der Produktion. Medienproduktion hat mich schon immer interssiert. Hab mir dann im Lauf der Jahre Audio Engineering selbst beigebracht, hab früh angefangen, Klavier zu lernen. Und irgendwann hab ich mir gesagt, ich kann auch anders Geld verdienen, aber ich will es einfach mit Musik bzw. Rap machen. Und wenn ich da mal Max Herre zitieren darf…

Kingsize: …hä?

Koree: Ja, hätte auch nicht gedacht, dass ich das mal mache. Aber lebe von und für Musik. Und das ist ein Motto, was ich mir auch auf die Fahne schreibe. Er hats quasi auf den Punkt gebracht. Bin dann 2008 nach Düsseldorf gezogen und hab mit Der Neue Westen zwei oder drei Alben gemacht. ’ne geile Zeit, aber wir waren halt acht Rapper und drei Produzenten. Jeder hatte was zu sagen. Viele Köche, kein Brei. Und weil wir damit kein Geld verdient haben, keine Auftritte hatten, dachte ich, muss ich was anderes suchen. Ich hatte dann das Glück, das DJ Jens – ein totaler Oldschool-Head, der halt einfach in diesem Studio schon so viele Klassiker aufgenommen hat und schon auf den schwarzweißen Covers des Blitz Mob zu sehen war – irgendwann keinen Bock mehr auf Producen hatte, also dachte ich, ich übernehm das Studio. Und seitdem gehören uns die Homeboy-Studios.

rap.de: In denen in den letzten Jahren einiges produziert wurde, was Rang und Namen hat.

Koree: Ja, es hat sich schnell etabliert. Ich nehme alle Selfmade-Artists auf, alle Sachen der letzten zwei Jahre sind hier entstanden, aufgenommen und editiert worden. Das Audio-Engineering von Selfmade läuft komplett über Kingsize und mich.

rap.de: Das Album steht sehr stark im Zusammenhang mit deinem Youtube-Format „Releaseday“. Was ist die Idee dahinter?

Koree: Die Geschichte fängt mit der „Bosstransformation“ an. Ich hab davon mitbekommen und dachte, nachdem ich ein Jahr keinen Sport mehr gemacht hab, mach ich doch einfach die Transformation. Dann hab ich mir so ’ne Go-Pro-artige Actioncam gekauft und hab das dokumentiert. Nach ’ner Woche hatte ich 20.000 Abonnenten auf Youtube. Und das ist ziemlich krass. Dadurch bin ich richtig in Zugzwang geraten und dachte, jetzt musst du es durchziehen. Und ich hab’s dann auch durchgezogen – jeden Tag. Am Ende hatte ich 40.000 Abonenten. Und bei so ’ner Plattform – und weil wir uns mit der neu gegründeten Formation der United Hustlers auch mal beweisen wollten –  sagten wir, wie nehmen den gleichen Zeitraum wie bei der „Bosstransformation“ und wollen auf musikalischer Ebene in kürzester Zeit das bestmöglichste rausholen. Und ich glaube, das ist uns sehr gut gelungen. Am ersten Tag von „Releaseday“ haben wir uns zusammen gesetzt, Beats gemacht und ich musste die ersten zwei Wochen meine Schreibskills wieder hart aufpolieren. Die Features hab ich alle durch die Connections der letzten Jahre klarmachen, Snaga und Fard kenn‘ ich eh schon ’ne Ewigkeit.

rap.de: Es ging also vor allem darum zu zeigen, wie eine Albumproduktion hinter den Kulissen abläuft?

Koree: Genau. Die Leute denken ja immer, das sich hier zwei Leute in ’nem Studio treffen, ’ne Flasche Whiskey trinken, zehn Joints rauchen und am Ende des Tages kommt ein Album raus, womit die beide dann ihr Geld verdienen. Nein, es ist harte Arbeit, weswegen die Wertigkeit von Musik sehr hoch anzusehen ist. Wir haben das jetzt in drei Monaten gemacht, ein Label gegründet, das Ding geschrieben und produziert, die Promo auf die Beine gestellt. Ich denke, das zeigt den Hörern da draußen auch, das es sich doch lohnt, Geld für ’ne Platte auszugeben, denn da steckt soviel Arbeit und Herzblut drin.

rap.de: Eine sehr amüsante Episode der „Releaseday“-Reihe war euer Cheat Day in Amsterdam. Fressflash in Holland hatten wir alle schonmal. Aber warum ausgerechnet dazu nach Amsterdam fahren?

Kingsize: Eigentlich kam die Idee mit Amsterdam erst im Zuge der „Insider„-Folge, als RAF Camora  nach Amsterdam wollte. Dann dachten wir, Amsterdam ist ’ne geile Idee, lass da mitfahren. Dort haben wir uns dann einen reingezeckt und wollten ’nen Cheat Day veranstalten.

Koree: Ich hatte während der Boss-Trafo so derbe Hungerphasen wegen dieser ganzen Low-Carb-Sache und wollte es machen wie The Rock. Der hat auch mal so 200 Tage Diät durchgehalten und am 201. Tag dann seinen Cheat Day hingelegt. Mit 16.000 Kalorien, Berge von Essen! Also alle drei mit dem guten RAF mit nach Amsterdam gefahren, aber wir haben total abgeloset. Das war kein richtiger Cheat Day.

Alexis: Das war Weak-Day!

Koree: Ja genau, Weak-Day. Wir hatten ein paar Burger, ’ne Pizza und auf der Heimfahrt dann noch ’n paar Süßigkeiten oder so.  Total weak. Ich werde das aber auf jeden Fall nachholen. Den Cheat-Day á la The Rock lass ich mir nicht nehmen.

rap.de: Einige Reime auf „#UDED“ hast du unter dem Hashtag #sera auf den sozialen Netzwerken von Usern komplettieren lassen. Hattest du keine Angst, als Biter diffamiert zu werden?

Koree: Diese Idee entstand bei dem Track „Flashback Neun Null„. Ich fand die Interaktivität ganz cool, dass sich die Leute mit dem Album mehr verbunden fühlen können und zudem dann mit ihren Namen im Booklet des Albums Erwähnung finden. Die Sache kam ins Laufen, ich habe nach Lines gefragt, bekam welche geschickt. Irgendwann habe ich aber festgestellt, dass ein Großteil der Lines, die mir zugeschickt wurden, aus einem Track von Shindy stammten. Da ich niemand biten wollte, musste ich dann dieses #sera-Projekt leider wieder abbrechen. Demnach sind nur Teile von „Flashback Neun Null“ über diese Instagram-Geschichte entstanden. Der Rest ist alles von mir.

rap.de: „Flashback Neun Null“ lebt ja vom Kontrast von den nostaligischen Lyrics mit dem modernen Beat. War das beabsichtigt?

Alexis: „Flashback Neun Null“ ist, wie du richtig erkannt hast, einer der modernsten Beats auf dem Album. Da spielen ja auch elektronische Einflüsse eine Rolle. Und wir hatten wirklich den Plan, mit dem Text eine Hommage an die Neunziger zu richten. Aber das Ganze mit nem BoomBap-Beat zu unterlegen, war uns dann doch zu simpel. Viele von denen, die wir mit unserer Musik erreichen, haben auch trotz ihres vielleicht jüngeren Alters viel Wissen über die Neunziger. Den Track feiern nicht nur 30jährige. Und das schlimmste, was Musik passieren kann, ist, wenn sie sich nicht weiterentwickelt, also hängen bleibt. Demnach wollten wir das Alte mit der Moderne fusionieren lassen.

rap.de: Das Feature mit Kollegah trägt den Titel „Training Day“. Welche Rolle spielte der gleichnamige Film mit Denzel Washington?

Koree: Ich könnte jetzt anfangen einen Mythos entstehen zu lassen. Aber die wahre Geschichte ist geiler. Kollegah wollte nen 90er-New York-Sound, im Stil von Mobb Deep. Wir feiern das beide total. Alexis hat ein Sample gebaut, denn wir bauen unsere Samples alle selber, und der war dann so total Mobb Deep. Und als Alexis das Arangement machte, lief auf seinem Laptop der Film „Training Day“. Er sah das, nahm ein Video auf, das den Sound des Tracks den Film auf dem Laptop untermalen ließ. Und weil das so derb gepasst hat, dachten wir, wir nehmen das einfach als Titel. Zudem mussten wir an dem nächsten Tag beim Vertrieb die Tracklist abgeben und die Hälfte der darauf stehenden Titel gab’s noch gar nicht. Bei „Rückhand“ hatten wir z.B. den Titel, bevor wir irgendeinen Reim dazu geschrieben hatten. Wir wussten am Anfang nicht mal, wie wir den Begriff „Rückhand“ treffend einbauen sollten.

rap.de: Offensichtlich habt ihr es dennoch geschafft. Und das anders, als bei Release-Day gezeigt. Da war es doch etwas einfacher gehalten.

Koree: Absolut, wobei wir eigentlich auch alle so stumpfe Sachen feiern. Ich find so überkonstruierte Sachen manchmal uninteressant. Da ist alles so absehbar. Außerdem fordert mich die Musik eh immer sehr. Wenn ich nach ’nem langen Tag nach Hause komme, Schreibkram machen will, kann ich kaum Rap hören, weil ich immer zuhören möchte. Und dann kommt das Schreiben zu kurz. Den Song kannst du immer laufen lassen, da kannste nebenher noch mega Physik lernen oder so.

Alexis: Man muss aber auch sagen, dass in Deutschland gerne gehatet wird. Vor allem deutsche Produkte.

Koree: Deutscher Hip Hop generell wird immer gehatet.

Alexis: Richtig, und mal ganz abgesehen davon, dass „Rückhand“ wirklich ein Stumpfes Stück Musik ist: Die meisten kommen dann immer mit Lil Wayne oder Tyga, aber mal ehrlich, das sind zwar unglaubliche Rap-Maschinen, aber da rappt halt auch mal jemand sechsmal hintereinander, dass er im Bugatti aufgewacht ist. Also auch ziemlich stumpf, an der Message gemessen. Aber die Verpackung macht’s halt. Bei ’nem dicken Beat, der auch wirklich Spass macht, hat das Ganze einfach seine Daseinsberechtigung.

rap.de: Abschließend: Seht ihr „#UDED“ nur als Abschluss eures „Releaseday“-Formats oder schon auch als musikalisches Werk, das für sich alleine stehen kann?

Koree: Mit dem Album haben wir ’nen hohen Wetteinsatz in die Runde geworfen. Hätten wir das Album verkackt, wäre der Eindruck von uns halt folgender gewesen. Alexis, der Typ der keine Beats machen kann, Kingsize, der Typ, der nicht mischen kann und Koree, der Affe, der zwar recordet, aber keinen Plan von Rap hat. Wir hätten unser berufliches Standig komplett zerschossen. Hätten wir noch ’nen Monat Zeit gehabt, hätten wir auch viel mehr verbessern können . Man darf bei dem Projekt nie vergessen, wie wenig Zeit wir hatten. Mit Presse, Promo und Videoterminen hatten wir dann noch ca. zwei Monate für die Musikproduktion. Und wie anfangs erwähnt haben wir nebenher auch noch einiges zu tun. Und unter diesem Druck haben wir ein Album entstehen lassen, welches sich durchaus auch in den Charts beeindruckend platzieren könnte. Und das auch zurecht. Das Album hat im Bezug auf die Komposition, den Rap, das Engineering mehr als nur eine Daseinsberechtigung. Und ich seh das Ganze auch als Startschuss. Als Künstler werde ich darauf sicher aufbauen. Wir als Produzenten sowieso, weil wir auch durchstarten wollen. Wir haben uns den Anspruch gesetzt, in ein paar Jahren mit den Oberen im Game sehr gut mithalten zu können.

#UDED
VÖ Datum: 2014-08-29
Verkaufsrang: 53
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