Jungsmusik für Mädchen

Kraftklub sind ein Phänomen. Sie haben noch kein Album draußen, spielen auf ihrer ersten eigenen Tour aber trotzdem vor ausverkauften Häusern. Sie machen eigentlich gar keine Rapmusik, werden aber trotzdem von vielen Rappern geliebt und von fast allen Rapmedien  beachtet. Auch in der rap.de-Redaktion, die bekanntlich mitten in Berlin beheimatet ist, läuft ihr Video "Ich will nicht nach Berlin" immer wieder, gerne auch mal drei oder viermal hintereinander. Irgendwas machen Felix, Karl, Steffen, Till und Max also wohl richtig. Das fand übrigens auch das Label Vertigo/Universal, bei dem das Debütalbum "Mit K" der bekennenden Karl-Marx-Städter kommenden Januar erscheinen wird.

rap.de: Hallo Jungs. Wir sind von rap.de. Wir beschäftigen uns also mit Rap.

Felix: Dann bist du dieser Oliver Marquart? Staigers Nachfolger? Ah, okay. Staiger habe ich vor kurzem kennen gelernt, ich weiß, dass er uns früher richtig scheiße fand. Aber irgendwann hat er seine Meinung geändert. Zuerst fand er wohl, wir wären mit unserem Sound zu nahe an seinem Baby K.I.Z..

rap.de: Echt? Dann sind wir ja gleich mitten im Thema Rap, Stichwort: Biter-Vorwürfe.  Die Jungs von Trailerpark kämpfen übrigens mit demselben Problem.

Felix: Echt, Trailerpark? Na gut, die klingen ja auch von den Beats her ähnlicher. Was wir machen, ist ja im Großen und Ganzen keine HipHop-Musik.

rap.de: Dafür bezeichnet ihr eure Musik als Randie Pop – eine Mischung aus Rap, Indie und Pop.

Felix: Ja, früher. Jetzt machen wir aber Jungsmusik für Mädchen. Eigentlich wollten wir ja Mädchenmusik für Männer machen, aber das hat irgendwie nicht hingehauen. Deswegen machen wir jetzt harte Männermusik für Mädchen. Im Publikum sind nämlich immer ganz viele Mädchen. Dabei ist unsere Musik doch ganz hart. Finde ich aber super. Pogende Mädchen!

rap.de: Worauf führt ihr das zurück?

Felix: Weiß nicht, wie das gekommen ist.

Karl: Wir machen die Mädchen beim Einlass immer schon ein bisschen heiß, schubsen sie herum und so.

Felix: Dass überhaupt so viele Mädchen kommen, finde ich ja schon erstaunlich.

rap.de: Das habt ihr euch ja laut eigener Aussage immer gewünscht.

Felix: Ja, eben. Bevor wir auf unsere eigene Tour gegangen sind, wussten wir ja nicht, wie unsere Fans aussehen. Davor waren wir ja mit Casper oder den Beatsteaks auf Tour, dieses Mal haben wir das erste Mal vor unserem eigenen Publikum gespielt. Wir hatten richtig Angst, dass es dann nachher so ein Kleine-Jungs-Publikum sein wird. Aber so ist es überhaupt nicht, sondern es sind ganz viele Frauen und der Altersdurchschnitt ist relativ hoch.

rap.de: Was heißt relativ hoch?

Felix: Es ist gut durchmischt. Gestern haben wir in Leipzig gespielt, da konnte man zum ersten Mal bis nach hinten gucken, wenn das Licht anging, weil es so eine Halle war. Und hinten halt so richtig viele Mitdreißiger, zugehackte Mitdreißiger. Total cool irgendwie. Und vorne natürlich die klassische Erste-Reihe-Riege, die wahrscheinlich bei jedem Konzert ungefähr gleich aussieht. Erwachsene Männer stellen sich ja nicht in die erste Reihe.

Karl: Doch, ich habe erst letztens einen erwachsenen Mann gesehen, mit grauen Haaren sogar, der in der ersten Reihe stand und seine Tochter festgehalten hat.

Felix: Na, die wird sich gefreut haben (lacht). Wir haben kürzlich übrigens eine lustige Twitter-Erwähung bekommen. Eine Mutti hat geschrieben: Hey, Kraftklub, was habt ihr mit meiner Tochter gemacht? Die sieht aus wie nach einem Autocrash. (Gelächter) Das war halt so, okay, alles klar (lacht). Die meinte natürlich, dass sie blaue Flecken von der Randale da hatte. Aber ist natürlich ein bisschen missverständlich.