Mein Weg zu meinem Rap: Interview mit Gerard über musikalische Einflüsse, „AAA“, Futuresfuture

Hast du dir für „AAA“ andere Produzenten als für „Neue Welt“ gesucht?

Ja, ich arbeite bei jedem Album eigentlich mit zwei unterschiedlichen Leuten zusammen, damit das Ganze irgendwie fresh bleibt – bei diesem Album waren es Albin und Nathan. Ich hab mit Nathan immer die Demos aufgenommen, dann bin ich mit der Demo zu Albin und wir haben das im Studio ausproduziert. Also es gibt quasi einen Executive Producer, wenn man so will, und einen, der eher die Rolle des Komponisten übernimmt.

Früher hast du ja viel Hudson Mohawke und Dorian Concept gehört. Wie ist das jetzt bei „AAA“ gewesen, sind da neue Einflüsse dazugekommen, bei denen du gesagt hast: In die Richtung will ich jetzt auch?

Nee, „AAA“ ist eher so aus mir herausgeflutscht, ohne viel Planung. Da waren plötzlich zehn Skizzen da, von denen acht oder neun geil waren. Albin, der fürs Ausproduzieren zuständig ist, spielt bei SOHN in der Band, und SOHN hat ebenfalls viel in dem Studio aufgenommen, in dem „AAA“ entstanden ist. Ich weiß nicht, ob das jetzt vielleicht ein bisschen in den Sound mit reinspielt. Wenn es um Inspiration geht, wie damals mit Hudson Mohawke, würde ich heute vermutlich SOHN nennen. Aber sonst eben bunt gemischt, was ich in letzter Zeit so gehört habe.

SOHN ist ja ein Beispiel für eine Inspiration fernab von Rap. Welches Genre hat dich neben Rap in deinem Leben begleitet und vielleicht auch beeinflusst?

Ich glaube, genremäßig kann ich das gar nicht so richtig charakterisieren. Was Künstler angeht: The Streets natürlich, noch immer. Das Tame Impala-Album fand ich damals sehr gut, das letzte Bon Iver-Album. Von Miike Snow bin ich auch ein Riesenfan. Dann gibt es es noch die Transgender-Sängerin Ahnoni, die auch schon mit Hudson Mohawke zusammengearbeitet hat und deren letztes Projekt witzigerweise im selben Studio in Wien aufgenommen wurde, in dem auch meine letzten beiden Alben entstanden sind.
Ansonsten hör ich immer mal wieder so ein bisschen Moderat, Everything Everything. Aber auch Artists wie Sophie Hunger oder Little Simz. Die habe ich beim South by Southwest (SXSW)  gesehen und war „blown away“, also das war echt krass. Dann Flume natürlich, The Weeknd.

Sagst du denn deinen Produzenten manchmal: Ich will einen Beat, der so klingt, wie der Song X von Künstler Y?

Es ist eigentlich immer ganz unterschiedlich. Wir fangen meistens an, ein bisschen herum zu jammen, um die Geschwindigkeit und die Stimmung des Songs zu finden. Dann gibt es manchmal drei, vier Songs, die ich in der letzten Woche entdeckt habe, bei denen ich zu meinen Produzenten sage: „Hört euch das mal an“. Aber das ist jetzt nicht so wirklich Inspiration im Sinne von: Wir bauen jetzt genau die Stimmung nach. Es ist eher unterschwellig. Manchmal beschreibe ich dem Produzenten nur eine Atmosphäre und plötzlich landen wir bei etwas, das in die Richtung eines Songs geht, den ich vor längerer Zeit mal gehört habe – obwohl ich das gar nicht eins-zu-eins so ummünzen wollte. Das geschieht dann ganz unbewusst. Ich bemühe mich aber wirklich, nicht zu viele Einflüsse von Anderen zu übernehmen, sonst ist es halt nichts Eigenes mehr.

Würdest du sagen, „AAA“ hat eine klare Charakteristik?

Ja, kommt wieder. Ich würde sagen, es hat einen viel charakteristischeren Sound als „Neue Welt“. Das war ja sehr bunt, da hab ich mich in alle Richtungen ausgetobt. „AAA“ ist wieder mehr aus einem Guss, mehr on point, eher so wie „Blausicht“. Und auch vom Textlichen ähnelt es eher „Blausicht“, ich erzähle wieder mehr Geschichten – was auch glaub ich das ist, wofür man mich kennt und schätzt. In der Entstehungsphase von „Neue Welt“ habe ich nicht wirklich viel erlebt, also habe ich mir gedacht, okay, bevor ich jetzt irgendeinen Scheiß erfinde, mache ich es einfach zum Konzept des Albums, eher über allgemeine Themen und Weltanschauungen zu rappen. Jetzt sind seit „Blausicht“ drei Jahre vergangen und ich habe viel erlebt, über das ich berichten kann.

Wie würdest du das Klangbild von „AAA“ beschreiben? 

Ich glaube, es ist eine schöne Mischung aus „Blausicht“ und „Neue Welt“ vom Sound her. Teilweise gibt es so zerbrechliche Songelemente, die aber durch das Ganze drumherum total gewaltig und mächtig daherkommen. Es ist teilweise auch einfach ziemlich verrückt. Ich glaube, das Album wird allen Leuten, die was mit Gerard anfangen können, sehr gefallen. Es ist vielleicht ein bisschen die Essenz von Gerard. Ich kann es soundmäßig gar nicht so richtig beschreiben, aber „Luftlöcher“ ist, denke ich, schon sehr stellvertretend für den Klang, was die Produktion angeht.