Absztrakkt

rap.de: Und insgesamt bildet ihr einen Kreis, der ziemlich genau das Gegenteil bildet zu Rappern wie Kollegah oder Massiv, bei denen Entertainment im Vordergrund steht.

Absztrakkt: Naja, was heißt Gegenteil? Ich würde das jetzt nicht so immer in so Gegensätze aufteilen wollen. Man hat halt eine andere Motivation, so würde ich das sagen.

rap.de: Okay. Welche Motivation hast du denn?

Absztrakkt: (überlegt) Ich will natürlich Sachen vermitteln. Ich will mich freikriegen. Ich finde, es gibt Sachen, die über Rap hinausgehen. Sich einfach mal zu überlegen, was man generell so in die Welt hinein gibt. Und wie man das macht.

rap.de: Das ist jetzt in etwa so abstrakt wie dein Name. Was konkret willst du denn in die Welt hinaus tragen?

Absztrakkt: Denkanstöße, zum Beispiel. Ich bin mir sicher, dass das, was ich mache, für einen bestimmten Schlag von Mensch definitiv hilfreich ist, der einen Zugang zu dem hat, was ich sage. Wenn er das versteht und da tiefer reingeht, es zu seinem Weg macht, kann er da sehr viel Positives für sich herausziehen.

rap.de: Das klingt schon fast ein bisschen esoterisch.

Absztrakkt: Finde ich gar nicht. Man kann sich ja auch aus anderen Einflüssen etwas herausholen, was einem selber etwas bringt. Also, ich habe mit Esoterik nichts zu tun. Auch wenn sich das vielleicht teilweise so anhört. Ich habe auch schon gehört, dass Leute das sagen, Absztrakkt macht Esoterik-Rap, aber wie gesagt, damit habe ich nichts zu tun.
 

rap.de: Vielleicht liegt es ja auch daran, dass du bekennender Buddhist bist, was in Deutschland ja gerne in eine Schublade mit Esoterik geschoben wird.

Absztrakkt: Ja. Buddhismus ist in Deutschland, insgesamt in Europa, eigentlich noch ziemlich frisch. Da sind noch viele Vorurteile da. An was denkst du denn, wenn du an Buddhismus denkst? Bestimmt an irgendwelche Mönche und an Tibet oder Nepal.

rap.de: Ja, und an verzweifelte Hausfrauen, die endlich mal so richtig entspannen wollen.

Absztrakkt: Ja, okay. Es gibt verschiedene Meditationen. Aber da muss man auch unterscheiden. Ich gehe auch nur einen bestimmten buddhistischen Weg. Aber die Art von Meditation, die ich mache, hat nix zu tun mit Wellness. Du findest zwar schon auch eine gewisse Entspannung darin, aber es ist mehr eine Arbeit, eine Arbeit mit dem Geist. Wenn du es dir so überlegst: Das tibetische Wort für Meditation heißt Gom. Deshalb heißt der Meditationsraum auch Gompar. Und Gompar steht auch dafür, sich in etwas zu üben, sich an etwas zu gewöhnen. Für trainieren. Du trainierst in der Meditation, den Geist an einer Stelle zu halten. Und so Abstand zu schwierigen Gefühlen zu bekommen. Es ist Training. Auch wenn man nur sitzt, ich bin danach immer ziemlich kaputt und brauche Energie. Man denkt vielleicht, der sitzt da ja eigentlich nur. Aber das kostet schon Kraft, das ist Training, Arbeit mit dem Geist und hat daher auch nix mit Wellness zu tun. Oder mit sich gut fühlen. Man erlebt in der Meditation unterschiedliche Situationen. Es kommen manchmal auch Eindrücke hoch, die man nicht so toll findet. Aber das steckt eben in einem drin. Damit muss man sich auch auseinandersetzen, wenn man diesen Weg geht.