Fler – Frei im Kopf

rap.de: Du hast in dieses Album viel Herzblut reingesteckt, oder?

Fler: Ja, aber genauso viel wie bei allen anderen Releases. Es kommt den Leuten wahrscheinlich nur persönlicher oder intensiver vor, weil es einfach komplett aus meiner eigenen Feder stammt, auch labeltechnisch. Da gab es niemanden, der irgendwo einen Riegel vorschieben konnte. Ich musste beim Schreiben oder bei der Beatauswahl nicht irgendwelche Argumente von irgendwelchen Labelbossen berücksichtigen. Ich habe einfach das gemacht, was aus dem Bauch heraus kam.

rap.de: Ich finde, dass "Im Bus Ganz Hinten" dein bestes, weil fokussiertestes Album ist. Ist das auch der Tatsache geschuldet, dass du jetzt vollständig dein eigener Chef bist?

Fler: Es liegt auch, aber nicht nur daran, dass ich nicht mehr bei Aggro oder Ersguterjunge bin. Es liegt aber auch daran, dass ich älter geworden bin. Ich bin jetzt 29 und ich habe mir viele Gedanken gemacht, über das, was ich in meinem Leben bis jetzt überhaupt gemacht habe.  Als ich meine Biographie geschrieben habe, konnte ich auch viel aufarbeiten. Und das alles führt dazu, dass man sich ein bisschen selbst analysiert und sich fragt, wo stehe ich jetzt und wo will ich hin? Was habe ich richtig gemacht und was nicht so gut? Ich will es ja nicht nur auf andere schieben, mich haben auch viele Leute in meiner Vergangenheit unterstützt, die haben mich ja nicht nur alle von meiner Arbeit abgelenkt. Aber die letzten drei, vier Jahre war es echt schwer mit den Leuten. Lange Zeit war es eher ein Kampf als Spaß an der Sache.

rap.de: Und jetzt ist es wieder Spaß?

Fler: Nicht nur Spaß, jetzt ist es meine eigene Sache. Ich muss mich mit niemandem mehr auseinandersetzen, ob man gewisse Sachen in die Öffentlichkeit trägt oder nicht. Wenn ich ein Interview mit dir machen will, mache ich ein Interview mit dir. Wenn nicht, dann nicht. Ich habe meine eigene Meinung über Menschen, ich habe meine eigene Meinung über das Geschäft. Wenn jetzt von Bushido irgendwelche Sprüche in Interviews kommen, "Fler hat mich genervt", dann liegt das ja einzig und allein daran, dass ich einen sehr hohen Anspruch an meine Arbeit habe. Wenn er diesen Anspruch an meine Arbeit nicht so sehr hatte wie bei seiner eigenen Arbeit, kann ich ihm das nicht vorwerfen. Aber das war dann eben der Grund, warum man sich trennen musste. Das zeigt mir auch, dass er nicht der Richtige war, wenn er sagt, dass ich ihn genervt habe. Das bestätigt mir nur nochmal, dass ich mit meiner Entscheidung richtig lag.

rap.de: Schaust du dir ein bisschen was von ihm ab, wenn es um dieses Label-Business geht?

Fler: Naja, ich habe da von vielen Leuten was gelernt. Aber ich habe auch an vielen Leuten gesehen, wie man's nicht machen muss. Es gibt gewisse Punkte, die man von anderen lernen kann, aber ich stehe immer noch für mich selbst. Das ist mir ganz wichtig: Ich mache mein Ding. Die Leute sollen mich an meinen eigenen Taten messen und mich nicht mit anderen Leuten vergleichen.