Interview mit Der Plot

Der Plot haben am 11. September ihr mittlerweile viertes Album „Interrobang“ veröffentlicht. Das Quartett setzt sich aus den beiden Rappern Elmäx und Conny sowie den Musikern Elias und Dom zusammen.  Bekannt wurden die Düsseldorfer durch ihren Sieg beim Video Crew Battle (VCB) 2012/2013. Bereits ein Jahr nach dem Turniersieg haben sie das Album „Mit der Concorde über den Atlantik“ veröffentlicht. Mit „Interrobang“ erschien nun das Nachfolger-Mixtape. Wir haben uns mit Der Plot über ihr neustes Werk unterhalten, wie sie mit dem Feedback ihrer Fans umgehen und wie sie zu ihrer VCB-Zeit stehen.

Ein Interrobang ist ein Satzzeichen, dass ein Ausrufezeichen und Fragezeichen zugleich beinhaltet – wie man auch auf dem Albumcover sehen kann. Warum habt ihr euer mittlerweile viertes Album danach benannt?

Elmäx: Es geht darum, dass wir uns nicht richtig positionieren können oder wollen. Es geht um eine Zerrissenheit, dass wir uns immer zwischen den Stühlen bewegen. Wir haben kein richtiges Image. Wir geben Antworten und stellen Fragen gleichzeitig, wir sind irgendwie nicht richtig greifbar. Und deswegen gibt es bei uns für den Inhalt und auch für das Soundbild keinen Fixpunkt, da wir in viele verschiedene Genres gehen.

Ihr seid fürs Rap-Genre eine recht ungewöhnliche Konstellation mit zwei Rappern und zwei Musikern. Klassischerweise liefert der Producer den Beat und der Rapper bringt die passenden Lyrics. Wie entstehen bei euch die Tracks?

Conny: Max (Elmäx) und ich haben früher komplett klassisch HipHop gemacht, bevor wir Elias und Dom kennengelernt haben. Wir haben mehrere Produzenten gehabt, die uns einen Batzen Musik geschickt haben. Dann haben wir zusammen rum gehangen und uns durch diesen wahnsinnigen Beatpool geklickt. Wenn wir was gefunden haben, dass unserer Stimmung entsprochen hat, haben wir drauf los geschrieben. Mit Dom und Elias mussten wir unseren Arbeitsstil dabei schon ein wenig verändern.  Ihr Anspruch ist es nämlich nicht so eine Masse an Beats und somit keine Ausschussware zu produzieren. Wenn Max und ich nicht direkt drauf einsteigen können, wird erstmal das Gespräch gesucht, weil wir ja auch ein Gefühl vermittelt brauchen, um eine Inspiration zum Schreiben zu haben.  Es kann aber auch sein, dass Max und ich auf irgendeinen Beat ein paar Zeilen schreiben, die wir dann Elias und Dom zeigen. Dann können sie quasi ein Instrumental maßschneidern.

Also ist jeder für seinen Part zuständig, oder gibt es von euch Musikern auch mal thematische Vorschläge?

Elias: Es ist schon vorgekommen, dass wir gemeinsame Brainstorming-Runden gemacht haben. Dann hat jeder Songtitel und Ideen aufgeschrieben, die dann weiter gereicht wurden. Klar fragen die Jungs auch nach, wenn sie an einem Punkt nicht weiter kommen und wir helfen dann so gut es geht. Aber oftmals treffen sich Inhalt und Musik erst zu einem späteren Zeitraum.

 

„Interrobang“ habt ihr, wie auch schon das Vorgänger-Album, komplett selbst produziert. Musikalisch probiert ihr die unterschiedlichsten Genres aus – man merkt das ihr euer eigens Ding machen wollt. Ist das auch der Grund, weshalb ihr auf „Interrobang“ nur einen Featuregast (3Plusss auf „Kraft“) habt?

Elias: Warum macht jemand ein Feature?! Entweder man hat einen etablierten Künstler, von dem man sich ein Stück Reichweite erhofft, oder es ist ein bekannter oder befreundeter Künstler und dann geht es um das gegenseitige supporten und die Anerkennung. Und Denis (3Plusss) kennen wir schon länger, man ist im gleichen Freundeskreis. Außerdem waren wir letztes Jahr auf Tour, er nimmt bei mir auf und darum war das schon längst überfällig. Es stand eigentlich von Anfang an fest, dass er mit auf das Album soll.  Auch die Features auf dem letzten Album waren alles entweder Leute aus dem VCB oder Freunde von uns wie Sorgenkind oder Djin – es hat immer einen persönlichen Grund. Wir haben noch nie ein Feature gemacht, dass komplett irgendwo anders hergeholt ist.

Conny: Darüber hinaus gab es niemand, bei dem wir gesagt haben, dass es ein absolutes Muss ist. Auf „MDCÜDA“ hatten wir mehrere Feature, aber abgesehen von dem 3Plusss-Feature wollten wir bewusst dieses Mal den Fokus auf uns richten.

Durch euren Sieg beim VCB 2012/2013 seid ihr richtig bekannt geworden. Einige Teilnehmer aus Battle-Formaten haben das Problem von diesem Image nicht mehr los zu kommen. Wie steht ihr dazu? 

Elmäx: Wir würden vielleicht gar nicht hier sitzen, wenn es das VCB nicht gegeben hätte. Die Stimmen die fordern „Spielt mal die VCB-Runde XY“ oder „Seid mal lieber wieder wie früher“, werden auch weniger mit der Zeit. Sie werden aber auch immer da sein, was auch logisch ist. Vor dem Turnier hatten wir knapp 1 000 Facebook-Likes und jetzt nach dem Turnier sind es etwa 18 000. Die Stimmen werden wohl immer da sein, aber ich finde das auch nicht schlimm.

Conny: Sonst hätten wir auch gar nicht teilnehmen dürfen. Es wäre ja naiv, wenn man nur die Bekanntheit will und danach können dann alle wieder gehen. Das wollen wir nicht und nach wie vor finden wir das, was wir da gemacht haben auch cool! Wenn die Leute das Feiern ist das super, wir für uns haben aber entschieden, dass es in eine andere Richtung weiter gehen soll.

Elias: Wir haben aber auch einen anderen Backround als einige Teilnehmer. Wir sind schon als Band in dieses Turnier rein gegangen, die  live Musik macht und Tracks schreibt. Das VCB war dann quasi wie eine Station, als hätten wir ein Battle-Album gemacht. Andere Teilnehmer werden direkt durch diese Internetpräsenz bekannt und haben vielleicht vorher noch gar keine Tracks aufgenommen und während des Turniers ist da auch keine Zeit für. Die müssen dann bei Konzerten ihre Runden spielen und kommen dann logischerweise von diesem Image nur schlecht los. Ich glaube, dass wir da schon eine angenehmere Ausgangsposition hatten.

Sowohl auf „MDCÜDA“ als auch auf „Interrobang“ sind ein paar deepere und persönliche Tracks. Waren die beiden Alben nach dem Sieg eine Erleichterung, um die Musik auch mal wieder für persönliche Themen und nicht nur für Disses zu verwenden?

Elmäx: Definitiv! Ich finde auf „MDCÜDA“ hört man diesen Drang, dass wir über uns sprechen wollen, über das was uns beschäftigt und nicht darüber wie scheiße Rapper XY aussieht. Bei dem Album jetzt haben wir uns wieder ein bisschen von uns weg bewegt und andere Rollen eingenommen. Aber bei „MDCÜDA“ merkt man, dass wir gerade ein oberflächliches Battle-Turnier hinter uns haben und dann mehr auf uns eingegangen sind. Wir können aber auch gar nicht anders, als ernstere Sachen bzw. Dinge die uns beschäftigen anzusprechen – wir man auch auf allen anderen Alben hört.

Elias: Dazu hatten wir vorher aber auch noch nie wirklich die Gelegenheit. Auf dem zweiten Album gab es eine ruhigere Nummer. So richtig angegangen ist man das jetzt auch noch nicht vernünftig. Das ist auch etwas, mit dem man sich unterscheiden kann – einen Banger macht jeder.

 

„Interrobang“ ist am 11. September erschienen. Eigentlich war es angedacht das Album auf eurer Tour, die für März geplant war, vorzustellen. Zu dem Zeitpunkt war das Album aber noch nicht fertig. Die Tour wurde auf Oktober verschoben, „Interrobang“ hat schon Release gefeiert – also ist das Album jetzt so wie es ist, eurer Meinung nach rund?

Conny: Zu dem Zeitpunkt war das Album noch viel zu weit davon entfernt fertig zu sein und wir hätten wahrscheinlich ein paar Lückenfüller mit rein nehmen müssen. Nach „MDCÜDA“ haben wir eigentlich alle gesagt, wir hätten zwei, drei Songs raus lassen können. Darum wollten wir vermeiden, dass wir wieder ein Album mit Lückenfüllern raus bringen. Das Gefühl habe ich jetzt nämlich bei „Interrobang“ gar nicht – jeder Song hat seine Berechtigung. Ich kann das total gut durch hören. Bei „MDCÜDA“ skippe ich den ein oder anderen Song und das ist hier überhaupt nicht der Fall. „Interrobang“ ist mit zwölf Songs natürlich auch sehr komprimiert, aber das ist auch gut so.

„Interrobang“ ist euer mittlerweile viertes Album. Im direkten Vergleich zu euren vorherigen Mixtapes: Attestiert ihr euch selbst eine deutliche Weiterentwicklung?

Elias: Jedes letzte Release betrachtet man kritisch und hört es nochmal mit anderen Ohren. Man findet immer ein paar Stellen, die man im Nachhinein hätte anders machen können. Daraus lernen wir ja auch nur. Ich denke das haben wir bei den Produktionen vom letzten Album zu diesem Album auch wieder geschafft – es klingt alles ein bisschen runder und satter.

Elmäx: Ich sage das auch auf „Wie Plot mich schuf„. Wenn ich alte Sachen von mir höre, finde ich das ganz schrecklich. Jeder Track ist definitiv eine neue Entwicklung, jedes Album ein neues Level und ich hoffe das hört auch nicht auf.

Conny: Das bedeutet aber auch, dass man mit vielen Sachen brechen muss. Bisher gab es sehr viel positives Feedback. Ich hab ehrlich gesagt erwartet, dass viel früher Stimmen kommen die sagen „Was macht ihr denn jetzt auf einmal?“ – das ist natürlich auch eine Sache, mit der man als Künstler leben muss. Ich glaube wenn du nicht mit alten Gepflogenheiten brichst, dann kannst du dich auch nicht weiterentwickeln. Auf „MDCÜDA“ haben wir das erste mal mit gesungenen Hooks gearbeitet. Vorher gab es poppige Elemente bei uns gar nicht. Da wir das aber alle als sehr positiv wahrgenommen haben, haben wir dieses Element auf „Interrobang“ weiter ausgebaut. Genauso werden wir es dann auch beim nächsten Projekt machen – Die Stärken auf „Interrobang“ herausarbeiten und weiterentwickeln.

Via Facebook habt ihr ein paar Tage nach dem Release eure Fans nach deren Meinung über euer neues Album gefragt. Inwieweit beeinflussen euch solche Kommentare, allgemein Meinungen aus dem Internet?

Elmäx: Wir sind natürlich ein Stück weit abhängig von unseren Fans. Da ist dieser Austausch schon wichtig. Wir machen das auch nicht nur über Facebook, sondern reden nach den Auftritten auch lange mit den Leuten über Lieder und einzelne Lines. Man tankt sich ein Stück weit so auf und verarbeitet das schon, wenn auch vielleicht nicht so bewusst.

Elias: Man weiß aber auch, dass man es nicht jedem Recht machen kann oder braucht. Das ist nicht deine Aufgabe als Künstler.

Conny: Über Facebook ist es immer ein bisschen schwierig. Man kann sich schnell eine große statistische Menge besorgen, aber der Live-Austausch ist einfach nochmal was anderes. Man kann direkt mit den Leuten reden, z.B. wieso ihnen Song XY nicht gefallen hat. Das kann nämlich so viele verschiedene Gründe haben. Vielleicht sind 98% vom Song cool und nur eine Sache macht das ganze kaputt. Jetzt haben wir gerade von Entwicklung gesprochen und damit diese Entwicklung qualifiziert vonstatten geht, muss man diesen Austausch nämlich auch suchen. Natürlich sagt man als Künstler, dass man sich gar nicht oder möglichst wenig beeinflussen lässt. Aber im Endeffekt beeinflusst dich alles und warum soll ich meine Fans da nicht auch als Einfluss mit reinholen.