Interview mit Gerard

 

rap.de: Bedauerst du es in irgendeiner Form, dass du erst jetzt mit dem Album kommst?

Gerard: Nee, gar nicht. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt, denk ich mal. Und lustigerweise: Da gab’s ja von der Juice dieses „Next 5 to watch“ mit Rockstah, Ahzumjot, mir, Olson und Krakfklub… und von denen quasi bin ich halt dann doch der erste, der’s geschafft hat. Also, außer Kraftklub natürlich. Und weil die Leute immer sagen es hat zu lang gedauert, ist das ab jetzt immer mein Argument, dass ich ja trotzdem als Erster geschossen hab. (lacht)

rap.de: Es musste also alles erstmal reifen?

Gerard: Ja. Innerhalb von einem Jahr haben sich dann diese kleinen Zahnräder so zusammen gefunden und das teilweise eben mit Leuten, die du vor sechs Jahren kanntest. Stickle zum Beispiel kenn ich ja seit ich 15 bin. Ich hab halt auch jetzt 10 Jahre eigentlich Musik gemacht und da hab ich im letzten Jahr gemerkt, dass es auch notwendig war, weil sich dann irgendwie aus all diesen Begegnungen und all diesen Menschen, die ich kennen gelernt habe, jetzt im richtigen Moment das auch alles zusammengefügt hat. Ich saß jetzt nicht mit 15 mit Stickle in Linz und dachte mir so, dass ich mit dem dann mal in seinem Studio in Berlin aufnehme, wo vor mir Casper „XOXO“ aufgenommen hat.

rap.de: Hat Stickle eigentlich darauf geachtet, dass sich der Sound deutlich von „XOXO“ abhebt?

Gerard: Nee, musste er auch gar nicht. Also die Beats, mit denen ich gekommen bin, gingen eh nie in die Richtung. Also wir haben nicht mal drauf geachtet, das war eigentlich nie ein Thema.

rap.de: Hast du spezielle Sachen gehört beim Aufnehmen oder dich an irgendwas orientiert?

Gerard: Mmh, also so ganz speziell jetzt nicht … schon viel Instrumental-Musik und halt die Alben, die man hören musste, aber jetzt nix so spezielles, nee.

rap.de: Auch mal so’n Gucci Mane-Mixtape?

Gerard: Nee (lacht). Also mit dem, das verstehe ich alles noch nicht so. Genau so wie mit dieser „Based World„. Alle auf’m Splash! waren so „Oah, Lil B„. Das verstehe ich noch nicht. Ich glaube, das ist nicht meins. Manchmal beschäftige ich mich dann schon länger mit Dingen, wenn mir noch mal einer, mit dem ich mich musikalisch verstehe, sagt „Nee nee, da hör schon noch mal rein, das könnte dir gefallen!„, aber das hat bei Lil B noch keiner gesagt, drum hab ich das mal gelassen. (lacht)

rap.de: Verstehe ich das falsch, oder sind deine Texte auch weitestgehend humorlos? Nicht im negativen Sinne, aber deine Musik ist schon ernsthaft angelegt.

Gerard: Auf dem Album ist es schon humorlos, das stimmt. Es ist ein Bonussong auf der Special Edition, der ist lustiger, aber im Rahmen von alledem hat’s halt schlecht gepasst. Aber ich hab schon auch z.B. eine Zeile im Intro, wo ich rappe „Überleg mir erstmals im Kopf, dass da draußen zwar ’n Haufen, aber eigentlich nichts ist, was ich nicht machen kann. Ausser Präsident der USA zu werden, weil nicht dort geboren, aber egal, das will ich eh nicht„. Das sind Stellen, wenn’s dann zu pathetisch wird von wegen „Man kann alles machen„, wo man dann einen kleinen Witz reinbringt …

rap.de: Aber trotzdem ist es insgesamt ein pathetisches Album.

Gerard: Ja, doch. Aber ich bemühe schon immer, dass ich diesen Pathos ein bisschen am Boden halte. Zum Beispiel der letzte Song „Nichts„, der Song über eine verstorbene Freundin von mir, da erzähle ich davon, dass ich am Macbook sitze und mich Facebook an den Geburtstag erinnert und ich finde das nimmt dann wieder so dieses große pathetische raus, weil es einfach so eine Alltagssituation ist, wie dass ich Kaffee wegschütte, weil ich zu viel Zucker reingetan hab…

rap.de: Ja, es ist nicht so dieser typisch deutsche Pathos. Dieses brutale, sondern eher so ein bisschen österreichisch abgemildert.

Gerard: Ja, das ist halt auch das, was ich jetzt schon von vielen gehört hab, dass es echt nicht kitschig klingt. Also Songs und Themen, die dann auch oft zu kitschig klingen, dass es eben nicht so Fremdscham peinlich-kitschig ist und das ist schön, das hör ich gerne.