Interview mit Köln Porz Asozial

Köln Porz Asozial ist zurück – diese Nachricht erreichte vor ein paar Wochen die rap.de Redaktion. Fast schon hätten wir die Meldung ignoriert, doch dank unserer streng trainierten Rapgehirne hielten wir einen Augenblick inne und ließen unsere Gehirnlappen ein paar Sekunden rumoren. Und tatsächlich, irgendwo in den hintersten Ecken war eine Aktivität zu erkennen. Erinnerungsspuren, die sich bei dem Namen Köln Porz Asozial in Bewegung setzten. Damals machte die Posse aus Köln Porz durch eine Auseinandersetzung mit den Jungs von Aggro Berlin auf sich aufmerksam. Behauptet KPA doch heute noch felesenfest, dass das Konzept von Aggro in seinem Ursprung lediglich eine Kopie der KPA-Idee gewesen sei – angesichts des anhaltenden Erfolges des Sägeblatt-Labels sicher müßig, darüber zu diskutieren. Nach sechs Jahren Pause sind die Kölner Asis nun jedenfalls wieder am Start. Das neue KPA Album  “Koprophagia” soll im Frühjahr erscheinen. Die Single „Kingz of Asozial“ gibt es bereits bei iTunes.

rap.de: Nach sechs Jahren Pause greift ihr wieder an. Was hat euch dazu gebracht, euren Vorruhestand zu beenden? Gab es nicht genug asozialen Rap in letzter Zeit?

KPA: Uns hat leider nicht die nicht vorhandene asoziale Rapmusik, sondern mehr der Punkt, dass wir erwachsen geworden sind, dazu inspiriert. Uns wird täglich von einer besseren Welt erzählt, die aber leider nur mit Kill for Peace und Ausbeutung zutun hat. Der 11. September war für uns alle ein einschlägiger Tag. Genauso, wie die Einführung des Euros. All diese Punkte haben uns damals schon inspiriert, KPA-Tracks raus zu kicken. Diese perfekt europäische/nordamerikanische Gesellschaft sollte erkennen, dass sie nicht so perfekt ist und gerade Deutschland nicht immer das Land ist, wo Milch und Honig fließt. Nun über zehn Jahre später sieht man ja, wo wir stehen – Europa ist fast abgebrannt und es fehlt in allen Ecken an Geld. Die Politiker lügen und kaufen sich Doktorentitel und die Mainstream-Medien haben uns in ein turbokapitalistisches Land verwandelt, in dem der Unterschied zwischen arm und reich immer stärker auseinander klafft, doch keiner will darüber sprechen. Wenn wir uns die ganzen Rapper angucken, was ist denn los mit denen? Rapper machen mehr Werbung für Waffen und Gewalt, als die Waffenindustrie selber und so was in Deutschland – krank. Die Rapper feiern ihre Rolex und Designer Klamotten und hantieren wie Dilettanten mit Waffen herum,  haben aber Schiss zum Bund zu gehen und Mord und Totschlag vor Ort zu erleben- armselig. Es gibt Gangsta Rapper in Deutschland, aber nur wenige. Zum Beispiel Bero Bass und Xatar. Beide haben mit Mutha produziert. Wir meinen, wenn Kapitalismus der Ansporn für Image-Rap mit kriminellen Hintergrund ist, dann sollte die HipHop Gemeinschaft, so etwas nicht supporten. Auch wenn die Magazine das Geld von den etwaigen Großkonzernen bekommen. Die Hip Hop Szene sieht schon aus wie ein Werbeblock bei RTL2 – ekelhaft. Sehen wir uns doch mal das Projekt Aggro an: 2003 hieß es – Wir sind deutscher Gangsta Rap, heute wissen wir, Sido ist kein Gangsta, B-Tight hat sich vor dem Promiboxen noch nicht ein Mal geschlagen, und jetzt? Außer KPA ist deutscher Rap nicht asozial, sondern nur lächerlich und selbstdarstellerischer Image Schwachsinn. Mutha lädt alle Rapper ein, um mit ihm eine Woche in Rio de Janeiro zu verbringen, aber nicht, um an der Copacabana Samba zu tanzen. Viele erzählen, sie wären von der Straße, sind dann aber alle mit Diplomatenpässen ausgestattet und wohnen in großen Häusern. Dazu kommt, dass sich sozial schwache Jugendliche so einen Schwachsinn als Vorbild nehmen und sich damit ihre Zukunft verbauen. HipHop ist sellout und in seiner momentanen Aussage nicht real. Das ist der Grund für unser neues Album.

rap.de: Mittlerweile seit auch ihr in ein fortgeschrittenes Alter gekommen. Trotzdem gehen eure neuen Songs  in die selbe Richtung, wie auch schon die alten KPA Sachen.

KPA: Alle Rapper dürfen froh sein, dass wir das hier durchziehen! Unsere Aktion zeigt, dass man seinen Arsch nicht verticken muss, um weiter Musik in eigener Sache zu machen. Wir sind da wie Too $hort und MC Eight, die rappen ja auch immer weiter fleißig vor sich hin. Wir zeigen den Leuten, dass Rap keine Jugendkultur mehr ist. Das kann sie ja auch nicht mehr, nach der ganzen Transformation, die stattgefunden hat. Rap ist mit uns aufgewachsen, wir tragen Baggys und Caps seid 1989 und tragen sie bis heute. Viele alte Rapper der ersten Stunde sind nicht so drauf. Die sind halt normal geworden und haben das HipHop-Ding als Kindergarten abgetan. Rapper der Generation ’78 machen das nicht! KPA macht HipHop erwachsen und wir leben gut davon. Rapper sollten Rapper bleiben und zu ihren Aussagen stehen, gerade, wenn sie damit Erfolg hatten. Sich für irgendeine Karriere zu verdrehen ist voll uncool und out. Menschen, egal ob jung oder alt, suchen Menschen, die zu ihrer Meinung stehen und nicht welche, die nach dem Mainstream tanzen. Diesen Part erfüllen wir zu 100 Prozent. Wir sind halt nicht wie andere und verkaufen unsere Szene und unsere Seelen an Telekom Street Gigs, Sparkassen Rapbattles usw.. All diese Sachen dienen ja nur dem Kundenfang der Firmen und alle, die das supporten, sind Nutten im großen Geschäft. Ihr könnt uns glauben, all diese Großunternehmen tragen Schuld an den Kriegsgebärden weltweit und der damit kommenden Armut. Viele Künstler verkaufen sich für ihre Karriere und für Geld – wir nicht! HipHop hatte Anfang der neunziger Jahre eine echte Chance, eine weltweit aufklärerische Revolutionsbewegung unserer Generation zu werden. Doch bevor das geschah, haben sich die großen Labels, wie Sony usw. da eingekauft und brachten den Sellout mit sich. Rap ist highjacked. Doch wir bewahren diese Revolution. Wir finden es nicht lächerlich, sondern mehr als traurig mit diesen blinden Menschen einen Planeten teilen zu müssen. Nein, so ein Weg kommt für KPA nicht in die Tüte.