Interview mit Prinz Pi

rap.de: Was sind denn im Moment Ziele für dich?

Prinz Pi: Hm, ich habe eigentlich im Moment wenige Ziele. Das ist ja eines meiner Probleme. Ich habe jetzt diese Milestones nicht mehr, wie ich es vorhin erzählt habe. Früher gab es die ja, Abitur, Uni, Zivildienst. Meine Milestones sind jetzt zum Beispiel, das beste Album zu machen, das ich machen kann und danach eben ein noch besseres Album zu machen, als es das letzte war. Andere Ziele habe ich eben leider nicht. Ich habe jetzt schon ein Kind, ich meine ich kann jetzt natürlich noch ein paar mehr machen. (lacht) Eines meiner permanenten Ziele ist es natürlich, ein guter Vater zu sein und zu werden. Materielle Ziele habe ich jetzt nicht. Ich bin kein Typ der sagt, dass er jetzt eine Uhr mit Diamenten haben muss oder einen ganz teuren Porsche.

rap.de: Oder ein Haus. 

Prinz Pi:  Ja, vielleicht ist Grundbesitz so ein Ziel. Meine Eltern sind ja beide Flüchtlingskinder, die Großeltern beiderseits waren Vertriebene. Insofern haben meine Eltern keinen Grundbesitz und das wäre schon etwas sehr cooles. Ich weiß aber nicht, ob der Beruf des Musikers lukrativ genug ist, um genügend anzuhäufen, um dann auch ein schönes Haus oder eine Wohnung zu kaufen.

rap.de: Du meintest eben, dass du nicht so auf materielle Dinge abfährst. Denkst du, dass Zufriedenheit allgemein nicht von Dingen wie Wohlstand oder Reichtum abhängt?

Prinz Pi: Es gibt diesen einen Song von Johnny Cash, der heißt „Satisfied mind„. Da geht es genau darum. Dass man den Reichtum, den man anstrebt, eigentlich nur durch die Zufriedenheit in einem selbst finden kann. Wenn jemand zum Beispiel ganz viel materielles Zeug hat, dann ist er auf der anderen Seite dafür wahrscheinlich sehr arm. Arm an wirklichen Freunden oder arm an Liebe, weil er ja wahrscheinlich ziemlich rücksichtslos sein muss, diesen ganzen Reichtum erst mal zu aquirieren. Ich weiß es nicht. Ich bin ja auf der einen Seite keiner, der auf die materiellen Sachen so krass aus ist, aber auf der anderen Seite bin ich auch kein zufriedener Mensch. Ich ruhe jetzt nicht in mir selber, wie ein Yogalehrer sagen würde. Und ich werde das wohl auch nie tun, weil dann hätte ich auch gar keinen Antrieb, irgendetwas zu machen. Das unterscheidet den Künstler  vom normalen Menschen. Der Künstler ist eben ruhelos, stetig unzufrieden und ständig am Hadern. Aber auch voll mit Drive und mit Frustration, Hass und Trauer. Und wenn er nicht mit diesem ganzen Zeug voll wäre, dann hätte er auch keine Ambitionen Kunst zu machen, sondern dann könnte er ja einfach nur in den Tag hinein leben, wie das die meisten anderen Leute machen. Ich wünsche mir manchmal, dass ich so ein normaler Mensch wäre, aber ich bin das eben nicht. Ich habe diesen Song geschrieben, der ist aber auch nur auf der Premiumversion drauf, der handelt davon, dass ich so gerne dumm wäre und mich so gerne mit einem ganz normalen, kleinem, einfachen Leben zufrieden geben würde. Also mit einem Standardjob, Standtartleben, Standardgedanken, ein bisschen Geld, ein bisschen Zufriedenheit…

rap.de: …abends ein bisschen Fernsehen…

Prinz Pi: …und ein bisschen Fernsehen abends. Aber so bin ich eben leider nicht.

rap.de: Und damit wärst du dann zufrieden?

Prinz Pi: Ich glaube, ein Künstler will vielleicht auch gar nicht zufrieden sein. Es ist für mich so ein kleiner Trost, dass ich dann igrendwann mal abtreten kann, mit ein, zwei guten Songs für die Ewigkeit oder zumindest für die nächsten 50 Jahre. Das ich sagen kann, ich hinterlasse meinen Kindern jetzt vielleicht keine Millionen Euro oder ein geiles Haus, aber ich hinterlasse dem deutschsprachigen Teil der Welt zumindest ein, zwei Songs, mit denen man etwas anfangen kann. Sei es, dass die Mut geben, todtraurig oder gute Laune machen. Das wäre dann der Lohn des Künstlers.

rap.de: Der Sound auf dem Album ist ja noch einen Tick softer als auf dem Album davor. 

Prinz Pi: Es gibt einen ziemlich aggressiven Song auf dem Bonus, „Schiefe Pyramiden“ heißt der. Aber du hast schon recht. Es ist nicht so, dass ich nicht auch ein paar Songs gemacht hätte, die schneller oder aggressiver waren, aber ich finde ein Album soll immer so ein stimmiges Ganzes sein. Und das war für mich auch ein Manko bei „Rebell ohne Grund“, abgesehen davon, dass ich es zu lang fand: Es hatte nicht so einen krassen roten Faden. Was ich ganz schön bei „Kompass ohne Norden“ finde, ist, dass es in sich passt und stimmig ist. Es ist wie ein Uhrwerk, bei dem die einzelnen Zahnräder gut ineinander greifen und drei aggressive oder Partytracks hätten diese Mischung irgendwie in eine komische Richtung gedreht. Das ist ein bisschen so wie bei einem gut gewürztem Essen. Wenn das gut gewürzt ist, dann hält sich das saure, süße und bittere die Waage und es gibt eine schöne Geschmackskomposition. Und das wäre dann hier so ein bisschen verwürzt geworden.