Interview mit Veysel

Azzlack-Oberhaupt Haftbefehl schickt seine nächste Kugel im Lauf ins Rennen: Den Essener Kurden Veysel. Bisher hauptsächlich als Featuregast zu hören schickt dieser sich nun an, mit seinem ersten eigenen Release „43 Therapie“ auf sich aufmerksam zu machen. Seine Vorgeschichte ist rasch erzählt: Veysel nahm kurz vor Antritt einer Haftstrafe einen Song auf, der Haftbefehl zu Ohren kam und ihn noch während Veysels Inhaftierung den Kontakt suchen ließ. Nach seiner vorzeitigen Entlassung im August 2012 wurde Veysel Vollmitglied. Im Interview spricht er über seine Jugend in Essen-Altendorf, kurdische Kultur, Papa Staat, Bildung, Rap als Feeling und die Werte der Straße. 

rap.de: Dein erstes Mixtape steht an,43 Therapie. Wofür genau steht „43“?

Veysel: 43 sind die letzten beiden Zahlen der Postleitzahl aus Altendorf, dem Stadtteil von Essen, aus dem ich komme.

rap.de:Der Ruhrpott ist gerade im Kommen, oder?

Veysel: Na sicher, der Ruhrpott war doch noch nie weg. Der Ruhrpott ist nur von Papa Staat vergessen worden. Aber sonst war er noch nie weg.

rap.de: Bist du auch vergessen worden von Papa Staat?

Veysel: Natürlich, wer den nicht von uns?

rap.de:Wie bist du aufgewachsen in Altendorf?

Veysel: Das ist ein sozialer Brennpunkt, wie wachsen Kanaken dort auf? Nicht gut. Das kann man sich alles ausmalen.

rap.de: Wie war dein Elternhaus?

Veysel: Mein Elternhaus ist cool. Meine Eltern sind religiös. Beide beten fünfmal am Tag. Wir sind Muslime, türkische Kurden.

rap.de: Sieht man sich dann eher als Türke oder als Kurde?

Veysel: Dein Pass ist türkisch, aber selbst bist du Kurde. Du musst das so sehen, im Iran oder Irak gibt es auch Kurden. Die Kurden sind ein gemischtes Volk. So wie es auch Araber in der Türkei oder in Syrien gibt, gibt es auch Kurden dort.

rap.de: Haben deine Eltern dir etwas von der kurdischen Kultur mitgegeben?

Veysel: Natürlich, ich kann kurdisch sprechen. Neben kurdisch spreche ich auch noch arabisch, türkisch und deutsch.

rap.de: Als Jugendlicher hast du dann ein bisschen die Sau rausgelassen…

Veysel: Mehr als die Sau rausgelassen.

rap.de: Was hast du so gemacht?

Veysel: Wir haben alles gemacht. Von Diebstahl bis Einbruch… Aber sowas sollte man in Interviews nicht groß an die Glocke hängen. Wir sind wegen „43 Therapie“ hier. Im Endeffekt heißt es hier ja rap.de und nicht crime.de.