Interview mit PA Sports

rap.de: Was ist denn sonst so die Zielrichtung auf „Machtwechsel“? Es wird ja nicht nur darum gehen, dass andere Rapper diese Dinge falsch machen.

PA Sports: Natürlich, deswegen sag ich ja. Es gibt viele Aspekte, die da zusammenkommen und wenn du das alles zusammenlegst, das ist „Machtwechsel„. Am Ende des Tages, wenn du es mit einem Satz unterstreichen willst, dann würde ich sagen es geht auf dem Album hauptsächlich darum gewisse Werte zu vermitteln. Ob es auf agressiven Songs ist und ich sage „ihr seid alles Spastis, weil ihr nur Scheisse erzählt“ oder ob es auf Songs ist, wo ich sage „Respekt hat nicht nur mit Angst zu tun und dass jeder auf der Strasse zittert, wenn er dich sieht.“ oder wenn es darum geht, dass ich einen Song mache, in dem ich Flashbackmäßig von der Schulzeit erzähle und auch kein Problem damit habe zu sagen, dass ich auf einem Gymnasium war, um den Leuten zu zeigen, dass sie nicht so tun müssen, als ob das was peinliches sei. Das letzte mal zum Beispiel, ich weiß ja nun was hinter den Kulissen passiert, Haftbefehl zum Beispiel meint was ganz schlimmes gegen mich in der Hand zu haben, weil er weiß, dass ich auf einer guten Schule war bis zur neunten Klasse. Er denkt das ist was ganz schlimmes. Er weiß nicht, dass wir zehn Jahre mit vier Menschen in zwei Zimmern gelebt haben, aber dass mein Vater, der es irgendwann mal geschafft hat einen Job zu kriegen, der seinem Bildungsstatus entspricht, meiner Mutter den Traum erfüllen konnte ein Haus zu kaufen, ein kleines Häuschen auf Kredit, deshalb glaubt er, er hätte was gegen mich in der Hand. Jetzt hab ich letztens im Internet gesehen, dass ein Xatar bis zur zwölften Klasse auf einem Gymnasium war, der war also drei Jahre länger als ich auf einem Gymnasium und dem kriechen sie alle in den Arsch, das ist doch der Vater aller Gangsterrapper zur Zeit. Und er ist in meinen Augen auch ein Gee, sonst würde er kein sieben Jahre Urteil kassieren, er ist ein authentischer Typ. Aber er war halt auch auf dem Gymnasium bis zur zwölften Klasse, warum ist er jetzt kein Nicht-Gangster? Mit „Machtwechsel“ will ich einfach ein Bild zeichnen von einem Ausländer, der auch von der Strasse kommt, aber nicht komplett stumpf im Kopf ist, das ist mir am wichtigsten. Neben dieser Thematik kommen halt auch immer wieder persönliche Dinge von mir zum Vorschein, die Teil meiner Nische sind, die mich halt ausmachen, solche Songs sind zwischendurch immer dabei.

rap.de: Du meinst diese „Life is pain“-Sachen?

PA Sports: Ja, tiefgründigere Sachen, Songs wie „Das jüngste Gericht„, wo ich über Gott rede und darüber, was für Sünden wir in unseren Leben begangen haben, ein Song wie „Gute Männer lieben schlechte Frauen„, wo ich den letzten Song über meine Ex-Freundin mache, Songs wie „Nie vergessen“ oder da sind halt auch gewisse Sachen drauf für die Leute, die mich richtig geliebt haben für meine letzten beiden Alben, für die tiefgründige Musik, ich wollt denen ja kein Album geben, mit dem sie auf einmal gar nichts mehr anfangen können und weil das auch ein Teil einer Persönlichkeit ist, konnte ich das gut mit mir vereinbaren ohne mich zu verbiegen.

rap.de: Was ist denn jetzt aus dem Glück geworden von den ersten beiden Alben, auf dem ersten Album hast du nach dem Glück gestrebt, auf dem zweiten warst du dann zurück vom Glück, wo ist das Glück jetzt?

PA Sports: Jetzt schwebt das Glück irgendwo in der Luft rum und wir haben uns auf andere Sachen konzentriert. Es gibt Zeiten im Leben, in denen man eine Krise nach der anderen bewältigen muss und so waren halt die letzten drei Jahre und deshalb hab ich auch diese Alben gemacht und es gibt natürlich auch Zeiten, wo du zwar Probleme hast, Probleme gehören zum Leben einfach dazu, aber wo halt nicht ein Schlag nach dem anderen kommt. Und zur Zeit ist es halt ein bisschen ruhiger, mein Kopf ist nicht mehr dauergefickt und deshalb konnt ich halt kein weiteres Glück-Album machen, weil es einfach nicht authentisch gewesen wäre und ich bin nunmal ein echter Künstler. Ich mach nicht das, was die Fans oder die Leute da draußen erwarten, nur weil ich „Das Streben nach Glück“ und „Vom Glück zurück“ gemacht habe, kommt jetzt nicht zwangläufig ein weiteres „Glück“-Album. Ich mach das, wonach ich mich gerade fühle und jetzt war Zeit für etwas anderes. Vielleicht hab ich in zwei Jahren wieder eine Phase, in der mich alles auffrisst und dann kommt der dritte Teil, das weiß nur Gott, aber am Ende des Tages muss ich immer hinter dem stehen können, was ich gerade mache. Und hätte ich jetzt ein Album gemacht, in dem ich Klischeehaft begründe, dass ich der tiefgründige PA Sports bin, dem es total scheisse geht, dann wär es nicht mehr echt gewesen. Für viele scheint es so, als wäre das, was ich gerade mache, nicht mehr echt, weil ich anfange Namen zu erwähnen, weil ich anfange Dinge zu machen, die ich vorher noch nicht gemacht habe. Nein, aber ich bin Künstler, vielleicht mache ich morgen Rockmusik, und das haben die Menschen zu respektieren. Ich bin nicht da um irgendein Klischee zu erfüllen. Ich bin Musiker, wenn es mit meiner Musik morgen nicht mehr klappt, dann klappt es halt nicht, aber meine Musik werde ich deswegen nicht verändern.

rap.de: Zumal du zum Anfang schon mal diese Beefgeschichte mit Favorite hattest.

PA Sports: Das ist richtig. Die Leute, die mich halt lange kennen, die wissen, dass ich ein battleversierter Rapper bin und eher die letzten beiden Alben etwas anderes waren und ich jetzt nur zu meinen Wurzeln zurückkehre, aber natürlich muss man auch beachten, dass ich für die meisten erst seit dem ersten Album bekannt bin und diese Bekanntheit seitdem ständig wächst. Die Leute wissen halt nicht alles, die kennen diesen Favorite-Beef nicht, den ich übrigens haushoch verloren habe mit meinen 15 Jahren, wo ich noch nicht rappen konnte. Die wissen auch gar nicht, dass ich früher bei German Dream war und der Typ war, der Savas Bruder früher gedisst hat, was auch zu Beginn meiner Karriere totaler Müll war und die aus jugendlichem Leichtsinn und aus dem Willen stattzufinden heraus passiert sind, aber so ist es.

rap.de: Hast du auch noch Connection zu German Dream?

PA Sports: Nee gar nicht, ich hab zwar auch mit keinem Streit, aber wir haben keinen Bezug mehr zueinander. Sinan G ist ein Freund von mir und ihn seh ich halt immer mal wieder, aber ansonsten ist alles cool.

rap.de: Du hast auf dem Track auch Johnny Pepp und Cristal. Sind deine Connections Freunde von Niemand?

PA Sports: Ich bin mit Freunde von Niemand gut, ich kenne die Jungs, Vega ist cool, ich finde Timeless ist ein cooler Rapper, ich habe ja auch eine kurze Zeit mit Hadi zusammen gearbeitet. Ich wünsche den Jungs alles Beste, die sollen ihr Ding machen. Johnny Pepp und Cristal sind gute Produzenten, diesmal haben die nur ein Outro auf meinem Album, auf der letzten Platte hatten die ja fünf oder sechs Beats beigesteuert. Aber wenn die mir was schicken und das geil ist, dann immer gerne.