Homezone #12: Von KaDeWe bis Halensee mit Kulturerbe Achim

Was auf dem neuen Tape auffällt, ist, dass du fast auf jedem Track mindestens einen Feature-Gast am Start hast.

Ja, die Solo-Tracks sind wirklich in der Minderheit. Plump ausgedrückt liegt das auch einfach daran, dass ich ein sehr offener Mensch bis, der sich gerne connected. Ich bin einer von denen, die in ihrem Leben nicht eine einzige Bewerbung geschrieben haben, weil alles immer ohne geklappt hat. Ähnlich ist es mit den Songs: Ich liebe es, mit anderen Menschen Musik zu machen. Die Tracks sind alle in gemeinsamer Studio-Arbeit entstanden, da hat keiner einfach nur Spuren geschickt, weil es auch einfach nochmal geiler kommt, wenn man aus dem gleichen Mic schießt …

… Irgendwie ist das ja auch typisch für die neue Generation von Rappern und die Trap-Szene: Da entstehen insgesamt viel mehr Sachen „einfach so“, es werden viel mehr Features gerockt, ständig kommen Videos und gefühlt jeden Monat neue Tapes …

Ja Mann, das stimmt schon. Der Grind ist extrem hart. Wir haben jetzt auch schon wieder so viel fertig, dass es nach meinem Tape munter weiter gehen wird mit den Releases (schmunzelt). Dass das bei uns so extrem ist, hängt natürlich aber auch mit dem Glücksfall zusammen, dass wir in Berlin wohnen. Die Bedingungen sind nirgendwo besser … Wenn ich an all die anderen Rapper und die vielen Leute mit Studios denke, die man hier so eng um sich herum hat.

Das stimmt sicherlich! Trotzdem finde ich es, und das hat ja nur indirekt mit Berlin zu tun, ziemlich verrückt, wie die neue Schule mittlerweile gar keine richtigen Promophasen macht, weil ständig so viel neuer Stoff in unterschiedlichen Kombos rauskommt …

Ja, das stimmt, die klassischen Promophase wird gerade ein bisschen abgelöst. Dafür bin ich ja das beste Beispiel: Ich mache ja wirklich kaum Promo, haue Videos beispielsweise meistens einfach so raus, ohne sie sieben Wochen vorher anzukündigen. Und auch die Tapes sollen für sich sprechen, da werden keine Ressourcen in irgendwelche Teaser-Projekte gebuttert.

Wir machen Pause an einem kleinen Getränkemarkt in der Knesebecksraße, einer Einbuchte des Ku‘damms. Anders als in Friedrichshain, Kreuzberg oder Neukölln sind Spätis hier eine echte Seltenheit, nach der man länger vergeblich Ausschau halten muss … Achim klärt sich einen Durstlöscher, ich mir eine Mate. Und weiter geht‘s.

Wirst du die EP-Reihe fortsetzten … Und wenn ja, heißt der dritte Teil dann? Oligarchen EP?

Darüber haben wir auch schon nachgedacht (lacht). Das größte in der Reihe ist glaube ich der Tycoon, vielleicht wäre das dann ein angemessener Name (lacht).

Du hast im Trio mit Fruchmax und Hugo Nameless für viel Wirbel gesorgt. Ist das ein Umstand, der dir die Sachen die du jetzt Solo machst in irgendeiner Form erschwert?

Nein, ganz und gar nicht. Ich habe ja auch schon gerappt, bevor ich die Jungs kennengelernt habe. Die Arbeit alleine funktioniert zwar anders, aber ebenso gut. Das bedeutet allerdings auch nicht, dass nicht nochmal was in der Kombo kommen könnte (schmunzelt).

Wer dich verfolgt weiß, dass du in letzter Zeit sehr viel Action mit den 102 Boyz gemacht hast. Beschreibe mal deine Verbindung zu den Jungs und deinen Anteil an ihrem „Broke Youngstas“-Tape!

Ursprünglich hatte ich die einfach nur angeschrieben, einfach aus Fanboy-Perspektive … Kuba war der erste, mit dem ich dann cool war und in Kontakt stand. Irgendwann sind alle mal in Berlin zu Besuch gewesen. An diesem Wochenende entstand dann der erste gemeinsame Track, der ist auf deren Tape gelandet. Mittlerweile sind wir echte Brüder geworden … Und die Jungs ziehen jetzt sogar nach und nach nach Berlin. Da wird in Zukunft noch mehr kommen!

Ein weiterer Wegbegleiter ist Burak, der unter anderem eng, sowohl musikalisch als auch symbolisch und inhaltlich in den Track „Mein Bruder“ verstrickt ist …

Ja, definitiv! Bei diesem Song fehlte mir lange Zeit einfach noch die Hook, der Rest war fertig. Burak hat sich dann in zweierlei Hinsicht angeboten: Zum einen, weil er bekanntlich einfach der Hook-Magier ist und zum anderen, weil er wirklich einen vollwertigen Bruder-Status hat …

Ein Thema, was sich durch alle deine bisherigen Outputs zieht, ist dein Hass auf die Polizei. Ich finde das insofern amüsant, weil dieses Thema selbst in den hedonistischsten Gute-Laune-Tracks immer seinen Platz findet. Aber woher kommt diese Wut?

Daher, dass wir alle schon mal in Handschellen da standen und Gewalt erlebt haben. Das geht nicht spurlos an einem vorbei.

Im Track „4 Blocks“ steckt ein richtig fettes Sample, dass ich zwar kenne, aber nicht weiß woher. Hilf mir mal bitte auf die Sprünge!

Das kommt wirklich aus der Serie, da taucht die Melodie so unterbewusst auf. Ich bin ein kranker „4 Blocks“-Fan … Nicht nur, weil die Serie ein echt krasser Push für Berliner Rap war, sondern auch, weil die ganze Sache einfach mega authentisch gemacht und extrem spannend ist.

In einem älteren Interview hast du mal gesagt, dass das Musik machen für dich ein reines Hobby-Ding ist und keine realistische Karriereoption ist. Ist das nach wie vor so?

Auf jeden Fall, ja! Das Mucke-Ding beschert mir ein cooles Taschengeld und es macht einfach riesigen Spaß, diese fetten Partys zusammen zu erleben. Aber das reicht doch auch. Und selbst wenn von jetzt an nichts mehr kommt, haben wir mies Spaß gehabt.

Eine kleine Anmerkung zum Schluss: Wir haben das Interview vor etwa einem Monat geführt. Im Kontext des Nonstop-Grinds, auf den Achim hier ja auch eingegangen ist, ist es sehr bezeichnend, dass er in der Zwischenzeit bereits eine neue EP, das „Mach oder Stirb“-Kollabo-Projekt mit Stacks von den 102 Boyz, in der Pipeline hat und bewirbt. Das Rapgeschäft ist bekanntlich schnelllebig, Freunde …