Homezone #5: Mit AOB unterwegs auf der Sonnenallee

Aus den Tracks auf dem Sampler geht für mich hervor, dass ihr bezüglich Ehre und Loyalität einen sehr klaren Kodex habt, der für andere Fraktionen in der Szene altmodisch sein mag …

Chapo: Auch wenn Loyalität ein sehr, sehr großes Wort ist, stehe ich für jeden hier am Tisch mit meinem Herz, mit meinem Blut ein …
Almani: … Das ist der Kern unserer Bruderschaft. Ich kann es nur immer wieder sagen: Wir haben uns nicht getroffen, um Musik zu machen. Das heißt, dass egal was passiert und egal ob die Musik-Sache funktioniert oder nicht, die AOB-Familie am Start bleiben wird. Diese Truppe hat es immer gegeben und es wird sie immer geben. Ich habe das nicht umsonst auf die Brust tätowiert …

(Almani zeigt mir seine Brust, auf der in geschwungenen Lettern „Army of Brothers“ tätowiert ist.)

Der Sampler heißt ja vermutlich nicht ohne Grund „Abgeführt ohne Beweise“. Auch in den Texten geht es sehr viel um staatliche Willkür und unliebsame Kontakte mit den Cops … Hattet ihr in eurem Leben viel Stress mit denen?

Chapo: Über den Stress, den wir in unserem Leben mit den Cops hatten, könnten wir ein eigenständiges Interview machen, glaub‘ mir … (lacht)
Haki: Wir hatten wirklich Glück, dass keiner von uns länger hinter Gittern sitzen musste. „Abgeführt ohne Beweise“ heißt ja in diesem Fall auch, dass die immer versucht haben, uns zu ficken, es aber nie geschafft haben.
Bangs: … Dass wir in fast alles Liedern irgendwie auf die Bullen zu sprechen kommen, liegt ja auch daran, dass wir viele negative Erfahrungen mit ihnen gemacht haben und einfach Hass haben. Da gab es ganz normale Kontrollen, wo einer plötzlich einfach durchgedreht ist. Sowas vergisst man nicht … Und Musik ist die beste Möglichkeit, sich zu rächen.
Tarit: Auf Bangs Mixtape habe ich die Line: „Kein Freund und Helfer hilft in hungrigen Tagen“ gedroppt. Das bringt diese ekligen Erfahrungen für mich gut auf den Punkt.
Almani: Wenn du Menschen Macht gibst, werden sie oft eklig. Ein Bulle ist ja nicht als Hurensohn geboren, sondern wird erst zum Hurensohn, sobald er Bulle ist, weißt du?

Klar, ich verstehe was du meinst! Vielleicht nochmal zurück zur ganzen Gang: Muss man sich AOB in Zukunft wie ein Label vorstellen, auf dem ihr alle Solotapes veröffentlichen werdet? Was ist so für die nächste Zeit geplant?

Tarit: Nichts ist ausgeschlossen. Es wird mit Sicherheit irgendwann einen zweiten Sampler geben. Und wenn einer Bock hat, ein Solotape zu droppen, steht dem aber natürlich auch nichts im Wege. Wer faul ist, bringt kein‘s raus (lacht).
Almani: Auf jeden Fall sind wir am Ackern und Arbeiten gemeinsam an einer festen Sache, die noch geheim ist.
Chapo: Jeder Rapper sagt ja, dass er gerade irgendetwas macht … Aber wir machen wirklich was, Bruder! (Schallendes Gelächter … )

Wichtig ist ja nur, dass ihr zeitnah nachlegt! Kleine Funfrage am Ende: Das Kamel aus dem Video zu „Wa Ok“ hat im Internet für viel Furore gesorgt, das habt ihr ja bestimmt mitbekommen. Verratet mir bitte mal, wie ihr das verdammte Vieh in euer Video bekommen habt!

Abiad: Das ist meins, damit bin ich heute auch zum Interview geritten (lacht). Nein, Spaß beiseite: Wir haben das aus der Hasenheide ausgeliehen, da steht das normalerweise rum. Wir konnten es selber nicht glauben, dass das tatsächlich klappt.

Im Outro lasst ihr eure bisherige Geschichte Revue passieren. Das klingt alles ziemlich bescheiden …

Haki: Ja, wir haben ja über das ganze Album verteilt alte Sprachnachrichten aus unserer WhatsApp-Gruppe eingebunden. Diese haben wir dann als Skits benutzt … Und so ein Skit ist das auch am Ende. Klar sind wir stolz, aber wir sind noch lange nicht am Ende!

Im Anschluss an das Interview zeigen mir die Jungs noch ihre Hood mit all ihren Läden, Fußballkäfigen, Dönerbuden, Spätis und belebten Kreuzungen. Es liegt Weed und Shisha-Geruch in der Luft, das Fleisch riecht nach Zimt, die Haare nach Wachs, die Fassade nach Lack … Und so weiter. Ich denke, du weißt, wo wir sind …