Homezone #5: Mit AOB unterwegs auf der Sonnenallee

Die ziemlich aktuelle Erfolgsserie „4 Blocks“ spielt ja quasi auch hier in der Gegend. Würdet ihr sagen, dass sie den Alltag in Neukölln gut wiedergibt?

Almani: So gut das eine Serie machen kann, tut sie das, ja! Natürlich wird an der einen oder anderen Stelle Hollywood-mäßig dramatisiert, aber das ist ja völlig Standard. Die Lebensart vieler Leute aus der Gegend wurde hier echt realistisch dargestellt. 4 Blocks hat uns auch deshalb so gut gefallen, weil unsere Freunde Hassan K und Gringo, von denen vorhin schon mal die Rede war den Soundtrack gemacht haben und Gringo sogar mitspielt.

Um mal auf eure Musik zu kommen: Euer Sound hebt sich sehr stark von derzeitigen Trends in der Rapszene ab. Ein wichtiger Grund dafür sind die Beats, die JackMoe produziert. Wie kommt ihr auf diese 90‘er-Styles?

Chapo: Es war nicht so, dass wir uns vorgenommen haben, genau das Gegenteil von allen anderen zu machen. Hätten wir Bock auf Trap gehabt, würden wir Trap machen … Aber wir fühlen nunmal die Oldschool-Beats und haben mit JackMoe, der ja auch komplett auf diesem Film ist, den besten Produzenten, den wir uns vorstellen können.
Haki: AOB ist halt wirklich eine gute Alternative zu allem, was gerade so läuft. Mit unserer Musik ehren wir die Grundfesten des HipHop, verleihen ihm aber gleichzeitig eine moderne Note. Die anderen Rapper benutzen heutzutage ihre Stimme als Instrument und achten gar nicht mehr auf die Skills oder auf die Texte, worüber wir uns teilweise wirklich die Köpfe zerbrechen … Wir haben da einfach andere Ansprüche.

Werdet ihr auch künftig auf die Trends scheißen und Sachen wie Autotune aus Prinzip nicht nutzen?

Almani: Nein, auf alle Fälle nicht zwingend. Manche Autotune-Sachen hören sich ja auch gut an, gerade diese Adlips feiern wir an vielen Stellen.

Was habt ihr so in eurer Jugend gehört? Gibt es deutsche Rapper, die dazu beigetragen haben, dass ihr jetzt diese Art von HipHop macht?

Bangs: Es war schon eher englischsprachiger Rap, der uns inspiriert hat, oder?
Abiad: … Ja, vor allem die amerikanischen Klassiker, wirklich alles von Mobb Deep bis 2Pac. Und eben der Berliner Sound: Ich habe in der siebten Klasse angefangen, die Sachen von Aggro Berlin und Bushido zu pumpen. Wer uns natürlich auch krass inspiriert hat, ist Said, aber den vergessen wir immer, weil wir mittlerweile so eng mit ihm befreundet sind.
Haki: Bei mir hört man vielleicht auch noch ein bisschen raus, dass ich immer R‘n‘B, also Künstler wie Usher oder Ludacris gefeiert habe … Auch wenn die anderen das vielleicht haten (lacht).

Wer eure Videos gesehen hat, bringt euch zwingend mit Said in Verbindung. Auch ich habe euch auch das erste mal live erlebt, als ihr im Frühjahr 2016 Vorband auf seiner und Achtis „Beutetour“ wart. Said ist auf dem Sampler ganze vier Mal als Featuregast am Start und pusht euch extrem. Wie habt ihr zueinandergefunden?

Bangs: Der Kontakt ist durch ein Mitglied unserer eigentlich zwölfköpfigen Gang zustande gekommen. Er ist der beste Freund von Saids Cousin. Er kennt uns daher auch schon länger, war damals aber noch so sehr mit Hoodrich ausgelastet, dass nie wirklich was zustande gekommen ist. Irgendwann hat unser Homie Kevin dann mal gefragt, ob wir nicht Bock hätten, ihn zu einem Videodreh, das war damals zu „Berliner Schnauze“ von Said und Juju von SXTN, zu begleiten. So kam eins zum anderen und wir sind Freunde geworden, haben ihn und AchtVier schließlich als Vorgruppe auf der „Beutetour“ begleitet … Irgendwann stand dann die Idee mit dem Sampler im Raum … Da haben wir dann auf Features von irgendwelchen x-beliebigen Leuten geschissen und nur unseren Homies Polo und Said drauf genommen, letzteren dann sogar gleich mehrmals.

Hättet ihr ohne die Hilfe von Said trotzdem angefangen, derartig professionelle Musik zu machen?

Haki: Wahrscheinlich schon, nur dass ohne ihn alles viel länger gedauert hätte. Durch all seine Ratschläge können wir einfach enorm viel Zeit sparen.
Chapo: Said hat uns auf jeden Fall einen miesen Schliff gegeben und ist wie ein großer Bruder für uns geworden. Er hat uns zum Beispiel beigebracht, wie man strukturiert einen guten Text schreibt. Said ist halt einfach schon ein paar Jahre im Game: Wir können viel aus seinen Erfahrungen lernen und sind sehr froh über sein Netzwerk, das wir mitnutzen können. Nur so sind wir beispielsweise an Louise Amelie geraten, die unser krasses Albumcover geshootet hat.

Kam über Said auch die Zusammenarbeit mit FloMo zustande? Was genau ist seine Funktion?

Chapo: Ja, wir haben jetzt sozusagen zwei Manager. Simon aka Kalaschnikov ist ja sowieso Teil der Familie und bleibt unser ‚Vertrauensmanager‘ … Er regelt also weiterhin alles, was in seiner Macht steht und direkt mit uns zu tun hat, ist quasi die Stimme aus dem Clan. Moritz von FloMo ist seit einiger Zeit unsere Künstlervertretung, er klärt den ganzen Rest ab.

Ist AOB jetzt das, was früher Hoodrich war oder ist dieser Vergleich eher unpassend?

Haki: Ich denke, dass das schon irgendwie so ist, ja. Nur dass Said zusätzlich die Erfahrungen aus der Hoodrich-Zeit als nützliches Know-how mitbringt … Simpel gesagt sind wir mittlerweile ja sowieso zu einer Crew fusioniert. Said hält diesen Namen am Leben und wir schreien mittlerweile auch mal „Hooooooodrich“, wenn wir auf die Bühne gehen (lacht).